
Der Verkauf der Pharmasparte der Bad
Homburger ALTANA AG
Konzernchef Nikolaus Schweickart kündigte für 2006 eine prozentual zweistellige Dividendenerhöhung auf 1,30 Euro pro Anteilsschein (2005: 1,10) an. Zudem soll wie bereits bekannt eine Sonderdividende gezahlt werden. Diese liege nun in einer Höhe von 32 Euro pro Aktie. Zuletzt wurden noch 31 Euro pro Anteilsschein genannt.
PROBLEME DER PHARMASPARTE - NYCOMED BESTER PARTNER
Hintergrund des milliardenschweren Verkaufs von ALTANA Pharma seien die Verzögerungen bei der Zulassung neuer Produkte wie dem Atemwegsmittel Daxas sowie die gestiegenen Forschungs- und Entwicklungskosten und die hohen Anforderungen der Zulassungsbehörden in den USA und Europa.
ALTANAs Pharmasparte lebt vom Verkaufserfolg des Magenmittels Pantoprazol (USA: Protonix). In Europa läuft der Patentschutz für das Medikament, das 58 Prozent zum Konzernumsatz beiträgt, 2009 aus, in den USA 2010. "Durch die Verzögerungen bei Daxas wird nach dem Patentablauf von Pantoprazol in den Jahren 2009/10 eine erhebliche Umsatz- und Nachschublücke entstehen, die zu einem wesentlichen Ergebnisrückgang führen wird", bekräftigte Schweickart frühere Aussagen.
AKTIONÄRSSCHÜTZER KRITISIEREN BEWERTUNG
Aktionärsschützer hatten den Verkauf aus Bewertungsgründen kritisiert. "Wir stimmen zwar dem Verkauf zu, aber nicht weil wir glauben, dass ein Verkauf notwendig war, sondern nur um weiteren Schaden von den Aktionären abzuwenden", sagte Wolfgang Kirn von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger SdK. Kirn und andere Aktionäre hatten einen deutlicheren Bewertungsaufschlag erwartet.
Schweickart erklärte, die Bewertung von ALTANA Pharma im Verkaufsprozess sei fair. Ein Wertgutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG kommt wegen der Probleme der ALTANA Pharma bei der Entwicklung neuer Medikamente auf einen Abschlag von rund 40 Prozent im Vergleich zur Konkurrenz. Analysten hatten das Pharmageschäft des bisherigen DAX-Konzerns maximal mit 4,3 bis 6,8 Milliarden Euro bewertet.
Markus Hoffmann, Rechtsanwalt und Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) kritisierte, dass ALTANA in der Vergangenheit zu wenig in die Pharmasparte investiert habe. "Man hätte aus unserer Sicht sehr viel stärker darauf achten können, dass ein Nachfolgeprodukt die erwarteten Umsatzausfälle von Pantoprazol zum Ende des Jahrzehnts auffängt". Der Forschungsaufwand habe sich in den vergangenen Jahren deutlich erhöht, erklärte Schweickart. Man müsse heute davon ausgehen, dass die Forschungskosten für Blockbuster-Medikamente, also für Mittel mit einem Umsatz von 1 Milliarde Euro oder mehr zwischen 700 bis 800 Millionen Euro lägen. "Für ein Unternehmen mit der Größe der ALTANA Pharma sind diese Forschungskosten nicht zu schultern", erklärte der Manager.
AKTIONÄRE STIMMEN VERKAUF ZU
Für den Verkauf der Pharmasparte an Nycomed war eine Zustimmung des anwesenden ALTANA-Grundkapitals von 75 Prozent erforderlich. "Insgesamt 63 Prozent des Grundkapitals waren bei der Abstimmung vertreten, also 88 Millionen Stimmen - davon haben 87 Millionen Stimmen für den Verkauf votiert", sagte ein Altana-Sprecher auf Anfrage. Die Erreichung der notwendigen 75 Prozent des Grundkapitals für den Verkauf war nie in Gefahr, da Großaktionärin Susanne Klatten 50,10 Prozent des Kapitals hält. Die Veräußerung soll bis zum 29. Dezember 2006 über die Bühne gehen. Der wirtschaftliche Übergang ist zum 1. Januar 2007 vorgesehen.
Die europäischen und amerikanischen Kartellbehörden haben die Übernahme bereits ohne Auflagen genehmigt. Der Name und die Marke ALTANA bleiben bei der ALTANA AG, die unter diesem Namen als börsennotiertes Spezialchemieunternehmen weitermachen soll./ep/sb
ISIN DE0007600801
AXC0029 2006-12-20/08:43