Zürich (ots) - Schon 100 000 in Kurzarbeit: Krise verschärft sich
massiv
Innert zweier Monate hat sich die Zahl der Firmen, die Kurzarbeit
beantragt haben, vervierfacht. Bis Mitte März haben bereits 4300
Betriebe Kurzarbeitsgesuche für knapp 100 000 Mitarbeiter
eingereicht, wie eine Umfrage der "Handelszeitung" bei 16 zuständigen
kantonalen Ämtern zeigt. Die Nachfrageflaute bei den Unternehmen hat
sich damit massiv zugespitzt: Vor zwei Monaten waren es erst 1000
Gesuche für 30 000 Mitarbeiter. Hochgerechnet auf die ganze Schweiz
werden im April rund 100 000 Personen in Kurzarbeit sein. Das ist
deutlich mehr als auf dem Höhepunkt der Krise in den 90er Jahren.
Neuerdings beschränkt sich die Kurzarbeit nicht nur auf den
Werkplatz, sondern weitet sich auf den Bürosektor aus.
UBS-Vize Sergio Marchionne: Lob für die neue Führungsspitze
Der UBS-Vizepräsident und Fiat-CEO Sergio Marchionne ist voll des
Lobes über das neue Führungsduo an der UBS-Spitze: Der neue CEO
Oswald Grübel sei "eine absolut exzellente Wahl". "Er hat nicht nur
die nötige Erfahrung, sondern auch die Glaubwürdigkeit, die UBS auf
den richtigen Pfad zurückzuführen", sagt Marchionne im Interview mit
der "Handelszeitung". Das sind neue Töne von Marchionne, der bisher
vor allem durch scharfe Kritik aufgefallen war. Zum neuen
UBS-Verwaltungsratspräsidenten Kaspar Villiger sagt er, dass
"Integrität und Vertrauenswürdigkeit mehr denn je gefragt sind".
Marchionne ist auch überzeugt, dass die beiden neuen Führungskräfte
exzellent zusammenarbeiten, was manche Kritiker bereits in Zweifel
gezogen haben: "Die beiden Führungskräfte repräsentieren eine
perfekte Ergänzung von Können, Fachkenntnis, Erfahrung und
Interessen. Der Verwaltungsrat hat viel Zeit darauf verwendet, um die
richtigen Personen zusammenzuführen und sicherzugehen, dass wir eine
exzellente exekutive Führungscrew haben", so Marchionne in der
"Handelszeitung".
Fiat-CEO Sergio Marchionne: "Die Grossen Drei Konkurs gehen
lassen"
Sergio Marchionne, CEO des italienischen Automobilkonzerns Fiat und
Vizepräsident der Grossbank UBS, sieht wenig Spielraum, um die
angeschlagenen drei US-Autokonzerne General Motors, Ford und Chrysler
zu retten. "Könnte ich entscheiden, würden die drei Grossen - GM,
Ford und Chrysler - mit Chapter 11 in Konkurs gehen", sagt er im
Interview mit der "Handelszeitung". Entweder werde allen Herstellern
geholfen oder keinem, sagt er mit Blick auf GM-Tochter Opel, die
derzeit um Staatshilfe in Deutschland ringt. "Unsere Branche leidet
an chronischen Überkapazitäten und staatlichen Überregulierungen",
kritisiert Marchionne. Absurdestes Beispiel seien die EU-Vorschriften
für die CO2-Reduktion. "Sie verringern den Ausstoss um 0,0015% und
belasten unsere Industrie pro Jahr mit 45 Mrd Euro", sagt er. Auf die
Frage, ob sich Fiat mit 35% am US-Konzern Fiat beteiligt, sagt er:
"35% an nichts ist doch nichts!"
Staatsfonds GIC: Unterstützung für UBS-CEO Oswald Grübel
Beim Einstieg des Singapurer Staatsfonds GIC kostete die UBS-Aktie
noch 55 Fr., heute ist sie nicht einmal mehr ein Fünftel davon wert.
