New York (BoerseGo.de) - Tagelang hatte sich die Wall Street auf das Ereignis gefreut - und dann kam diese Reaktion. Kaum hatte US-Finanzminister Timothy Geithner das heiß erwartete Bankenrettungs-Paket enthüllt, startete eine massive Verkaufswelle.
Vielleicht lag es daran, dass das Programm nur den Erwartungen entsprach, weil Einzelheiten (Erweiterung des Troubled Assets Relief Program (TARP) auf eine Billion Dollar, Verkauf „toxischer“ Anleihen an private Großinvestoren) schon vorher durchgesickert waren. Vielleicht hatte manche Spieler den Stein der Weisen erwartet, Geithner spazierte aber weder über den Hudson River noch wandelte er Wasser in Wein um.
Wasser auf die Mühlen der Panikmacher
Vielleicht wurden auch Geithners begleitende Kommentare als Verkaufsvorwand benutzt. „Anstatt den Katalysator für die Erholung zu spielen, arbeitet das Finanzsystem derzeit gegen die Erholung“, klagte der Politiker. Gleichzeitig übe die Rezession einen wachsenden Druck auf die Banken aus. „Das ist eine gefährliche Dynamik - und wir müssen ihr Einhalt gebieten“, bekundete Geithner und gab damit den Panikmachern auch noch Wasser auf die Mühle. Der Politiker plädierte daher dafür, dass die US-Regierung insgesamt bis zur zwei Billionen Dollar ins Finanzsystem pumpt, um die Kreditkrise aufzutauen.
Geithner rief außerdem zur Geduld auf, bis die Strategie der Regierung Früchte zeigt. Leider zeigen die Spieler, die die Wall Street derzeit beherrschen, keinen Funken Geduld. Es besteht eben ein Mangel an weitsichtigen Strategen wie Warren Buffett.
Benzin ins Feuer
Der heutige Blues wurde auch noch durch das Palaver von Obama vertieft, der auch noch ins Lager der Panikmacher abdriftete. Im Wahlkampf war der Politiker noch mit dem Motto „Hoffnung statt Furcht“ und „Yes, we can“ angetreten. Jetzt verschlimmerte der amerikanische Regierungschef noch die ohnehin schon angeschlagene Stimmung. Die US-Wirtschaft stecke in einer ausgewachsenen Krise, tönte heute Obama. Würde sein Stimulierungspaket nicht angenommen, käme das „Armageddon“.
Kontraproduktiv
Die sehr kontraproduktiven Äußerungen des unsicheren Präsidenten unterlaufen seine eigene positiv gemeinte Politik, weil sie die Investoren verstören. Sie wecken daher Zweifel, ob Obama in der Lage ist, Amerika einen neuen Schwung zugeben.
Aufschwung im Osten?
Während Obama & Co. den Blues singen, geht es anderswo aber aufwärts. Das signalisiert jedenfalls der Baltic Dry Index. Dieser Indikator zeigt die Preisentwicklung beim Seetransport von Rohmaterialen, gilt also als ein Barometer für den Welthandel. Diese Größe steigt seit 16 Tage in Folge und gewann in diesem Zeitraum 126 Prozent, berichtet der Infodienst Bespoke.
Auffällig ist, dass der Shanghai Composite Index, der den Aktientrend in der Volksrepublik China abbildet, ebenfalls seit Tagen steigt und in den vergangenen 16 Tagen 14 Prozent gewann. Laut Bespoke bewegen sich Baltic Dry und Shanghai Composite traditionell tendenziell im Gleichschritt. Der Infodienst erklärt den engen Zusammenhang damit, dass die Wirtschaft Chinas - und damit der Shanghai Composite - stark vom Export abhängen. Beide Barometer stehen zwar noch tief unter ihren jeweiligen Höchstständen, die jüngste Entwicklung gibt aber immerhin einen Lichtblick.
Der Wall Street half das heute wenig. Der Dow Jones Industrial Average verlor 4,62 Prozent auf 7.888 Punkte, der - für den breiten US-Aktienmarkt repräsentative - S&P 500 rutschte 4,91 Prozent auf 827 Punkte und der technologielastige Nasdaq Composite Index sank 4,20 Prozent auf 1.524 Punkte.
Dow Jones Average: Flucht aus den Banken
Der Blue Chip Index sah heute wieder mal aus wie ein Kardinals-Konzil: Alles in rot.
