
DJ UPDATE: KlöCo sieht keine schnelle Erholung der Stahlnachfrage
(NEU: Aussagen zur Akquisitionsstrategie und Finanzierung, Hintergrund)
Von Martin Rapp
DOW JONES NEWSWIRES
DÜSSELDORF (Dow Jones)--Der Stahl- und Metallhändler Klöckner & Co SE (KlöCo) rechnet nicht mit einer schnellen Erholung der Stahlnachfrage auf alte Rekordhöhen. "Wir müssen heute davon ausgehen, dass die weltweite Nachfrage auch in den nächsten Jahren deutlich unter dem Niveau des Rekordjahrs 2007 liegen wird", sagte der Vorstandsvorsitzende Thomas Ludwig am Dienstag auf der Hauptversammlung.
Der Stahl- und Metallsektor ist einer der Bereiche, der am heftigsten von der weltweiten Rezession erschüttert wird. Wegen der schwachen Nachfrage auf fast allen Märkten haben die Rohstoffverbraucher, wie etwa die Autoindustrie, ihre Produktion zurückgefahren und ihren Bedarf an Stahl entsprechend gekürzt. Das hat den Einbruch im Sektor potenziert. Die Auslastung der Stahlwerke liegt derzeit im Durchschnitt bei rund 50%.
Seine kurzfristige Einschätzung der Marktlage bekräftigte das Duisburger Unternehmen. Demnach sei nach dem massiven Preisrutsch der zurückliegenden Monate bei Langstahl "in den letzten Wochen" der Tiefststand wohl erreicht worden, so Ludwig. Bei Flachstahlpreisen stehe die Bodenbildung spätestens Ende des zweiten Quartals bevor. Der absatzmindernde Lagerabbau bei den Kunden werde im dritten Quartal vollzogen sein, hieß es weiter.
Das Unternehmen hat mit verschiedenen Maßnahmen auf die Auswirkungen der Wirtschaftskrise reagiert. So soll die Kapazität um 15% und die Zahl der Arbeitsplätze um 1.500 reduziert werden. Zwei Drittel von letzterem Vorhaben sind bereits umgesetzt. Ludwig bekräftigte in seiner Rede das Sparziel von 100 Mio EUR in diesem Jahr.
Davon wird auch das Ergebnis beeinflusst. Ludwig erneuerte die vor knapp zwei Wochen bei Vorlage der Quartalszahlen gegebene Einschätzung, dass nach dem "sehr schlechten" ersten Quartal das zweite eine deutliche Ergebnisverbesserung bringen werde. Das zweite Halbjahr bleibe jedoch weiter nicht absehbar, so dass ein Verlust im Gesamtjahr weiter nicht ausgeschlossen werden könne.
In den ersten drei Monaten des Jahres war der Absatz von KlöCo um 38% im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen. Der Umsatz sank um 34% auf 1,1 Mrd EUR, unter dem Strich stand ein Nettoverlust von 126 Mio EUR.
Zusätzlich zur Kapazitätsreduzierung verzichtet KlöCo derzeit auch auf einen wesentlichen Pfeiler des Geschäftsmodells. Dieses sieht vor, die Konsolidierung im Markt der Stahl- und Metallhändler aktiv zu begleiten und über Zukäufe zu wachsen. Seit dem Börsengang im Jahr 2006 hat KlöCo nach eigener Angabe 18 Akquisitionen getätigt. Im Oktober 2008 hatte KlöCo diese Strategie vorübergehend ausgesetzt. Dabei bleibe es vorerst, sagte Ludwig. Allerdings würden sich bei nachhaltiger Verbesserung des Marktumfelds Chancen bieten, die KlöCo nutzen werde. Im Fall weiterer Verschlechterung würden Zukäufe jedoch weiter hinausgeschoben, sagte der Vorstandsvorsitzende. Dann seien auch weitere strukturelle Maßnahmen vonnöten.
Für das Geschäftsmodell des Unternehmens stellt mit der Fokussierung auf Zukäufe die Finanzierung einen weiteren wichtigen Eckpfeiler dar. Dabei hat KlöCo mit den Banken jüngst eine Umstellung der Darlehensvergabe erreicht. Statt der ursprünglichen Bindung an die Ergebnisse des Geschäfts sei Anfang des Monats eine Orientierung an der Bilanz vereinbart worden, sagte Ludwig weiter.
Zugleich sind die vereinbarten Kreditlinien nun zweckgebunden. Die 1,2 Mrd EUR möglicher Bankdarlehen stehen jetzt laut Ludwig für die Finanzierung von Betriebsmitteln zur Verfügung. Weitere 325 Mio EUR kann KlöCo über eine Wandelanleihe am Kapitalmarkt aufnehmen und will dieses Geld dann für Zukäufe verwenden. Zuvor waren Bankkredite von bis zu 1,5 Mrd EUR für beides, also Betriebsmittel und Zukäufe, vorgesehen. Ludwig erklärte, mit dem aktuellen Kreditrahmen und bei einer derzeitigen Nettoverschuldung von rund 250 Mio EUR sehe er KlöCo auch für eine längere Krise bestens gerüstet.
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May 26, 2009 06:07 ET (10:07 GMT)
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