Der Fonds bekennt sich aber weiter zu seinem Investment. "Wir
begrüssen die Ernennung von Oswald Grübel zum CEO", sagt eine
Sprecherin gegenüber der "Handelszeitung". Man freue sich auf die
Zusammenarbeit mit ihm und dem Verwaltungsrat, um Vertrauen
aufzubauen und in die Profitabilität zurückzukehren. GIC hat im
letzten Jahr 11 Mrd Fr. frisches Kapital in Form einer
Pflichtwandelanleihe eingeschossen.
Fondsmanager: Warnung vor schlechten Börsen
Führende Schweizer Fondsmanager sind pessimistisch, was den Ausblick
am Aktienmarkt angeht. "Auf die nächsten sechs bis zwölf Monate
hinaus kann man gar nichts sagen über den weiteren Börsenverlauf",
sagt Peter J. Lehner, Manager des Fonds Saraselect, gegenüber der
"Handelszeitung". Lorenz Reinhard, dessen Pictet Swiss Mid-Small Cap
Fonds 2009 die beste Performance aller Aktien-Schweiz-Verhikel
erbracht hat, warnt: "In den ersten beiden Quartalen dieses Jahres
werden wir von den Firmen wohl sehr schlechte Zahlen sehen." Die
Umsätze könnten nochmals um 40% einbrechen und die Profitabilität
verloren gehen, so Reinhard.
Investorlegende Jeremy Grantham: "Gegen Ende des Jahres könnte
eine echte Börsen-Rally anstehen"
Der Gründer, Chairman und Chefstratege des US-Vermögensverwalters
GMO, Jeremy Grantham, sieht zwar in den Märkten kurzfristig noch
Risiken, doch könnte die Wirtschaft gegen Ende des Jahres anziehen
und sich eine bedeutende Aktien-Rally anbahnen. "In den 20 Jahren, in
denen wir Asset Allocation betreiben, waren wir nur von 2003 bis 2005
stärker in Aktien investiert als heute", so Grantham gegenüber der
"Handelszeitung". Grantham geniesst in der Branche einen
ausgezeichneten Ruf. Er hatte bereits die Internetblase und die
aktuelle Finanzkrise vorausgesehen.
"Dr. Doom" Nouriel Roubini: "Grosses Loch im Bankensystem"
Der New Yorker Starökonomen rechnet mit Verlusten im Bankensektor in
der Höhe von über 3 Billionen Dollar. "Auch nach den Kapitalspritzen
der Regierungen gibt es damit noch immer ein grosses Loch im
Bankensystem, das mit neuem Kapital gefüllt werden muss", sagt
Nouriel Roubini im Interview mit der "Handelszeitung." Die Rally an
den Aktienmärkten stehe zwar auf schwachen Beinen, könnte aber noch
eine Weile andauern. "Denn die Regierungen und Notenbanken greifen
auf ein ganzes Arsenal an Waffen zurück, um die Wirtschaft vor einem
tiefen Fall zu bewahren." In den nächsten Monaten würden die
Investoren aber wieder enttäuscht werden.
Vertrauenskrise: Barack Obamas Wahlkampfleiter David Plouffe sagt,
wie Chefs Vertrauen gewinnen
"Yes, we can!" Mit dieser simplen wie eingängigen Botschaft schaffte
es David Plouffe, Barack Obamas Wahlkampf-Chef, bei Millionen
verunsicherten US-Amerikanern Vertrauen zu schaffen. Das ist der
Führungscrew angeschlagener Unternehmen wie der Grossbank UBS bisher
noch nicht gelungen. Jetzt erläutert Plouffe im Interview mit der
"Handelszeitung", wie ihm das Meisterstück in Sachen
Vertrauensbildung gelang. "Wir hatten die Disziplin, an unserer
Botschaft durch dick und dünn festzuhalten", sagt Plouffe.
Anfeindungen aus dem Lager der Gegner liessen ihn kalt. «Wir
versuchten, uns darauf zu fokussieren, was wir an jedem einzelnen Tag
erreichen wollten."
Entscheidend sei zudem, ehrlich zu sein und unangenehme Nachrichten
aus eigenem Antrieb an die Öffentlichkeit zu bringen: "Dann kann man
die Bedingungen der Veröffentlichung selber bestimmen", erklärt er.
