
Der Stahlhändler Klöckner & Co (KlöCo) schließt nach einem überraschend hohen Auftaktverlust rote Zahlen für das Gesamtjahr nicht mehr aus. Zwischen Januar und März sei unter dem Strich ein Verlust von 127 Millionen Euro angefallen nach einem Gewinn von 52 Millionen Euro im Vorjahr, teilte der Konzern am Donnerstag in Duisburg mit. Neben dem Nachfrageeinbruch macht KlöCo vor allem den drastischen Preisverfall für das Minus verantwortlich. Im zweiten Quartal soll sich das Ergebnis gegenüber dem schwachen Jahresauftakt "deutlich verbessern", allerdings geht KlöCo nochmals von roten Zahlen aus.
Der Markt zeigte sich enttäuscht: KlöCo schnitt im ersten
Quartal deutlich schlechter ab als erwartet, zudem hatten die
Duisburger bislang für 2009 noch einen Gewinn in Aussicht gestellt.
Die Aktie des MDAX-Unternehmens
UNTER DEN ERWARTUNGEN
Operativ (EBITDA) schrieb Klöckner & Co in den ersten drei Monaten des Jahres einen Verlust von 132 Millionen Euro nach einem Gewinn von 109 Millionen Euro im Vorjahr. Wegen der sinkenden Stahlpreise musste der Konzern seine Lagerbestände um weitere 35 Millionen Euro abwerten. Der Umsatz des Stahlhändlers brach um gut ein Drittel auf 1,095 Milliarden Euro ein. Von dpa-AFX befragte Analysten hatten mit einem höheren Umsatz und geringeren Verlusten gerechnet. Positiv entwickelte sich die Finanzlage: Dank des Lagerabbaus erwirtschaftete KlöCo einen operativen Cashflow von 261 Millionen Euro und konnte die Schulden deutlich zurückfahren: Aktuell stehen Verbindlichkeiten von rund 270 Millionen Euro in den Büchern - zum Jahresende 2008 waren es noch 571 Millionen Euro.
Wie die meisten Stahlhersteller bekommt KlöCo aktuell die Krise der Auto- und Maschinenbauer mit voller Wucht zu spüren. Der Absatz brach in den ersten drei Monaten des Jahres um knapp 38 Prozent ein. Die Duisburger reagierten bereits im Herbst 2008 mit einem umfassenden Sparprogramm und schoben zu Jahresbeginn ein zweites nach, zudem riefen sie einen Akquisitionsstopp aus. Rund zwei Drittel des geplanten Abbaus von weltweit 1.500 Stellen seien mittlerweile bereits umgesetzt oder eingeleitet, hieß es nun. Die operativen Kosten seien entsprechend gesunken.
ANZEICHEN FÜR ERHOLUNG
Die Duisburger sehen erste Anzeichen einer Stabilisierung des wirtschaftlichen Umfelds, wenn auch "auf sehr niedrigem Niveau". "Die Bodenbildung der Nachfrage scheint erreicht, gleichzeitig tendieren auch einige Produkte in den Preisen wieder fester", hieß es. Bereits im ersten Quartal seien die Preise nicht mehr so stark gefallen wie Ende 2008. Allerdings sieht KlöCo weiter hohe Risiken, vor allem durch eine mögliche Verzögerung des Lagerabbaus bei den Kunden, wodurch die Nachfrage später als erwartet anspringen würde. Ungeachtet der schwierigen Situation sieht sich KlöCo auch dank der Sofortprogramme und der Umstrukturierung der Finanzierung aber gut aufgestellt, "auch eine länger anhaltende Krise erfolgreich zu bewältigen", betonte Vorstandschef Thomas Ludwig.
KlöCo verfügt nach einer Umstrukturierung der Finanzierung über Kreditfazilitäten von insgesamt 1,5 Milliarden Euro, die nicht an Ergebnisse gebunden sind. "Mit diesem finanziellen Spielraum haben wir die Möglichkeit, zu gegebener Zeit zu unserer Akquisitionsstrategie zurückzukehren und die Chancen der Konsolidierung, die sich durch die Krise ergeben, zu nutzen", sagte Ludwig. Vor der Verschärfung der Wirtschaftskrise war KlöCo vor allem durch Zukäufe sprunghaft gewachsen und hatte diesen Kurs im Herbst vorübergehend auf Eis gelegt. Finanzchef Gisbert Rühl, der Ludwig Ende des Jahres an der Spitze des Konzerns ablöst, hatte Ende März aber bereits angekündigt, dass sich KlöCo wieder nach passenden Zukaufsgelegenheiten umschaut./sb/wiz
ISIN DE000KC01000
AXC0130 2009-05-14/09:43