
STUTTGART (Dow Jones)--Bei der DaimlerChrysler AG, Stuttgart, sind mit dem überraschend hohen Gewinn der Mercedes Car Group (MCG) die Befürchtungen über größere Probleme bei der US-Tochter Chrysler vorerst in den Hintergrund gerückt. Der Automobilhersteller übertraf die Gewinnerwartungen des Marktes deutlich und bekräftigte das Jahresziel, einen operating Profit von über 6 Mrd EUR erreichen zu wollen. Trotz eines mageren Gewinns im zweiten Quartal und dem anstehenden Verlust im dritten Quartal soll Chrysler 2006 insgesamt schwarze Zahlen schreiben.
Der Konzern übertraf mit einer Steigerung des operativen Gewinns von 11% auf 1,857 Mrd EUR die Prognosen der Analysten deutlich. Sie hatten lediglich mit 1,656 Mrd EUR gerechnet. Die Ergebnisverbesserung ist maßgeblich vom deutlichen Anstieg des operating Profit bei der Mercedes Car Group geprägt, wie DaimlerChrysler begründete. Im zweiten Quartal stieg der operative Gewinn der Sparte auf 807 Mio nach 12 Mio EUR im Vorjahr. Analysten hatten nur mit 501 Mio EUR Gewinn gerechnet.
Dabei profitierte MCG, in der die Marken Mercedes-Benz, smart und Maybach zusammengefasst sind, nicht zuletzt vom Wegfall hoher Sonderbelastungen im Vorjahresquartal. Damals hatte allein die Sanierung der defizitären Kleinwagentochter smart mit 311 Mio EUR zu Buche geschlagen. Dazu kamen die operativen Verluste von smart, sowie nie genau bezifferte Qualitätskosten und ein ungünstiger Fahrzeug-Mix.
Im Berichtsquartal steigerte MCG außerdem den Absatz um 6% und verkaufte margenstärkere Fahrezeuge. Hinzu kommen laut DaimlerChrysler Effizienzsteigerungen, die auch in naher Zukunft zu Ergebnisverbesserungen führen sollen. Die Mercedes Car Group liege somit voll im Plan, die für das Jahr 2007 angestrebte Umsatzrendite von 7% zu erreichen, bekräftigte das Unternehmen.
Analyst Michael Punzet von der Landesbank Rheinland-Pfalz bescheinigte dem Konzern eine "deutlich bessere" Entwicklung als erwartet. Offensichtlich griffen die Maßnahmen der Umstrukturierung schneller als allgemein angenommen. Der Aktienmarkt reagierte auf die Nachrichten von DaimlerChrysler mit Käufen: Die Aktie des Automobilhersteller stieg in einem festen Markt bis 15.28 Uhr um 4% auf 40,43 EUR. In der Spitze lag der Kurs noch fast 1 EUR höher.
DaimlerChrysler ist es mit seinen Halbjahreszahlen offensichtlich gelungen, die Befürchtungen der Investoren über größere Probleme bei der Chrysler Group vorerst zu zerstreuen: Zwar stellte die US-Tochter für das dritte Quartal einen operativen Verlust von 500 Mio EUR in Aussicht. Aufgrund der Einführung von neuen Modellen in der zweiten Jahreshälfte sei für das vierte Quartal und für das Gesamtjahr jedoch wieder mit einem positiven Ergebnis zu rechnen, so der Automobilkonzern.
Die Ergebnisdelle begründete DaimlerChrysler mit hohen Händlerbeständen. Um sie abzubauen sollen Fahrzeugproduktion und Auslieferungen an Händler im dritten Quartal verringert werden. Darüber hinaus führten die bevorstehenden Modellwechsel in den betroffenen Werken zu Produktionsausfällen, erklärte Chrysler. Belastend wirkten sich weiterhin die Anlaufkosten für acht neue Fahrzeugmodelle aus.
Bereits im zweiten Quartal verzeichnete Chrysler einen Einbruch des operativen Gewinns auf 51 Mio EUR. Im Vorjahreszeitraum hatte die Daimler-Tochter noch 544 Mio EUR verdient. Außer dem neu gefassten Segment "Van, Bus, Other" verzeichneten alle anderen Sparten steigende Gewinne. "Van, Bus, Other" wurde von einem Sondereffekt mit 145 Mio EUR belastet. Auf operativer Ebene seien die Ergebnisse "in der Summe in Ordnung", urteilte Analyst Punzet.
Überraschend hoch fiel mit 1,810 (Vorjahr: 0,737) Mrd EUR das Nettoergebnis des Konzerns aus. Dabei stammen allein 800 Mio EUR aus dem Verkauf von EADS-Aktien.
-Von Matthias Krust, Dow Jones Newswires; +49 (0)711 - 22874 12,
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