DJ UPDATE3: Lloyds TSB übernimmt Hypothekenfinanzierer HBOS
(NEU: Weitere Details, aktuelle Aktienkurse) Von Ragnhild Kjetland DOW JONES NEWSWIRES
LONDON (Dow Jones)--Das Konsolidierung im globalen Bankensektor beschleunigt sich. Am Donnerstagmorgen gab die britische Lloyds TSB Group die Übernahme des schottischen Hypothekenfinanzierers HBOS plc bekannt. Die Offerte bewertet HBOS mit insgesamt 12,2 Mrd GBP.
Laut Vertrag sollen HBOS-Aktionäre pro Titel 0,83 Lloyds-TSB-Aktien erhalten. Die Anteilseigner von HBOS werden damit künftig 44% an dem neuen Finanzriesen halten, die Aktionäre von Lloyds TSB mit 56% die Mehrheit.
Am Markt wurde die Übernahme als positiv für HBOS gewertet. Nach Tagen des Kursverfalls haussierte die Aktie bis 16.55 Uhr um 25% auf 181 Pence. Zwischenzeitlich notierte das Papier rund 52% im Plus. Der Titel von Lloyds-TSB drehte hingegen nach anfänglichen Gewinnen ins Minus und verliert 13,6% auf 242 Pence.
Dabei ist Lloyds eigenen Angaben zufolge bereits Anfang August auf HBOS zugegangen, um eine mögliche Fusion auszuloten. Wegen Wettbewerbsbedenken habe man dann aber zunächst Abstand davon genommen, sagte Lloyds-Chairman Victor Blank. Am Montag sei dann wieder Bewegung in die Gespräche gekommen, nachdem der britische Premierminister Gordon Brown seine Unterstützung zugesagt habe. Ohne diese wäre die Transaktion unmöglich gewesen, so Blank.
Zusammen werden HBOS und Lloyds TSB rund ein Drittel aller britischen Hypothekenkredite sowie ein Viertel der gesamten britischen Spareinlagen halten. Ein "Gentlemen's Agreement" über die Deckelung von Marktanteilen gebe es nicht, sagte Blank.
Die britische Finanzaufsicht hatte unmittelbar nach Bekanntwerden der Einigung mitgeteilt, der Schritt sei zur Stabilisierung des Finanzplatzes Großbritannien "willkommen", auch wenn HBOS allein solvent sei. Brown begrüßte die Transaktion, die das britische Finanzsystem stärker mache.
Auch die Bank of England begrüßte die Fusion. Das Zusammengehen der beiden Institute sei mit Blick auf die Finanzstabilität erfreulich, sagte ein Sprecher zu Dow Jones Newswires. "Es ist Teil der notwendigen Anpassungen an den Finanzmärkten und liegt im Interesse der Finanzstabilität".
Marktbeobachter stuften die Transaktion zwar als riskant ein. Der Kauf des Baufinanzierers biete allerdings auch "enorme Chancen", sagte ein Händler. Die Analysten der UBS wiesen beispielsweise darauf hin, dass der Substanzwert von Lloyds TSB mit dem Zukauf nun deutlich steige. Es entstehe eine Bank, die den britischen Markt dominiere.
Die aus der Fusion von Lloyds TSB und HBOS entstehende neue Gesellschaft wird nach derzeitigem Stand über liquide Mittel von 80 Mrd GBP verfügen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Marktlage will die neue Gesellschaft Liquidität und Bilanz mit "extremer Vorsicht" behandeln, versprach Lloyds-TSB-CEO Eric Daniels.
Die Gesellschaft - für die es nach Angaben des designierten CEO noch keinen Namen gibt - will eine Kernkapitalquote zwischen 6% und 7% erreichen. Gegenwärtig liegt die kombinierte "Tier-1-Ratio" bei 5,9%. Diese sei zwar "robust", eine Verbesserung sei aber das Ziel. "Wir werden unsere Kapitalquote durch Kostensynergien erhöhen", sagte Daniels.
Zudem solle die Kernkapitalquote durch die Zahlung der Dividende nur in Aktien erhöht werden sowie durch eine Begrenzung der Ausschüttung auf 40% im kommenden Jahr. Daniels sieht außerdem noch weitere Maßnahmen, die zu diesem Zweck ergriffen werden sollen. Über diese werde das Finanzinstitut aber erst zum Jahresende informieren, so der Manager.
In einer Reaktion auf den Zusammenschluss stellte die Ratingagentur Fitch jedoch die Emittentenausfallratings der beiden Bank unter Beobachtung für eine mögliche Herabstufung. Fitch begründete dies mit den Integrationsrisiken in dem aktuell turbulenten Marktumfeld.
Lloyds TSB teilte mit, ab 2011 einen positiven Ergebnisbeitrag von 20% je Aktie zu erwarten. Zudem sollen aus dem Zusammenschluss Kostensynergien von über 1 Mrd GBP pro Jahr entstehen.
Nach der Fusion dürfte es aber auch zu Entlassungen kommen. Daniels rechnet allerdings nicht damit, dass - wie in den Medien berichtet - 40.000 Stellen wegfallen werden. Nähere Details nannte er nicht. Lloyds TSB und HBOS beschäftigen derzeit insgesamt mehr als 130.000 Arbeitnehmer. Auch Chairman Blank nannte die Zahl "lächerlich".
Die britische Regierung hatte die Verhandlungen aktiv begleitet, um einen erneuten Zusammenbruch wie bei Northern Rock im vergangenen Jahr zu vermeiden.
In den Vergangenheit war die HBOS-Aktie extrem unter Druck geraten: Der britische Hypothekenfinanzierer büßte alleine seit Freitag rund zwei Drittel seiner Marktkapitalisierung ein. Auch Beteuerungen des Instituts und der Bankenaufsicht, HBOS habe keine Refinanzierungsprobleme, konnten den Kursrutsch in den zurückliegenden beiden Tagen nicht verhindern.
Webseiten: http://www.hboslc.com/ http://www.lloydstsb.com/ -Von Ragnhild Kjetland; Dow Jones Newswires; +49 (0)69 - 29725 111, unternehmen.de@dowjones.com DJG/DJN/ncs/nas/jhe
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September 18, 2008 11:03 ET (15:03 GMT)
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