In der Wirtschaft und unter Ökonomen wird die Forderung nach einer Lohnpause in diesem Jahr lauter. Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Martin Wansleben, bezeichnete das Potenzial für Lohnsteigerungen in der "Bild"-Zeitung (Montagausgabe) als "nahezu aufgefressen". Wansleben betonte: "Angesichts der Krise hätten die Löhne in vielen Branchen eigentlich deutlich sinken müssen. Mit Kurzarbeit haben die Firmen Beschäftigung gehalten, aber dafür auch viel Geld bezahlt." Dieses Geld fehle in den anstehenden Lohnrunden.
Auch Klaus Zimmermann, Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung Berlin, ist für Zurückhaltung: "Die Firmen sitzen auf hohen Personalbeständen, die sie nicht entlassen haben. Die gleiche Loyalität sollten jetzt die Beschäftigten üben und mittelfristig Lohnzurückhaltung zeigen. Das kann in der einen oder anderen Branche auch eine zweijährige Lohnpause sein."
Tarifexperte Hagen Lesch vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln fordert Augenmaß bei den Tarifrunden: "Wir brauchen Lohnkürzungen, wo nötig, und Lohnerhöhungen, wo möglich. Die Marschrichtung muss sein, dass es streng genommen so gut wie nichts zu verteilen gibt." Eine einjährige Lohnpause sei denkbar, aber nicht flächendeckend. Lesch: "Vorsicht, bei längeren generellen Lohn-Stopps gibt es Theater, wenn der Aufschwung kommt und die Gewerkschaften Nachschlag wollen."
Wirtschaftsweisen-Chef Wolfgang Franz mahnt: "Wie hoch der Verteilungsspielraum ist, muss jede Branche für sich entscheiden - auch vor dem Hintergrund der Lohnentwicklung in diesem Jahr, die ja für viele Unternehmen eine zusätzliche Kostenbelastung darstellte."/gp/DP/gr
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