Tops:
Fehlanzeige
Flops:
Der Flop des Dow war wieder einmal die Bank of America. Der volatile Bank-Titel rutschte 19,3 Prozent auf 5,56 Dollar. Die Enttäuschung über den Geithner-Plan weckte wohl wieder die Ängst vor einer Verstaatlichung bei der die Aktionäre leer ausgehen.
Die Citigroup zeigte sich solidarisch und trudelte 15,2 Prozent auf 3,35 Dollar.
Alcoa verlor 10 Prozent auf 7,65 Dollar. Standard & Poor`s kappte das Rating für die Schulden des Aluminium-Riesens auf BBB-, das ist an der Grenze zum Junk-Bond.
S&P 500: Ein Hoch auf die Nomaden
Der viel breiter gefasste S&P hatte wenigstens ein paar Lichtblicke.
Tops:
Expeditors International of Washington gewann 6,1 Prozent auf 32,30 Dollar. Der globale Spediteur steigerte seinen Gewinn mehr als erwartet. Ein Hoch auf die Nomaden.
Qwest Communications stieg 2,4 Prozent auf 3,45 Dollar. Der Telekommunikations-Anbieter schnitt dank Kostensenkungen besser als erwartet ab.
Davita stieg 3,2 Prozent auf 47,43 Dollar. Das Unternehmen ist das amerikanische Pendant zu Fresenius Medical Care, also ein Anbieter von Dialyse-Leistungen. Dessen Dienste werden auch in einer Rezession gebraucht.
Flops:
Die Banken litten schwer unter der Geithner-Enttäuschung. Der ETF Financial Spider trudelte 10 Prozent.
Besonders die volatilen Regionalbanken wurden massiv unter Druck gesetzt
Huntington Bancshares plumpsten 25 Prozent auf 1,96 Dollar.
Nasdaq: Geld vom Tisch I
Wohlwollend betrachtet zeigte die technologielastige Computerbörse eine leichte Outperformance, das gilt auch für den Auswahlindex Nasdaq 100, der „nur“ 4,09 Prozent verlor. Dennoch nahmen viele Spieler - wie an solchen Tagen der Brauch - Geld vom Tisch.
Apple verlor 4,6 Prozent auf 97,83 Dollar.
Der Smartphone-Rivale Research in Motion, Hersteller des Smartphones BlackBerry, sank 3,4 Prozent auf 57,00 Dollar.
Palm verbilligte sich 2,7 Prozent auf 7,81 Dollar.
Der Philadelphia Semiconductor Sector Index, der 19 Halbleiter-Titel erfasst, gab 4,6 Prozent ab und schloss auf 217 Punkte, so schlecht wie der Dow.
Internet: Geld vom Tisch II
Wie an solchen Tagen üblich nehmen die Spieler vor allem bei den an der Nasdaq notierten Flaggschiffe des Internets ihr Geld vom Tisch. Der Vorwand dafür sind die relativ hohen KGVs und das angeblliche hohe Risiko. Das das Internet auch in der Krise wächst und daher viel weniger Risiko hat als die meisten anderen Branchen verstehen die Spieler ohnehin nicht.
Amazon.com verlor 5,1 Prozent auf 63,31 Dollar. Im Vergleich zu Jahresanfang verbleibt aber noch ein Gewinn von 23 Prozent.
Der Rivale Ebay sank 3,6 Prozent auf 13,35 Dollar.
Der Bereich Portale/Suchmaschinen und Content wurde ebenfalls gebeutelt.
Google sank nachrichtenlos 5,4 Prozent auf 358,51 Dollar.
Yahoo rutschte 8,3 Prozent auf 12,75 Dollar. „Yahoo ist zu teuer“. Das behauptete jedenfalls allen Ernstes der Broker Needham und wertete daher die Aktie von „Kaufen“ auf „Halten“ ab.
Baidu, Chinas Marktführer bei den Suchmaschinen, sank 6,9 Prozent auf 130,84 Dollar. Wachstum in China? Was kümmert die Spieler China?
Öl: Konjunktursorgen verbilligen die Energie
Die Konjunktursorgen haben auch ihre positive Seite, nämlich billigere Energie. Der März-Kontrakt für Crude fiel an der New York Mercantile Exchange um 1,80 Dollar und schloss auf 37,64 Dollar.
Gold: Angst treibt Preis in die Höhe
Die steigende Angst trieb wieder den Goldpreis hoch. Der Gold-Kontrakt stieg heute an der New York Mercantile Exchange um 20,70 Dollar und schloss auf 913,50 Dollar.
