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Aufstellung der ersten Litfaßsäule vor 150 Jahren in Berlin legt
Grundstein für die Plakatbranche / FAW lädt Berliner Bevölkerung
zum Festakt ins Konzerthaus ein / Plakatwettbewerb um das
schönste Motiv zum Thema "150 Jahre Litfaßsäule"
In wenigen Tagen, am 1. Juli 2005, begeht die deutsche
Plakatbranche einen ganz besonderen "Feiertag". An diesem Tag vor
genau 150 Jahren stellte Ernst Litfaß in Berlin seine erste
Annonciersäule auf. Es war die Geburtsstunde der Außenwerbung in
Deutschland, der Grundstein eines Wirtschaftszweigs, der heute mit
mehr als hundert verschiedenen Werbeträgern einen Umsatz von
schätzungsweise 1,5 Milliarden Euro im Jahr erwirtschaftet. Mit einer
Reihe verschiedener Projekte, darunter einem Festakt in Berlin,
würdigt der Fachverband Aussenwerbung e.V., (FAW), Frankfurt, das
Jubiläum und die Verdienste von Ernst Litfaß. Thomas Ruhfus,
Präsident des FAW, betont den besonderen Charakter des ältesten
Werbeträgers seiner Branche. "Die Litfaßsäule hat sich einerseits als
erstaunlich ausdauernd und andererseits als durchaus innovationsfähig
erwiesen".
Die typische Litfaßsäule, heute "Allgemeinstelle", bietet Platz
für Plakate verschiedenster Absender und setzt dabei Werbung in ein
redaktionelles Umfeld aus Bekanntmachungen, Ankündigungen und
Veranstaltungshinweisen. Eine Mischung, die dem Informationsverhalten
der Menschen entgegen kommt. Zugleich hat sie ein hohes
gestalterisches Potenzial, läd mit ihrer außergewöhnlichen Form zu
kreativen Experimenten ein und stellt drehend, leuchtend, verglast,
multimedial und künftig wohl auch digital ihre Wandlungsfähigkeit
unter Beweis. "Sie hat sich in 150 Jahren immer den Bedürfnissen der
Zeit angepasst und sie bedient", resümiert Ruhfus das Erfolgsrezept
des Klassikers. Die Führungsrolle unter den Umsatzträgern der
Außenwerbung hat die Säule zwar längst an andere, jüngere
Plakatformate abgeben müssen, attraktive Standorte und ein günstiges
Preis-/Leistungsverhältnis garantieren ihr aber nach wie vor einen
Stammplatz bei Anbietern und Kunden.
Rund um die erste "Litfaßsäule", wie sie schon bald nach ihrem
ersten Auftritt in der Öffentlichkeit im Jahr 1855 von den Berlinern
genannt wurde, scharen sich inzwischen fast 400 000 weitere
"klassische" Plakate auf Säulen, Großflächen und Citylight-Postern.
Hinzu kommt eine kaum überschaubare Menge ebenso unterschiedlicher
wie unkonventioneller Formate, vom mehrere hundert Quadratmeter
großen Riesenposter bis zur eher kleinflächigen Werbung auf
Zapfpistolen an Tankstellen, auf Kinotickets oder auch rund um ein
Golfloch. Digitale Bildwände auf Bahnhöfen und Flughäfen,
Bandenwerbung in Stadien, Leuchtreklamen und Neonwerbung an und auf
Gebäuden, Wartehallen mit Online-Nutzung sind nur einige Beispiele
für die große Vielfalt, die aus Litfaß' Initiative entstanden ist und
unter dem Begriff "Außenwerbung" oder noch aktueller
"Out-of-Home-Medien" zusammengefasst wird.
Bei aller Unterschiedlichkeit liegt den Werbeformen doch dieselbe
Idee zugrunde, die schon Litfaß bewegte: die gezielte "Schaffung von
Öffentlichkeit" für eine Werbebotschaft. Dafür wird der Werbeträger
durch einen festen Standort institutionalisiert. Die Bürger lernen,
dass sie wichtige Informationen stets an einem bestimmten Platz
vorfinden. Nach diesem Konzept entwickelte der Druckereibesitzer
Ernst Theodor Amandus Litfaß seine Annonciersäulen, wohl auch
inspiriert durch Reisen nach London und Paris, wo es bereits
Ähnliches gab. 1855 stellte der damals 39Jährige seine Erfindung vor.
Er wählte Berlin-Mitte als Standort für die erste Säule und verteilte
innerhalb kurzer Zeit insgesamt 150 Säulen im gesamten Stadtgebiet.
Aus heutiger Sicht würde man von einem Netz hoch frequentierter
Standorte sprechen, ein System, das in der Außenwerbung nach wie vor
Gültigkeit hat. Unterstützt wurde Litfaß vom damaligen
Polizeipräsidenten Karl Ludwig von Hinkeldey, der in den Säulen eine
willkommene Lösung für das Problem der Wild-Plakatierung fand. Zuvor
nämlich wurden Botschaften jeder Art einfach überall an Zäune, Bäume
und Wände geklebt.
Schnell wurden die Litfaßsäulen Bestandteil des öffentlichen
Lebens, Ernst Litfaß war ein gefeierter Mann. "König der Reklame"
oder auch "Säulenheiliger" nannten ihn die Berliner. Er gehörte zu
den großen Unternehmern der Stadt, die in der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts einen Aufschwung von Handel und Industrie erlebte.
