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EZB trotz Wachstumsschwäche über Inflationsrisiken besorgt

Finanznachrichten News

DJ EZB trotz Wachstumsschwäche über Inflationsrisiken besorgt

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) ist trotz der aktuellen Konjunkturschwäche in der Eurozone über die Inflationsrisiken besorgt und misst der Verankerung der Inflationserwartungen große Bedeutung bei. Vorrangiges Ziel sei die Gewährleistung von Preisstabilität auf mittlere Sicht, schreibt die EZB in ihrem am Donnerstag veröffentlichten Monatsbericht. Sie unterstreicht, dass sie unbedingt entschlossen sei, "die mittel- und langfristigen Inflationserwartungen fest auf einem Niveau verankert zu halten, das mit Preisstabilität in Einklang steht".

Vor dem Hintergrund deutlich gestiegener Inflationsraten sind der Notenbank zufolge "breit angelegte Zweitrundeneffekte bei der Lohn- und Preissetzung zu vermeiden". Der EZB bekräftigt zudem die bisherige Einschätzung, dass ihre gegenwärtige geldpolitische Ausrichtung geeignet ist, die Kaufkraft auf mittlere Sicht zu erhalten und ein nachhaltiges Wachstum sowie die Beschäftigung zu stützen. Es würden auch in nächster Zeit alle Entwicklungen "sehr genau" verfolgt, so die Notenbank.

Die EZB geht weiterhin davon aus, dass der Anstieg der Verbraucherpreise noch für geraume Zeit die Marke von knapp 2% Jahresrate übertreffen wird, die der Notenbank als vereinbar mit Preisstabilität gilt. Für 2009 sei dann mit einer allmählichen Abschwächung der Teuerung - gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) - zu rechnen. Im August war der HVPI für die Eurozone mit einer Jahresrate von 3,8% gestiegen, im Juli und Juni mit jeweils 4,0%. Die EZB hatte ihren Leitzins zuletzt im Juli um 25 Basispunkte auf 4,25% angehoben.

Laut EZB bleiben die Inflationsrisiken mittelfristig nach oben gerichtet. Zu diesen Risiken zählten mögliche neue Preissteigerungen bei Rohstoffen sowie die Gefahr, dass sich aus früheren Rohstoffpreisanstiegen stärkere indirekte Auswirkungen auf die Verbraucherpreise ergeben.

Vor diesem Hintergrund hatte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet vor einer Woche die neuen Inflationsprojektionen der Notenbank vorgestellt. Demnach erwartet der EZB-Stab im Mittelwert dieser Projektionen für 2008 einen durchschnittlichen Preisauftrieb von 3,5% und für 2009 eine Inflation von 2,6%. Für beide Jahre wurden die Schätzungen damit gegenüber den Juni-Projektionen angehoben.

"Es bestehen insbesondere sehr große Bedenken, dass sich aus dem Preis- und Lohnsetzungsverhalten breit angelegte Zweitrundeneffekte ergeben", betont die Notenbank weiter. Der EZB-Rat beobachte diesbezüglich alle Entwicklungen im Euroraum mit "besonderer Aufmerksamkeit". Als Preisrisiken aufgeführt wurden ferner unvorhergesehene Erhöhungen indirekter Steuern und administrierter Preise. Zudem bestätige die monetäre Analyse die nach oben gerichteten Preisrisiken, heißt es.

Hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung überwiegen im EZB-Monatsbericht die pessimistischen Töne. Demnach befindet sich das Eurogebiet derzeit in einer Schwächephase, die durch hohe Rohstoffpreise gekennzeichnet ist, die das Verbrauchervertrauen und die Nachfrage belasten. Zudem sei das Investitionswachstum nur noch gedämpft. "Auf diese Phase dürfte eine allmähliche Erholung folgen", erklärt die EZB weiter. Sie begründet diese Einschätzung auch damit, dass der Rückgang der Ölpreise die Realeinkommen und damit das Wachstum stützen dürfte.

Profitieren werde die Eurozone außerdem vom robusten Wachstum in den Schwellenländern. Nach Einschätzung der EZB bleiben die Aussichten für die Konjunkturentwicklung jedoch weiter mit "besonders großer Unsicherheit behaftet, allgemein überwiegen die Abwärtsrisiken". Der EZB-Stab legt dabei gegenwärtig für dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum in der Eurozone von 1,4% zugrunde, im kommenden Jahr sieht er es bei 1,2%. Damit senkte der Stab seine Wachstumsprojektionen im Vergleich zum Juni für beide Jahre.

Zudem bestünden weiterhin Abwärtsrisiken im Zusammenhang mit der Möglichkeit, dass die Auswirkungen der Spannungen an den Finanzmärkten auf die Realwirtschaft negativer ausfallen als derzeit angenommen. Potenzielle unkontrollierte Entwicklungen aufgrund von globalen Ungleichgewichten brächten ebenfalls Abwärtsrisiken für die Konjunkturaussichten mit sich, schreibt die EZB.

Webseite: http://www.ecb.int 
 
   DJG/hab/ptt 
 

(END) Dow Jones Newswires

September 11, 2008 04:06 ET (08:06 GMT)

Copyright (c) 2008 Dow Jones & Company, Inc.

© 2008 Dow Jones News
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