Im Ringen um eine Verteilung der
Sanierungslasten beim angeschlagenen Flugzeugbauer Airbus
unterstützt die IG-Metall den von Frankreichs Präsident Jacques
Chirac und Kanzlerin Angela Merkel vorgezeichneten Kurs. Eine
gleiche Verteilung der Belastungen und der Zukunftschancen auf die
Standorte in Deutschland und Frankreich sei auch die Linie der
Gewerkschaft, sagte der Sprecher der IG-Metall-Küste, Daniel
Friedrich, dem Sender Deutschlandradio Kultur am Samstag. Er betonte
die Bedeutung der deutschen Beteiligung am EADS-
In der Standortfrage hat die deutsche Seite nach einem "Focus"- Bericht einen ersten Verhandlungserfolg erzielt. Das Airbus- Erfolgsmodell A320 solle künftig in Hamburg zusammengebaut werden, schreibt das Magazin - allerdings ohne Angaben von Quellen. Damit müssten die Franzosen den Airbus-Verkaufsschlager an die Deutschen abgeben. Auch das Nachfolgemodell des A320, bei dem die neue Bauweise aus Kohlenfaserverbundstoff (CFK) vorgesehen ist, solle in Deutschland produziert werden.
RECHTSVERBINDLICHE VEREINBARUNG FÜR DEN A320
Derzeit arbeite der Konzern an einer rechtsverbindlichen Vereinbarung für den A320, die die deutsche Seite zuvor verlangt habe. Im Gegenzug erhält Toulouse laut "Focus" den Zuschlag für die A350-Endmontage. Für den geplanten Langstreckenflieger sollten die norddeutschen Werke aber auch Teile der Rumpfproduktion und Kabinenausstattung bekommen. Die Produktionsverteilung beim A350 hatte am vergangenen Sonntag einen Streit im Board of Directors beim Mutterkonzern EADS ausgelöst. Nach "Focus"-Angaben hatte Louis Gallois, in Personalunion EADS- und Airbus-Chef, dort ein Konzept vorgestellt, das er mit seinem Co-Vorstandsvorsitzenden bei EADS, Tom Enders, nicht abgestimmt haben soll.
Dem "Focus"-Bericht zufolge hat der EADS-Aufsichtsrat am vergangenen Sonntag dem Sanierungsprogramm "Power8" weitgehend zugestimmt. Zu betriebsbedingten Kündigungen solle es nicht kommen. Dennoch müssten europaweit rund 10 000 Stellen, vorwiegend in der Verwaltung, gestrichen werden. In Deutschland arbeiten 23 000 Menschen bei Airbus. Den einzelnen Standorten solle es laut "Focus" überlassen bleiben, wie sie die Einsparungen realisieren. Vorruhestandsregelungen und Abfindungsangebote seien im Gespräch. Als weitere Maßnahme habe der Aufsichtsrat eine Arbeitszeitverlängerung von 35 auf 40 Stunden pro Woche ohne Lohnausgleich vorgeschlagen.
2 FRANZÖSISCHE UND 2 DEUTSCHE WERKE KÖNNTEN VERKAUFT WERDEN
Zudem wolle Airbus zwei französische Werke (Saint Nazaire, Meaulte) und zwei deutsche (Nordenham, Varel) verkaufen. Unklar sei noch, ob der Konzern als Minderheitsgesellschafter mit an Bord bleibt oder die Standorte komplett veräußert. Der Betriebsratschef im Werk Nordenham, Michael Eilers, kündigte bereits einen Arbeitskampf an: "Wenn das so eintreten sollte, kann man nicht erwarten, dass wir die Termine einhalten. Dann schmeißen wir die Brocken schon mal hin", sagte er dem "Focus". Ähnlich reagiert sein Kollege Jürgen Blümel aus Varel: "Das kann durchaus heißen, dass wir nach Hause gehen, weil wir einfach nicht mehr arbeiten können."
Merkel und Chirac hatten sich am Freitag bei einem Treffen in Meseberg bei Berlin für eine faire Lastenverteilung bei der Sanierung des Flugzeugbauers Airbus ausgesprochen. Konkrete Aussagen über den Stellenabbau und die betroffenen Standorte wurden nicht gemacht. Dies sei allein Sache des Airbus-Mutterkonzerns EADS. Deutschland und Frankreich sind maßgeblich am europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern EADS beteiligt - weitere Airbus-Nationen sind Spanien und Großbritannien.
Der Luftfahrtexperte der SPD-Bundestagsfraktion, Ditmar Staffelt, kritisierte unterdessen das Bundeswirtschaftsministerium, weil es in Deutschland an einem Luft- und Raumfahrtkoordinator fehle. "Es war einfach fahrlässig, dass es bisher keinen Koordinator für Luft- und Raumfahrt gab, der ständig im Gespräch mit Airbus, Zulieferern und Regierungen war", sagte er der "Hamburger Morgenpost am Sonntag"./ks/DP/he
ISIN NL0000235190
AXC0015 2007-02-25/14:50