Litfaß galt als cleverer Geschäftsmann, der sein Werbeimperium
geschickt mit einem großen gesellschaftlichen und kulturellen
Engagement verknüpfte. Er starb am 27. Dezember 1874 im Alter von 58
Jahren während eines Kuraufenthalts in Wiesbaden und hinterließ
seinen Nachkommen ein Millionenerbe. Deren Interesse am Unternehmen
war allerdings gering. 1880 verloren sie die Konzession für die
Werbesäulen, die Firma Litfaß geriet in Vergessenheit.
Die Litfaßsäulen aber setzten ihren Siegeszug fort. Zur
Jahrhundertwende gab es bereits 400 in Berlin. In den 20er Jahren
begann dann die große Zeit der Markenartikelindustrie, deren Werbung
die Aufrufe, Verordnungen, Verbote, Programme und Wahlplakate
früherer Jahre zu verdrängen begann. Es wurden weitere Säulen
aufgestellt, immer häufiger auch mit großflächigen Plakaten eines
einzigen Kunden - die ersten der heutigen Ganzstellen oder
Ganzsäulen. 1921 übernahm die Stadt Berlin die Organisation und
gründete die Berliner Anschlag- und Reklamewesen GmbH (BEREK). 1970
schließlich wurde die BEREK von den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG)
übernommen und in VVR-BEREK umbenannt. Dieses Tochterunternehmen
vermarktet heute in Berlin rund 3600 Litfaßsäulen, von denen etwa die
Hälfte immer noch Allgemeinstellen im Stile von Litfaß'
Annonciersäulen sind. "Es gehört eben auch zur Bewahrung des
Litfaßerbes, seine Säulen nicht nur für klassische Werbung zu nutzen,
sondern auch Platz zu lassen für andere Informationen", betont
Andreas Orth, Geschäftsführer der VVR-BEREK. "Gerade bei
Kulturveranstaltungen sind die Litfaßsäulen außerordentlich beliebt.
Dem wollen wir uns als regionaler Marktführer und Litfaß-Erbe auch
künftig nicht verschließen".
Von einer Berliner Besonderheit haben sich die Säulen längst zu
einem Werbeklassiker in ganz Deutschland entwickelt. Rund 62 000
Allgemeinstellen und 12 500 Ganzstellen (exklusiv von einem
Werbekunden belegt) bereichern überall das Stadtbild. 35 Unternehmen
haben die Säulen als Werbeträger in ihrem Produktportfolio. Größter
Vermarkter unter den Mitgliedsunternehmen im FAW ist die
Ströer-Gruppe, Köln, mit rund 26 000 Säulen, gefolgt von der
Freund-Gruppe / awk Koblenz mit 5600 Anlagen, VVR-BEREK sowie Ilg
Aussenwerbung, Stuttgart, mit 2 500 Säulen.
Als Interessenvertretung von rund 40 Unternehmen der Außenwerbung
in Deutschland ist das Jubiläum "150 Jahre Litfaß" für den
Fachverband Aussenwerbung (FAW) Anlass für eine Reihe von Aktionen.
Am 31. Juli findet unter Schirmherrschaft des FAW im Berliner
Konzerthaus am Gendarmenmarkt ein Gala-Konzert für geladene Gäste und
die Berliner Bevölkerung statt. Eintrittskarten für die Bürger der
Stadt werden über den Hörfunk sowie über Ausstrahlungen im "Berliner
Fenster" verlost. Das Ensemble des Konzerthauses spielt Stücke von
Mozart, Mahler und Martinu, Andreas Orth von der VVR-BEREK verleiht
Preise an Berliner Jugendprojekte des Konzerthauses. Höhepunkt der
Veranstaltung ist die Siegerehrung des Plakatwettbewerbs "150 Jahre
Litfaßsäule", den der FAW unter Studenten ausgeschrieben hat. Die
drei besten Plakate des Wettbewerbs werden prämiert. Anschließend
soll das Siegermotiv im Rahmen einer bundesweiten Imagekampagne mit
60 000 Plakaten an Allgemeinstellen in ganz Deutschland aushängen.
Die Kampagne ist zugleich Auftakt für ein neues Forschungsprojekt, um
die Leistungsfähigkeit des Mediums Allgemeinstelle mit aktuellen
Daten zu dokumentieren.
Bereits im Februar hat der FAW gemeinsam mit dem Bundesministerium
der Finanzen eine Sonderbriefmarke zu Ehren von Ernst Litfaß
vorgestellt. Das Postwertzeichen "150 Jahre Litfaß" wird in einer
Gesamtauflage von 13 Millionen Exemplaren hergestellt. In einem
Festakt übergab Finanzstaatssekretär Karl Diller Erstdrucke an
Matthias Platzeck, Ministerpräsident des Landes Brandenburg, an Ernst
Litfaß, Urgroßneffe des Litfaßsäulen-Erfinders, an FAW-Präsident
Thomas Ruhfus und weitere Vertreter der Außenwerbung wie auch an
Karl-Heinz Nietzsche, den dienstältesten Plakatierer Berlins.
Siegfried Marter, Geschäftsführer der Deutschen Eisenbahn-Reklame,
Kassel, erhielt ebenfalls einen der begehrten Erstdrucke. Sein
Unternehmen zeigt die Verbundenheit mit Ernst Litfaß auf besondere
Weise: Seit 1972 zeichnet die Deutsche Eisenbahn-Reklame mit der
Ernst Litfaß-Medaille regelmäßig Persönlichkeiten und Institutionen
aus, die sich um die Außenwerbung verdient gemacht haben. Auch
Berlin, Heimatstadt von Ernst Litfaß, wurde 1979 mit der Medaille
geehrt.
Weitere Informationen erteilt der
Fachverband Aussenwerbung e.V.
Ginnheimer Landstraße 11
60487 Frankfurt
Originaltext: Fachverband Aussenwerbung e.V.
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