Management: Zurück zu den sicheren Werten
Stürmische Zeiten verlangen nach soliden Grundfesten: Die alten und
erfahrenen Kapitäne übernehmen deshalb wieder häufiger das Ruder
selbst. Denn sie gelten als besonnen, bodenständig - und relativ
bescheiden. Doch trotz aller Vorteile, die sie haben mögen, lösen sie
die Probleme nicht mit den Rezepten von vorgestern. Denn Erfahrung
ist nicht immer nötig, es braucht vor allem bestimmte Fähigkeiten.
Gerade in einer Krise zeigt sich, wer dazu das Format hat. Und das
könnten auch ganz junge Leute mit wenig Erfahrung sein - falls es sie
gäbe.
Ascom-Chef Riet Cadonau: "Nur noch kleinere Zukäufe"
Dem Kauf des schwedischen Softwareunternehmens Tems ging ein
monatelanger Bieterprozess voraus - bei dem Ascom vorübergehend aus
dem Rennen war. Ascom-Chef Riet Cadonau sagt der Handelszeitung:
"Offensichtlich mussten im letzten Herbst andere Bieter, die vorher
höhere Angebote unterbreitet hatten, aufgrund des veränderten
wirtschaftlichen Umfeldes aussteigen. Für uns ist das eine
Bestätigung, dass es sich lohnt, unseren Akquisitionskriterien
konsequent nachzuleben." Auf die Anzahl Stellen habe der Zukauf
keinen negativen Effekt: "Die Akquisition ist zum grössten Teil
komplementär, weshalb wir nicht mit einem substanziellen Stellenabbau
rechnen. Gewisse punktuelle Veränderungen sind aber nicht
auszuschliessen." Zu weiteren möglichen Zukäufen erklärt Cadonau:
"Allfällige künftige Akquisitionen werden nach der wichtigen
Übernahme von Tems in den nächsten 18 Monaten kleiner ausfallen."
Fürs laufende Jahr ist der Ascom-Chef verhalten optimistisch: "Da wir
unsere Hausaufgaben noch vor Beginn der Krise gemacht haben und unser
Geschäft zu zwei Dritteln nichtzyklisch ist, sind wir für die
aktuellen wirtschaftlichen Turbulenzen vergleichsweise gut gerüstet."
Er hält die für 2010 angpeilte Ebit-Marge von 10% auf Gruppenstufe
für ein nach wie vor "realistisches Ziel".
Post-CEO Michel Kunz: Der neue Mann gibt den Tarif durch
Der neue Post-CEO Michel Kunz beharrt auf den Preiserhöhungen bei
Paketen und Auslandsendungen im nächsten Jahr und macht damit
Einsparungen durch die Preissenkungen im Versand im Sommer teilweise
wieder zunichte. Das haben Recherchen der "Handelszeitung" ergeben.
"Die Erhöhung fällt im ursprünglich geplanten Umfang aus", bestätigte
Kunz am Rande der Bilanzmedienkonferenz. Leichte Pakete bis 5 kg
werden dann am Schalter einen Franken teurer. Ausserdem steigen die
Preise im internationalen Versand im Schnitt um 7%. Auch betreffend
Infrastrukturzugang für private Postunternehmen will er die harte
Linie der Post nicht aufweichen und den Konkurrenten keine
Gleichbehandlung mit Geschäftskunden gewähren.
Warenhaus Globus: Prosecco statt Champagner in der Krise
In der Warenhauskette Globus machen sich erste Anzeichen der
Wirtschaftskrise bemerkbar. "Der Absatz von Champagner verlagert sich
eher hin zum etwas günstigeren Prosecco", bestätigt Globus-Sprecher
Jürg Welti auf Anfrage der "Handelszeitung". Auch der Verkauf von
teurem Wein sei schwieriger als in der Vergangenheit. Gemäss einem
Insider hat das Warenhaus im Februar 2009 insgesamt 3% weniger Umsatz
gemacht. Globus bestätigt diese Zahl nicht, räumt aber ein, dass die
Lage in den ersten Monaten des Jahres 2009 nicht einfach ist.
Deutlich schlechtere Zahlen dringen aus der neuen, 13. Globus-Filiale
im Einkaufszentrum Westside bei Bern nach aussen. Dort sollen die
Umsätze weniger als die Hälfte des Budgets betragen. Globus äusserst
sich auch zu dieser Zahl nicht, spricht aber gegenüber der
"Handelszeitung" davon, dass das Shopping Center wie jedes andere
"eine Anlaufzeit" benötige.