Vielleicht lag es daran, dass das Programm nur den Erwartungen entsprach, weil Einzelheiten (Erweiterung des Troubled Assets Relief Program (TARP) auf eine Billion Dollar, Verkauf „toxischer“ Anleihen an private Großinvestoren) schon vorher durchgesickert waren. Vielleicht hatte manche Spieler den Stein der Weisen erwartet, Geithner spazierte aber weder über den Hudson River noch wandelte er Wasser in Wein um.
Wasser auf die Mühlen der Panikmacher
Vielleicht wurden auch Geithners begleitende Kommentare als Verkaufsvorwand benutzt. „Anstatt den Katalysator für die Erholung zu spielen, arbeitet das Finanzsystem derzeit gegen die Erholung“, klagte der Politiker. Gleichzeitig übe die Rezession einen wachsenden Druck auf die Banken aus. „Das ist eine gefährliche Dynamik - und wir müssen ihr Einhalt gebieten“, bekundete Geithner und gab damit den Panikmachern auch noch Wasser auf die Mühle. Der Politiker plädierte daher dafür, dass die US-Regierung insgesamt bis zur zwei Billionen Dollar ins Finanzsystem pumpt, um die Kreditkrise aufzutauen.
Geithner rief außerdem zur Geduld auf, bis die Strategie der Regierung Früchte zeigt. Leider zeigen die Spieler, die die Wall Street derzeit beherrschen, keinen Funken Geduld. Es besteht eben ein Mangel an weitsichtigen Strategen wie Warren Buffett.
Benzin ins Feuer
Der heutige Blues wurde auch noch durch das Palaver von Obama vertieft, der auch noch ins Lager der Panikmacher abdriftete. Im Wahlkampf war der Politiker noch mit dem Motto „Hoffnung statt Furcht“ und „Yes, we can“ angetreten. Jetzt verschlimmerte der amerikanische Regierungschef noch die ohnehin schon angeschlagene Stimmung. Die US-Wirtschaft stecke in einer ausgewachsenen Krise, tönte heute Obama. Würde sein Stimulierungspaket nicht angenommen, käme das „Armageddon“.
Kontraproduktiv
Die sehr kontraproduktiven Äußerungen des unsicheren Präsidenten unterlaufen seine eigene positiv gemeinte Politik, weil sie die Investoren verstören. Sie wecken daher Zweifel, ob Obama in der Lage ist, Amerika einen neuen Schwung zugeben.
Aufschwung im Osten?
Während Obama & Co. den Blues singen, geht es anderswo aber aufwärts. Das signalisiert jedenfalls der Baltic Dry Index. Dieser Indikator zeigt die Preisentwicklung beim Seetransport von Rohmaterialen, gilt also als ein Barometer für den Welthandel. Diese Größe steigt seit 16 Tage in Folge und gewann in diesem Zeitraum 126 Prozent, berichtet der Infodienst Bespoke.
Auffällig ist, dass der Shanghai Composite Index, der den Aktientrend in der Volksrepublik China abbildet, ebenfalls seit Tagen steigt und in den vergangenen 16 Tagen 14 Prozent gewann. Laut Bespoke bewegen sich Baltic Dry und Shanghai Composite traditionell tendenziell im Gleichschritt. Der Infodienst erklärt den engen Zusammenhang damit, dass die Wirtschaft Chinas - und damit der Shanghai Composite - stark vom Export abhängen. Beide Barometer stehen zwar noch tief unter ihren jeweiligen Höchstständen, die jüngste Entwicklung gibt aber immerhin einen Lichtblick.
Der Wall Street half das heute wenig. Der Dow Jones Industrial Average verlor 4,62 Prozent auf 7.888 Punkte, der - für den breiten US-Aktienmarkt repräsentative - S&P 500 rutschte 4,91 Prozent auf 827 Punkte und der technologielastige Nasdaq Composite Index sank 4,20 Prozent auf 1.524 Punkte.
Dow Jones Average: Flucht aus den Banken
Der Blue Chip Index sah heute wieder mal aus wie ein Kardinals-Konzil: Alles in rot.
Tops:
Fehlanzeige
Flops:
Der Flop des Dow war wieder einmal die Bank of America. Der volatile Bank-Titel rutschte 19,3 Prozent auf 5,56 Dollar. Die Enttäuschung über den Geithner-Plan weckte wohl wieder die Ängst vor einer Verstaatlichung bei der die Aktionäre leer ausgehen.
