Hannover (BoerseGo.de) - Die Kette der Hiobsbotschaften im Zusammenhang mit der in Schieflage geratenen Hypo Real Estate reisst nicht ab. Einem Medienbericht zufolge hat der Immobilienfinanzierer Geschäfte in Milliardenhöhe getätigt, die nicht in der Bilanz auftauchen. Diese seien zum Teil hochspekulativ gewesen, berichtet die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" (HAZ). Damit stellt sich die Lage noch wesentlich schlimmer dar, als bislang angenommen. Insgesamt habe der Münchener Finanzkonzern Kredite im Volumen von einer Billion Euro herausgegeben. Gegenüber der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" bestätigten mehrere Finanzpolitiker, dass die HRE Verträge in Höhe von einer Billion Euro abgeschlossen habe, insbesondere in "außerbilanziellen Geschäften". Öffentlich bekannt war bislang nur die Bilanzsumme in Höhe von 400 Milliarden Euro.
Wenn der Staat nicht umgehend in das Münchener Geldhaus einsteige, könnten die Folgen für den internationalen Finanzmarkt viel schlimmer sein als beim Zusammenbruch von Lehman Brothers in New York, sagte Jochen-Konrad Fromme, Finanzexperte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Wörtlich fügte Fromme hinzu: "Wir stecken in höllischen Verträgen."
"Wir müssen schnell handeln, damit der Schaden nicht noch größer wird", sagte Fromme im Gespräch mit der Zeitung. Eine gewisse Zuversicht schöpft der langjährige Haushaltsexperte aus der Erkenntnis, dass zwar die Refinanzierung schwierig sei, es aber im Kern nicht um "faule Kredite" geht. Noch fehle der exakte Überblick, aber mit einem großen Teil seien seriöse Projekte wie etwa Hochhäuser finanziert worden: "Die Kredite werden seriös bedient. Das Problem bleibt aber die Refinanzierung."
Die Hypo Real Estate hat sich die verliehenen Gelder selbst auf dem Kapitalmarkt geborgt und muss sie laufend mit neuen Krediten refinanzieren. Solange die Zinsen für langfristige Kredite höher lagen als für kurzfristige Anleihen, ging das Geschäftsmodell der Hypo Real Estate auf. Seit die Zinsen für kurzfristige Kredite aber steigen, gerät die Hypo Real Estate in eine dramatische Schieflage. "Der Staat mit seiner besonderen Kreditwürdigkeit erhält natürlich niedrigere Zinsen auf dem freien Markt und könnte die Geschäftssituation wieder ins Lot bringen. Er könnte es zumindest versuchen", so Fromme. Dramatisch sei die Lage, da diese enormen Summen in sehr langfristige Projekte investiert worden seien. Die Bank wiederum habe sich ihrerseits das Geld im Rahmen von Verträgen geliehen, die teilweise nur über drei Monate laufen.