Spediteure: Freude über neue Regelung mit der EU
Die Schweizer Spediteure und Exporteure stehen unter Druck. Nun sorgt
eine soeben ausgearbeitete Regelung mit der EU dafür, dass nicht
alles noch viel schlimmer kommt. Gemäss Recherchen der
"Handelszeitung" wird am kommenden 1. Juli ein Vertrag unterzeichnet,
der weiterhin unkomplizierte Warentransporte über die Grenzen
ermöglicht. Hintergrund sind die neuen Sicherheitsstandards der EU.
Sie verlangen schärfere Kontrollen an den Aussengrenzen, zu denen
eigentlich auch die Schweiz gehört. Neu können sich Schweizer
Lieferanten aber in dieses System einbinden lassen und damit
verhindern, dass sie ihre Warentransporte 24 Stunden vor Abfahrt der
EU melden müssen. "Ich bin sehr froh über dieses Abkommen", sagt
Franz Schneider vom Branchenverband Spedlogswiss gegenüber der
"Handelszeitung".
Frischprodukte: Markenpotenzial im Gemüseregal
Frischprodukte - besonders bei Obst und Gemüse - werden selten unter
Marken verkauft. Dabei hätten Marken dort Potenzial, so zumindest
lautet das Resultat einer Marktstudie, welche die "Handelszeitung"
vorstellt. Nur selten werden Frischeprodukte wie Obst und Gemüse
unter Markennamen verkauft. Dabei wären viele Konsumenten bereit,
beispielsweise für Erdbeeren einer Premiummarke bis zu 60% mehr
auszugeben als für Noname-Früchtchen. Was Chiquita bei der Banane
geschafft hat, nämlich einen Bekanntheitsgrad von 98% aufzubauen,
wäre demnach auch für andere Produkte möglich.
Kontakt:
Nähere Auskunft erteilt Ihnen gerne Herr Martin Spieler, Chefredaktor
"Handelszeitung" Zürich
Tel: 043 444 59 00
massiv
Innert zweier Monate hat sich die Zahl der Firmen, die Kurzarbeit
beantragt haben, vervierfacht. Bis Mitte März haben bereits 4300
Betriebe Kurzarbeitsgesuche für knapp 100 000 Mitarbeiter
eingereicht, wie eine Umfrage der "Handelszeitung" bei 16 zuständigen
kantonalen Ämtern zeigt. Die Nachfrageflaute bei den Unternehmen hat
sich damit massiv zugespitzt: Vor zwei Monaten waren es erst 1000
Gesuche für 30 000 Mitarbeiter. Hochgerechnet auf die ganze Schweiz
werden im April rund 100 000 Personen in Kurzarbeit sein. Das ist
deutlich mehr als auf dem Höhepunkt der Krise in den 90er Jahren.
Neuerdings beschränkt sich die Kurzarbeit nicht nur auf den
Werkplatz, sondern weitet sich auf den Bürosektor aus.
UBS-Vize Sergio Marchionne: Lob für die neue Führungsspitze
Der UBS-Vizepräsident und Fiat-CEO Sergio Marchionne ist voll des
Lobes über das neue Führungsduo an der UBS-Spitze: Der neue CEO
Oswald Grübel sei "eine absolut exzellente Wahl". "Er hat nicht nur
die nötige Erfahrung, sondern auch die Glaubwürdigkeit, die UBS auf
den richtigen Pfad zurückzuführen", sagt Marchionne im Interview mit
der "Handelszeitung". Das sind neue Töne von Marchionne, der bisher
vor allem durch scharfe Kritik aufgefallen war. Zum neuen
UBS-Verwaltungsratspräsidenten Kaspar Villiger sagt er, dass
"Integrität und Vertrauenswürdigkeit mehr denn je gefragt sind".
