Washington (BoerseGo.de) - Innerhalb der US-Notenbank dürfte ein Umdenkprozess stattfinden was die Abneigung gegenüber Vermögensblasen betrifft. So erklärte der Präsident der Federal Reserve Minneapolis, Gary Stern, im Zusammenhang mit dem in diesem Monat fast erfolgten Zusammenbruch der Investmentbank Bear Stearns, in einer Rede vor dem European Economics and Financial Centre in London, dass er weiterhin die Ansicht vertritt, dass Niveaus von Vermögensbewertungen nicht zum Gegenstand der Fed-Politik gemacht werden sollen. “Ich achte auf die Folgen der durch die Hauspreisrückgänge verursachten Insolvenzwelle und die entstandenen Folgen durch den frühen Kollaps von Technologieaktien”. Es liege im Bereich des möglichen, dass die geldpolitischen Verantwortungsträger die entstandenen Preisniveaus unterstützen oder zumindest tolerieren, heißt es weiter vom stimmberechtigten Mitglied des Offenmarktausschusses der Federal Reserve.
Damit stellte sich Stern gegen den jahrelangen Kampf der Fed, Vermögensblasen zu verhindern bzw einzudämmen, ohne gleichzeitig die Wirtschaft durch hohe Zinsen zu belasten.
Für zwei Jahrzehnte hat die Philosophie des früheren Notenbankchefs Alan Greenspan dem Kampf der Vermeidung von Vermögensblasen gegolten. Greenspan war der Überzeugung, dass sich die Kosten für die Wirtschaft deutlich verringern, falls Blasen bereits im fühen Stadium als solche identifiziert und eingedämmt werden. Im anderen Falle sei mit schweren wirtschaftlichen Rezessionen und einer Destabilierung der Finanzmärkte zu rechnen. Am Vortag habe Greenspan in einer Email-Antwort die Ansicht bestätigt, dass es zum besten Wohle für alle wäre, wenn aufkeimende Vermögensblasen zur Entschärfung gebracht werden. Dagegen hat sich sein Nachfolger Ben Bernanke in öffentlicher Form gegen die Verwendung von Zinsen zur Anpassung von Vermögensbewertungen ausgesprochen. Er betrachte die Leitzinsen vor allem als Mittel zur Konjunkturstimulierung und Inflationsbekämpfung.