
Schon während seines Intermezzos in München begann jedoch das Bild, das sich die Fußball-Welt von dem ältesten Bundesliga-Coach gemacht hatte, zu verschwimmen. Ungewohnte, ja, für ihn fast unglaublich lockere, aber auch nachdenkliche Töne ließen auf einen Reifeprozess schließen, der seit seinem Arbeitsantritt in Leverkusen immer stärkere Konturen bekommt.
Hat eine Mannschaft Erfolg, ist es der übliche Reflex , dies dem Trainer zuschreiben (was natürlich im umgekehrten Fall auch gilt). Bestes aktuelles Beispiel dafür: Felix Magath. Im Unterschied zum Schalker Coach, der "nur" sein bewährtes Erfolgsmodell fortschreibt, ist Heynckes allerdings nicht mehr wiederzuerkennen.
In einem Interview mit dieser Zeitung räumte er unlängst ein, dass viele - auch leidvolle - Erfahrungen in seinem Privatleben eine Bewusstseinsveränderung bei ihm bewirkt hätten und er inzwischen "viel gelassener, souveräner" reagiere. Mit der Folge, dass er heute auch mit seinen Spielern anders umgehe. "Spaß" war das letzte Wort, das einem bis vor einem Jahr in Verbindung mit der Trainingsarbeit des früheren Mönchengladbacher Stürmers eingefallen wäre. Heute sagt Heynckes: "Es macht Spaß, es ist angenehm, mit diesen Jungs zu arbeiten. Ja, das ist das richtige Wort: angenehm."
Weil Heynckes auch nach dem bitteren Pokal-Erstrunden-Aus in Kaiserslautern nicht in alte Verhaltensmuster zurückfiel, sind die Hoffnungen in Leverkusen nicht unbegründet, ihr Trainer werde auch auf eine etwaige Krise in der Liga nicht panisch reagieren.
Bei den Bayern, die ja der Steigbügelhalter für Heynckes' Comeback waren, dürften sie diese Entwicklung mit gemischten Gefühlen sehen. Denn wenn schon Heynckes eine so frappierende Wandlung durchgemacht hat - warum dann nicht auch das vermeintliche Vizekusen?
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