Marchionne ist auch überzeugt, dass die beiden neuen Führungskräfte
exzellent zusammenarbeiten, was manche Kritiker bereits in Zweifel
gezogen haben: "Die beiden Führungskräfte repräsentieren eine
perfekte Ergänzung von Können, Fachkenntnis, Erfahrung und
Interessen. Der Verwaltungsrat hat viel Zeit darauf verwendet, um die
richtigen Personen zusammenzuführen und sicherzugehen, dass wir eine
exzellente exekutive Führungscrew haben", so Marchionne in der
"Handelszeitung".
Fiat-CEO Sergio Marchionne: "Die Grossen Drei Konkurs gehen
lassen"
Sergio Marchionne, CEO des italienischen Automobilkonzerns Fiat und
Vizepräsident der Grossbank UBS, sieht wenig Spielraum, um die
angeschlagenen drei US-Autokonzerne General Motors, Ford und Chrysler
zu retten. "Könnte ich entscheiden, würden die drei Grossen - GM,
Ford und Chrysler - mit Chapter 11 in Konkurs gehen", sagt er im
Interview mit der "Handelszeitung". Entweder werde allen Herstellern
geholfen oder keinem, sagt er mit Blick auf GM-Tochter Opel, die
derzeit um Staatshilfe in Deutschland ringt. "Unsere Branche leidet
an chronischen Überkapazitäten und staatlichen Überregulierungen",
kritisiert Marchionne. Absurdestes Beispiel seien die EU-Vorschriften
für die CO2-Reduktion. "Sie verringern den Ausstoss um 0,0015% und
belasten unsere Industrie pro Jahr mit 45 Mrd Euro", sagt er. Auf die
Frage, ob sich Fiat mit 35% am US-Konzern Fiat beteiligt, sagt er:
"35% an nichts ist doch nichts!"
Staatsfonds GIC: Unterstützung für UBS-CEO Oswald Grübel
Beim Einstieg des Singapurer Staatsfonds GIC kostete die UBS-Aktie
noch 55 Fr., heute ist sie nicht einmal mehr ein Fünftel davon wert.
Der Fonds bekennt sich aber weiter zu seinem Investment. "Wir
begrüssen die Ernennung von Oswald Grübel zum CEO", sagt eine
Sprecherin gegenüber der "Handelszeitung". Man freue sich auf die
Zusammenarbeit mit ihm und dem Verwaltungsrat, um Vertrauen
aufzubauen und in die Profitabilität zurückzukehren. GIC hat im
letzten Jahr 11 Mrd Fr. frisches Kapital in Form einer
Pflichtwandelanleihe eingeschossen.
Fondsmanager: Warnung vor schlechten Börsen
Führende Schweizer Fondsmanager sind pessimistisch, was den Ausblick
am Aktienmarkt angeht. "Auf die nächsten sechs bis zwölf Monate
hinaus kann man gar nichts sagen über den weiteren Börsenverlauf",
sagt Peter J. Lehner, Manager des Fonds Saraselect, gegenüber der
"Handelszeitung". Lorenz Reinhard, dessen Pictet Swiss Mid-Small Cap
Fonds 2009 die beste Performance aller Aktien-Schweiz-Verhikel
erbracht hat, warnt: "In den ersten beiden Quartalen dieses Jahres
werden wir von den Firmen wohl sehr schlechte Zahlen sehen." Die
Umsätze könnten nochmals um 40% einbrechen und die Profitabilität
verloren gehen, so Reinhard.
Investorlegende Jeremy Grantham: "Gegen Ende des Jahres könnte
eine echte Börsen-Rally anstehen"
Der Gründer, Chairman und Chefstratege des US-Vermögensverwalters
GMO, Jeremy Grantham, sieht zwar in den Märkten kurzfristig noch
Risiken, doch könnte die Wirtschaft gegen Ende des Jahres anziehen
und sich eine bedeutende Aktien-Rally anbahnen. "In den 20 Jahren, in
denen wir Asset Allocation betreiben, waren wir nur von 2003 bis 2005
stärker in Aktien investiert als heute", so Grantham gegenüber der
"Handelszeitung". Grantham geniesst in der Branche einen
ausgezeichneten Ruf. Er hatte bereits die Internetblase und die
aktuelle Finanzkrise vorausgesehen.