Die Citigroup zeigte sich solidarisch und trudelte 15,2 Prozent auf 3,35 Dollar.
Alcoa verlor 10 Prozent auf 7,65 Dollar. Standard & Poor`s kappte das Rating für die Schulden des Aluminium-Riesens auf BBB-, das ist an der Grenze zum Junk-Bond.
S&P 500: Ein Hoch auf die Nomaden
Der viel breiter gefasste S&P hatte wenigstens ein paar Lichtblicke.
Tops:
Expeditors International of Washington gewann 6,1 Prozent auf 32,30 Dollar. Der globale Spediteur steigerte seinen Gewinn mehr als erwartet. Ein Hoch auf die Nomaden.
Qwest Communications stieg 2,4 Prozent auf 3,45 Dollar. Der Telekommunikations-Anbieter schnitt dank Kostensenkungen besser als erwartet ab.
Davita stieg 3,2 Prozent auf 47,43 Dollar. Das Unternehmen ist das amerikanische Pendant zu Fresenius Medical Care, also ein Anbieter von Dialyse-Leistungen. Dessen Dienste werden auch in einer Rezession gebraucht.
Flops:
Die Banken litten schwer unter der Geithner-Enttäuschung. Der ETF Financial Spider trudelte 10 Prozent.
Besonders die volatilen Regionalbanken wurden massiv unter Druck gesetzt
Huntington Bancshares plumpsten 25 Prozent auf 1,96 Dollar.
Nasdaq: Geld vom Tisch I
Wohlwollend betrachtet zeigte die technologielastige Computerbörse eine leichte Outperformance, das gilt auch für den Auswahlindex Nasdaq 100, der „nur“ 4,09 Prozent verlor. Dennoch nahmen viele Spieler - wie an solchen Tagen der Brauch - Geld vom Tisch.
Apple verlor 4,6 Prozent auf 97,83 Dollar.
Der Smartphone-Rivale Research in Motion, Hersteller des Smartphones BlackBerry, sank 3,4 Prozent auf 57,00 Dollar.
Palm verbilligte sich 2,7 Prozent auf 7,81 Dollar.
Der Philadelphia Semiconductor Sector Index, der 19 Halbleiter-Titel erfasst, gab 4,6 Prozent ab und schloss auf 217 Punkte, so schlecht wie der Dow.
Internet: Geld vom Tisch II
Wie an solchen Tagen üblich nehmen die Spieler vor allem bei den an der Nasdaq notierten Flaggschiffe des Internets ihr Geld vom Tisch. Der Vorwand dafür sind die relativ hohen KGVs und das angeblliche hohe Risiko. Das das Internet auch in der Krise wächst und daher viel weniger Risiko hat als die meisten anderen Branchen verstehen die Spieler ohnehin nicht.
Amazon.com verlor 5,1 Prozent auf 63,31 Dollar. Im Vergleich zu Jahresanfang verbleibt aber noch ein Gewinn von 23 Prozent.
Der Rivale Ebay sank 3,6 Prozent auf 13,35 Dollar.
Der Bereich Portale/Suchmaschinen und Content wurde ebenfalls gebeutelt.
Google sank nachrichtenlos 5,4 Prozent auf 358,51 Dollar.
Yahoo rutschte 8,3 Prozent auf 12,75 Dollar. „Yahoo ist zu teuer“. Das behauptete jedenfalls allen Ernstes der Broker Needham und wertete daher die Aktie von „Kaufen“ auf „Halten“ ab.
Baidu, Chinas Marktführer bei den Suchmaschinen, sank 6,9 Prozent auf 130,84 Dollar. Wachstum in China? Was kümmert die Spieler China?
Öl: Konjunktursorgen verbilligen die Energie
Die Konjunktursorgen haben auch ihre positive Seite, nämlich billigere Energie. Der März-Kontrakt für Crude fiel an der New York Mercantile Exchange um 1,80 Dollar und schloss auf 37,64 Dollar.
Gold: Angst treibt Preis in die Höhe
Die steigende Angst trieb wieder den Goldpreis hoch. Der Gold-Kontrakt stieg heute an der New York Mercantile Exchange um 20,70 Dollar und schloss auf 913,50 Dollar.
(© BörseGo AG 2007 - http://www.boerse-go.de, Autor: Maier Gerhard, Redakteur)
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