
FRANKFURT (Dow Jones)--Ungeachtet des Rücktritts ihres langjährigen Vorstandsvorsitzenden Burkhard Schuchmann hält die Vossloh AG an ihrer bisherigen strategischen Ausrichtung fest. Finanzvorstand Werner Andree betonte am Freitag, an dem bisherigen Wachstumskurs ändere sich nichts. Auch der Aufsichtsrat unterstütze ein nachhaltiges Wachstum. Für 2006 kündigte Andree ein Umsatzplus und wieder eine deutliche Umsatzsteigerung an, nachdem der Gewinn bei dem Eisenbahnunternehmen aus dem sauerländischen Werdohl in diesem Jahr von Restrukturierungskosten gedrückt worden war.
Die Gründe für den am Vortag überraschend angekündigten Rückzug von Schuchmann zum Jahresende blieben jedoch weiter offen. Der scheidende Vorstandsvorsitzende, der das Unternehmen bereits seit 1986 führt und auch an die Börse gebracht hat, wollte sich am Freitag auf einer Pressekonferenz in Frankfurt nicht näher zu seiner Entscheidung äußern. Aus Kreisen hatte es am Vortag geheißen, es habe Differenzen mit dem Aufsichtsrat über den künftigen Wachstumskurs gegeben. Finanzvorstand Andree sagte lediglich, im Vorstand habe es keinen Streit hierüber gegeben.
Andree wird Vossloh in einer Interimslösung nun zunächst gemeinsam mit Personal-Vorstand Milagros Caina-Lindemann führen. Die Aufgaben, die bisher Schuchmann wahrgenommen habe, seien bereits entsprechend aufgeteilt worden, sagte er. Bis wann ein Nachfolger von Schuchmann gefunden sei, könne er nicht sagen. Dies sei Sache des Aufsichtsrates.
Der Finanzvorstand wollte jüngste Interview-Aussagen von Schuchmann, wonach das Unternehmen bis 2010 einen Umsatz von 3 Mrd EUR erreichen könne, nicht wiederholen. Er unterstrich jedoch, an der grundsätzlichen Beurteilung der Marktsituation habe sich nichts geändert. Auch er halte ein solches Umsatzvolumen grundsätzlich für erreichbar. Es sei aber nicht auszuschließen, dass der künftige Vorstandsvorsitzende andere strategische Schwerpunkte setze. Der Aufsichtsrat teile jedoch die Einschätzung zu den Potenzialen eines organischen und externen Wachstums, hob Andree hervor.
Vossloh-Familie will doch nicht aussteigen
Marktgerüchte, die Vossloh-Familie wolle sich von ihren Anteilen trennen, treffen offenbar nicht zu. "Die Familie erwägt keine Verkauf", sagte der Finanzvorstand. Die Familie hält als Großaktionär immer noch rund 30% der im MDAX geführten Vossloh-Aktien. Am Freitag kletterte der Vossloh-Kurs bis zum frühen Nachmittag um 0,3% auf 41,56 EUR.
Für das kommende Jahr stellte Vossloh erwartungsgemäß Verbesserungen bei Umsatz und Gewinn in Aussicht. So soll das operative Ergebnis (EBIT) 2006 auf 106,6 Mio EUR steigen nach erwarteten rund 90 Mio EUR in diesem Jahr. Der Umsatz wird von etwa 1 Mrd auf 1,14 Mrd EUR klettern, wobei dazu auch die Akquisition von Pfleiderer track systems beitragen wird, die bis Ende 2005 noch abgeschlossen sein soll. Beim Konzernüberschuss rechnet Vossloh im kommenden Jahr mit einer Verbesserung auf 53,0 Mio EUR von knapp 47 Mio EUR im laufenden Jahr.
Lok-Produktion in Kiel sinkt weiter
In diesem Jahr war das Ergebnis des Konzerns von Restrukturierungen belastet, die vor allem das Lokomotivwerk in Kiel betrafen. Finanzvorstand Andree verwies darauf, dass das Absatzvolumen auch 2006 noch weiter sinken wird. Nach 126 Loks im vergangenen Jahr und 87 Fahrzeugen in diesem sei 2006 nur noch ein Absatz von etwa 50 Lokomotiven zu erwarten, sagte er. Dennoch werde durch Kostensenkungen und Produktivitätssteigerungen der Breakeven in Kiel erreicht.
2005 sei für Vossloh in vielerlei Hinsicht "ein Jahr wesentlicher Weichenstellungen" gewesen, betonte Andree. Hierzu gehöre die Akquisition des Diesellok-Werkes in Valencia. Die Kapazitäten dieses Werkes seien für die kommenden Jahre ausgebucht. Mit der neuen Produktion habe Vossloh die große Chance, ihre bereits starke Marktstellung im Diesellok-Markt weiter auszubauen. Einen "markanten Wachstumsschub" werde zudem die Übernahme der Pfleiderer-Aktivitäten bringen.
-Von Andreas Heitker, Dow Jones Newswires, +49 (0)211 13872 14,
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