"Dr. Doom" Nouriel Roubini: "Grosses Loch im Bankensystem"
Der New Yorker Starökonomen rechnet mit Verlusten im Bankensektor in
der Höhe von über 3 Billionen Dollar. "Auch nach den Kapitalspritzen
der Regierungen gibt es damit noch immer ein grosses Loch im
Bankensystem, das mit neuem Kapital gefüllt werden muss", sagt
Nouriel Roubini im Interview mit der "Handelszeitung." Die Rally an
den Aktienmärkten stehe zwar auf schwachen Beinen, könnte aber noch
eine Weile andauern. "Denn die Regierungen und Notenbanken greifen
auf ein ganzes Arsenal an Waffen zurück, um die Wirtschaft vor einem
tiefen Fall zu bewahren." In den nächsten Monaten würden die
Investoren aber wieder enttäuscht werden.
Vertrauenskrise: Barack Obamas Wahlkampfleiter David Plouffe sagt,
wie Chefs Vertrauen gewinnen
"Yes, we can!" Mit dieser simplen wie eingängigen Botschaft schaffte
es David Plouffe, Barack Obamas Wahlkampf-Chef, bei Millionen
verunsicherten US-Amerikanern Vertrauen zu schaffen. Das ist der
Führungscrew angeschlagener Unternehmen wie der Grossbank UBS bisher
noch nicht gelungen. Jetzt erläutert Plouffe im Interview mit der
"Handelszeitung", wie ihm das Meisterstück in Sachen
Vertrauensbildung gelang. "Wir hatten die Disziplin, an unserer
Botschaft durch dick und dünn festzuhalten", sagt Plouffe.
Anfeindungen aus dem Lager der Gegner liessen ihn kalt. «Wir
versuchten, uns darauf zu fokussieren, was wir an jedem einzelnen Tag
erreichen wollten."
Entscheidend sei zudem, ehrlich zu sein und unangenehme Nachrichten
aus eigenem Antrieb an die Öffentlichkeit zu bringen: "Dann kann man
die Bedingungen der Veröffentlichung selber bestimmen", erklärt er.
Management: Zurück zu den sicheren Werten
Stürmische Zeiten verlangen nach soliden Grundfesten: Die alten und
erfahrenen Kapitäne übernehmen deshalb wieder häufiger das Ruder
selbst. Denn sie gelten als besonnen, bodenständig - und relativ
bescheiden. Doch trotz aller Vorteile, die sie haben mögen, lösen sie
die Probleme nicht mit den Rezepten von vorgestern. Denn Erfahrung
ist nicht immer nötig, es braucht vor allem bestimmte Fähigkeiten.
Gerade in einer Krise zeigt sich, wer dazu das Format hat. Und das
könnten auch ganz junge Leute mit wenig Erfahrung sein - falls es sie
gäbe.
Ascom-Chef Riet Cadonau: "Nur noch kleinere Zukäufe"
Dem Kauf des schwedischen Softwareunternehmens Tems ging ein
monatelanger Bieterprozess voraus - bei dem Ascom vorübergehend aus
dem Rennen war. Ascom-Chef Riet Cadonau sagt der Handelszeitung:
"Offensichtlich mussten im letzten Herbst andere Bieter, die vorher
höhere Angebote unterbreitet hatten, aufgrund des veränderten
wirtschaftlichen Umfeldes aussteigen. Für uns ist das eine
Bestätigung, dass es sich lohnt, unseren Akquisitionskriterien
konsequent nachzuleben." Auf die Anzahl Stellen habe der Zukauf
keinen negativen Effekt: "Die Akquisition ist zum grössten Teil
komplementär, weshalb wir nicht mit einem substanziellen Stellenabbau
rechnen. Gewisse punktuelle Veränderungen sind aber nicht
auszuschliessen." Zu weiteren möglichen Zukäufen erklärt Cadonau:
"Allfällige künftige Akquisitionen werden nach der wichtigen
Übernahme von Tems in den nächsten 18 Monaten kleiner ausfallen."
Fürs laufende Jahr ist der Ascom-Chef verhalten optimistisch: "Da wir
unsere Hausaufgaben noch vor Beginn der Krise gemacht haben und unser
Geschäft zu zwei Dritteln nichtzyklisch ist, sind wir für die
aktuellen wirtschaftlichen Turbulenzen vergleichsweise gut gerüstet."
