Ad hoc: Koenig & Bauer AG: Koenig & Bauer AG: Vorstandsvorsitzender Hansen sieht KBA trotz Investitionsflaute auf Kurs
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Bei der 84. ordentlichen Hauptversammlung des Druckmaschinenherstellers Koenig & Bauer AG (KBA) im Vogel Convention Center in Würzburg berichtete der seit 27. März amtierende Vorstandsvorsitzende Helge Hansen den recht zahlreich erschienenen Aktionären über einen deutlichen Aufwärtstrend beim Auftragseingang im Geschäftsbereich Bogenmaschinen seit April diesen Jahres. So hätten Messebeteiligungen im Mittleren und Fernen Osten zu erfreulichen Verkaufserfolgen beigetragen und den Rückstand gegenüber der Planung aus dem ersten Quartal weitgehend ausgeglichen. Zu gering sei dagegen das Nachfragevolumen bei großen Rotationsanlagen für den Zeitungs- und Akzidenzdruck. Im Anlagenbau liege der Auftragseingang nach fünf Monaten hinter der Planung für 2009 zurück, obwohl KBA seinen Marktanteil im Zeitungsdruck weltweit auf fast 50 % gesteigert habe.
Helge Hansen: "Die globalen Konjunktur- und Finanzprobleme bremsen nach wie vor die Nachfrage in unserer Branche. Dies gilt inzwischen auch für den Absatz von Spezialmaschinen für Nischenmärkte. Einziger Fels in der Brandung ist derzeit der Banknotendruck."
Die Finanzierung von Kundenprojekten sei seit Ausbruch der Finanzkrise deutlich schwieriger geworden und führe angesichts der veränderten Kreditpolitik der Banken in einer Reihe von Fällen trotz Investitionsbereitschaft nicht zum Erfolg. Dennoch habe sich in den letzten Monaten gezeigt, dass die im Vergleich zum Branchenführer deutlich breitere Ausrichtung von KBA auf den Anlagen-, Serien und Spezialmaschinenbau in Krisenzeiten stabilisierend wirke.
Im Zusammenhang mit jüngsten Presseberichten über Staatshilfen für den Druckmaschinenbau sprach sich Hansen gegen die Verallgemeinerung von Einzelfällen und für eine differenzierte Betrachtung der jeweiligen Unternehmenssituation aus. Er wies auf die ausgesprochen solide Finanz- und Liquiditätssituation des KBA-Konzerns im Vergleich zu einigen Mitbewerbern hin. Der Vorstandsvorsitzende: "Wir haben aktuell keine Netto-Bankverbindlichkeiten, sondern eine in den vergangenen Monaten weiter auf gut +36 Mio. Euro verbesserte Nettofinanzposition sowie einen positiven operativen Cashflow. Unsere Eigenkapitalquote Ende März lag mit 33,9 % deutlich über der Norm im Maschinenbau. Neben unserer eigenen Liquidität von fast 100 Mio. Euro verfügen wir über eine Kreditlinie von 160 Mio. Euro. Dabei handelt es sich zu über 60 % um Avalkredite, die wir zur Absicherung der im Anlagenbau üblichen Kundenanzahlungen benötigen. Eine Bundesbürgschaft haben wir für den Zeitraum ab April 2009 beantragt. Solche Bundesbürgschaften haben derzeit bekanntermaßen mehr mit der veränderten Risikobereitschaft der Banken zu tun als mit der Liquiditätslage bei KBA."
KBA sei ein solides und solventes Unternehmen und benötige keine "staatliche Stütze" wie eine Wirtschaftszeitung etwas vorschnell tituliert habe. Hansen: "Wir sind aber besorgt über eventuelle Wettbewerbsverzerrungen, die sich aus öffentlichen Hilfen ergeben können."
Das Servicegeschäft soll bei KBA weiter ausgebaut werden. Auch der Ausbau des Geschäfts mit Verbrauchsmaterialien wird angestrebt. Man werde den Druckbetrieben dieser Welt wie seit 192 Jahren auch weiter ein innovativer und verlässlicher Partner sein. Der KBA-Vorstand geht allerdings wie viele Brancheninsider davon aus, dass das weltweite Marktvolumen für moderne Drucktechnik nach Überwindung der Krise in absehbarer Zeit nicht mehr das Niveau der Boomjahre 2005 oder 2006 erreichen wird. Das veränderte Medienverhalten, Konzentrationstendenzen in der Druckbranche, die rasante Produktivitätssteigerung moderner Druckmaschinen und die wachsende Billigkonkurrenz aus Schwellenländern wie China oder Indien setzen dem Wachstum Grenzen.
Im vergangenen Jahr lag der Konzernumsatz der Koenig & Bauer AG aufgrund der Finanz- und Konjunkturkrise mit 1,53 Mrd. Euro um gut 200 Mio. Euro unter dem Rekordumsatz des Jahres 2006 (1,74 Mrd. Euro) und 2009 wird er erneut um mehr als 300 Mio. Euro auf knapp 1,2 Mrd. Euro schrumpfen. Helge Hansen: "Wir und andere Lieferanten können nicht verhindern, dass unser klassischer Markt kleiner wird. Wir müssen uns allerdings den Marktgegebenheiten mit unseren Kapazitäten anpassen, um in unserem klassischen Geschäftsfeld baldmöglichst wieder eine angemessene Rendite zu erzielen."
"Das Wachstum, das KBA mittelfristig zweifellos wieder braucht, müssen wir aber in einer Wachstumsbranche suchen, für die wir unsere beachtlichen Kompetenzen im Engineering, im Hochqualitäts-Maschinenbau und im globalen Vertrieb möglichst weitgehend nutzen können. Wir haben u. a. die umweltorientierte Energietechnik und die Verpackungstechnik als potenziell interessante neue Geschäftsfelder definiert und schon einige konkrete Ideen. Für den möglichen Einstieg sind neben den üblichen M&A-Aktivitäten auch die Mehrheitsbeteiligung an einem interessanten Start-Up-Unternehmen oder die Kooperation mit einem etablierten Hersteller denkbar. Unsere solide Bilanz- und Finanzsituation gibt uns dafür genügend Handlungsspielraum," skizzierte der Vorstandsvorsitzende seine Pläne.
Nach den vom Vorstandsvorsitzenden vorgestellten vorläufigen Zahlen verzeichnete KBA im Konzern in den ersten fünf Monaten gegenüber dem Vorjahreszeitraum einen Rückgang beim Auftragseingang von -20,7 % (1. Quartal: -40,7 %). Der Auftragsbestand Ende Mai war durch die Belebung des Bogengeschäfts mit 557,1 Mio. Euro (1. Quartal: 500,8 Mio. Euro) sogar etwas höher als zum Jahreswechsel. Der Konzernumsatz lag mit 347,5 Mio. Euro Ende Mai um 34,7 % unter Vorjahr und noch 10,7 % hinter der Planung zurück. Die Erreichung des angepeilten Konzernumsatzes von etwa 1,2 Mrd. Euro hängt wesentlich von der Marktentwicklung in den nächsten Monaten ab. Hansen: "Für unser ambitioniertes Ziel, nach dem hohen Verlust des Vorjahres schon 2009 wieder ein ausgeglichenes Ergebnis zu erreichen, gibt es auch bei einem Umsatz unter 1,2 Mrd. Euro durchaus reelle Chancen."
Angesichts des Bilanzverlustes der Muttergesellschaft Koenig & Bauer AG wird für das abgelaufene Geschäftsjahr 2008 auf die Ausschüttung einer Dividende verzichtet.
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