Berlin (BoerseGo.de) - Einem Medienbericht zufolge ist die Lage bei Porsche ernster als bislang bekannt. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Spiegel" muss der Autohersteller für die Übernahmepläne von VW nicht nur binnen weniger Monate neue Finanzierungsmöglichkeiten für 3,3 Milliarden Euro finden. Bei dem Unternehmen ticke auch "eine Zeitbombe". Porsche hat zur Finanzierung der Übernahme von Volkswagen Optionsgeschäfte über gigantische Beträge abgeschlossen. Zum 31. Juli 2008 summierte sich deren Nennwert laut "Spiegel" auf 57 Milliarden Euro. Wenn der Autobauer die Optionskontrakte auslaufen lässt, würden die Banken im Gegenzug VW-Aktien verkaufen - und der Kurs der VW-Aktie würde stark fallen, was für Porsche Abschreibungen im Milliardenhöhe zur Folge hätte. Bei einer Verlängerung der Optionskontrakte würden Gebühren in Höhe mehrerer hundert Millionen Euro fällig.
Ursprünglich hatte Porsche die Optionskontrakte aufgebaut, um die Übernahme von 75 Prozent der VW-Aktien abzusichern. Die Familien Porsche und Piëch müssen dieses Ziel wegen der hohen Schulden nun aber aufgeben.
Bei einem Treffen am vergangenen Mittwoch im Porsche-Entwicklungszentrum Weissach konnten sich die Vertreter der Familien Porsche und Piech nicht auf eine Lösung für die Finanzprobleme des Autokonzerns einigen. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Focus" warb Ferdinand Piech, Porsche-Miteigentümer und VW-Aufsichtsratschef, auf der Sitzung für eine Veräußerung der Sportwagenfirma an VW. Piech habe dabei ein Konzept vorgelegt, das der VW-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn erarbeitet hatte. Demnach soll Porsche für rund elf Milliarden Euro an VW verkauft werden. Damit wären die Familien auf einen Schlag schuldenfrei. Daneben habe Piech vorgeschlagen, sich sofort von Porsche-Boss Wendelin Wiedeking und dessen Finanzvorstand Holger Härter zu trennen. An deren Stellen sollten Winterkorn und VW-Finanzchef Hans Dieter Pötsch rücken.
Wiedeking will seinen Posten laut "Focus" aber nicht kampflos räumen. In Weissach habe er den Familienmitgliedern sein Alternativkonzept präsentiert. Der Porsche-Chef möchte die Geldprobleme vor allem durch eine Kapitalerhöhung lösen. Die Eigentümer sollen demnach die notwendigen Finanzmittel zur Verfügung stellen, um die Eigenständigkeit Porsches zu bewahren und einen Verkauf an VW zu vermeiden. Zugleich beerdigte Wiedeking nach Focus-Informationen seine ehrgeizigen Pläne, 75 Prozent der VW-Anteile zu erwerben sowie einen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag anzupeilen. Angesichts der finanziellen Risiken wolle er sich nun mit der Rolle eines starken, aber nicht gänzlich dominierenden Großaktionärs begnügen, hieß es.