Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser sieht im Umgang mit der Digitalisierung die Schicksalsfrage für die weltweite Vormachtstellung des Industriestandorts Deutschland. Kaeser sagte zur Eröffnung der Hannover-Messe der Zeitung "Bild am Sonntag": "Für Deutschland wie für Siemens geht es darum, die heutige technologische Führerschaft und Vordenkerrolle in der industriellen Produktion zu verteidigen. Industrie 4.0 ist die Schicksalsfrage der deutschen Industrie, die sie aber global beantworten muss."
Zur Begründung sagte Kaeser: "Die vierte Generation der Industrialisierung wird das große Thema sein. Erst gab es Dampfmaschinen, dann kam das Fließband, später die Elektronik und mit ihr die erste Stufe der Automatisierung und jetzt die Digitalisierung." Konkret bedeute das, dass die Produktion der Zukunft immer stärker von intelligenter Software abhängig sei: "Dadurch verschmelzen in der Produktion die reale und die virtuelle Welt. Sensoren sammeln riesige Mengen von Daten. Die werden mit völlig neuer Software ausgewertet. Daraus ergeben sich Erkenntnisse für den Produktionsablauf, die Entwicklung, Erprobung und Verbesserung von Produkten und Service. Industrie 4.0 ist eine Revolution, die die 2020er-Jahre bestimmen wird. Sie wird ganze Geschäftsmodelle und die Industrie weltweit verändern." Der Siemens-Chef weiter: "Deutschland ist die Industrienation der Welt, weit vor den USA und Japan. Denken Sie nur an die deutsche Automobilbranche - sie hat eine einzigartige Spitzenstellung bei Innovation, Technik, Qualität und Leistung." Zugleich widersprach Kaeser Befürchtungen, nach denen die Digitalisierung den Menschen im Produktionsprozess überflüssig mache: "Der Mensch bleibt auch in der Fabrik der Zukunft der kreative Lenker und Denker."