Er hält die für 2010 angpeilte Ebit-Marge von 10% auf Gruppenstufe
für ein nach wie vor "realistisches Ziel".
Post-CEO Michel Kunz: Der neue Mann gibt den Tarif durch
Der neue Post-CEO Michel Kunz beharrt auf den Preiserhöhungen bei
Paketen und Auslandsendungen im nächsten Jahr und macht damit
Einsparungen durch die Preissenkungen im Versand im Sommer teilweise
wieder zunichte. Das haben Recherchen der "Handelszeitung" ergeben.
"Die Erhöhung fällt im ursprünglich geplanten Umfang aus", bestätigte
Kunz am Rande der Bilanzmedienkonferenz. Leichte Pakete bis 5 kg
werden dann am Schalter einen Franken teurer. Ausserdem steigen die
Preise im internationalen Versand im Schnitt um 7%. Auch betreffend
Infrastrukturzugang für private Postunternehmen will er die harte
Linie der Post nicht aufweichen und den Konkurrenten keine
Gleichbehandlung mit Geschäftskunden gewähren.
Warenhaus Globus: Prosecco statt Champagner in der Krise
In der Warenhauskette Globus machen sich erste Anzeichen der
Wirtschaftskrise bemerkbar. "Der Absatz von Champagner verlagert sich
eher hin zum etwas günstigeren Prosecco", bestätigt Globus-Sprecher
Jürg Welti auf Anfrage der "Handelszeitung". Auch der Verkauf von
teurem Wein sei schwieriger als in der Vergangenheit. Gemäss einem
Insider hat das Warenhaus im Februar 2009 insgesamt 3% weniger Umsatz
gemacht. Globus bestätigt diese Zahl nicht, räumt aber ein, dass die
Lage in den ersten Monaten des Jahres 2009 nicht einfach ist.
Deutlich schlechtere Zahlen dringen aus der neuen, 13. Globus-Filiale
im Einkaufszentrum Westside bei Bern nach aussen. Dort sollen die
Umsätze weniger als die Hälfte des Budgets betragen. Globus äusserst
sich auch zu dieser Zahl nicht, spricht aber gegenüber der
"Handelszeitung" davon, dass das Shopping Center wie jedes andere
"eine Anlaufzeit" benötige.
Spediteure: Freude über neue Regelung mit der EU
Die Schweizer Spediteure und Exporteure stehen unter Druck. Nun sorgt
eine soeben ausgearbeitete Regelung mit der EU dafür, dass nicht
alles noch viel schlimmer kommt. Gemäss Recherchen der
"Handelszeitung" wird am kommenden 1. Juli ein Vertrag unterzeichnet,
der weiterhin unkomplizierte Warentransporte über die Grenzen
ermöglicht. Hintergrund sind die neuen Sicherheitsstandards der EU.
Sie verlangen schärfere Kontrollen an den Aussengrenzen, zu denen
eigentlich auch die Schweiz gehört. Neu können sich Schweizer
Lieferanten aber in dieses System einbinden lassen und damit
verhindern, dass sie ihre Warentransporte 24 Stunden vor Abfahrt der
EU melden müssen. "Ich bin sehr froh über dieses Abkommen", sagt
Franz Schneider vom Branchenverband Spedlogswiss gegenüber der
"Handelszeitung".
Frischprodukte: Markenpotenzial im Gemüseregal
Frischprodukte - besonders bei Obst und Gemüse - werden selten unter
Marken verkauft. Dabei hätten Marken dort Potenzial, so zumindest
lautet das Resultat einer Marktstudie, welche die "Handelszeitung"
vorstellt. Nur selten werden Frischeprodukte wie Obst und Gemüse
unter Markennamen verkauft. Dabei wären viele Konsumenten bereit,
beispielsweise für Erdbeeren einer Premiummarke bis zu 60% mehr
auszugeben als für Noname-Früchtchen. Was Chiquita bei der Banane
geschafft hat, nämlich einen Bekanntheitsgrad von 98% aufzubauen,
wäre demnach auch für andere Produkte möglich.
Kontakt:
Nähere Auskunft erteilt Ihnen gerne Herr Martin Spieler, Chefredaktor
"Handelszeitung" Zürich
Tel: 043 444 59 00
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