
(Aussagen aus der Bilanz-PK, Analystenstimmen)
DUISBURG (dpa-AFX) - Die Wirtschaftskrise hat tiefe Spuren in
der Bilanz des Stahlhändlers Klöckner & Co (KlöCo)
Nach den heftigen Einbrüchen in der ersten Jahreshälfte 2009 schrieb KlöCo bereits im dritten Quartal operativ wieder schwarze Zahlen. Dieser Trend setzte sich in den letzten drei Monaten 2009 fort, als das Unternehmen auch beim Nettoergebnis nach vier verlustreichen Quartalen in Folge mit 9 Millionen Euro wieder einen Gewinn verbuchen konnte.
VORSICHTIGER AUSBLICK
Für 2010 rechnet Klöckner & Co nur mit einem leichten Anstieg der realen Nachfrage. Der derzeit steigende Absatz werde hauptsächlich vom Lageraufbau bei den Kunden getrieben. Inklusive der beiden jüngsten Akquisitionen geht das Unternehmen von einem Umsatzzuwachs von über 20 Prozent aus. Zudem erwartet das Unternehmen ein deutlich positives operatives Ergebnis (EBITDA). Den eigenen Ansprüchen, eine operative Marge von mindestens 6 Prozent zu erzielen, werde es aber noch nicht genügen. Dafür hat sich das Unternehmen aber die Rückkehr zur alten Dividendenpolitik vorgenommen. Die sieht eine Ausschüttung von 30 Prozent des bereinigten Nettogewinns vor.
Nachdem die Aktien des Unternehmens seit Monatsbeginn zu einem Höhenflug angesetzt hatten, verloren sie nach Bekanntgabe der Geschäftszahlen bis zum Mittag gut 3 Prozent. Händler bemängelten den vorsichtigen Ausblick. Die Zahlen selbst beurteilten Analysten unterschiedlich. Während Merck- Finck-Analyst Robert Greil sich vom berichteten EBITDA positiv überrascht zeigte, gab sich Ralf Dörper von der WestLB ob der Abschreibungen von 42 Millionen Euro auf den Unternehmenswert enttäuscht.
FÜR WACHSTUM GERÜSTET
Die Unicredit stufte ihr Votum für KlöCo von "Sell" auf "Hold" hoch und verwies auf die erwarteten steigenden Stahlpreise, von den das Unternehmen profitieren dürfte. KlöCo-Chef Rühl rechnet angesichts der explodierenden Rohstoffkosten damit, dass die Stahlhersteller ihre Preise in den kommenden Wochen deutlich erhöhen müssen. Damit dürfte der Stahlpreis im zweiten Quartal auf bis zu 550 Euro pro Tonne steigen. Trotzdem will KlöCo selbst bei seinen Vorräten vorsichtig agieren.
Nachdem das Unternehmen früher als viele Konkurrenten auf die Wirtschaftskrise reagiert hatte, sieht es sich nun wieder für neues Wachstum gerüstet. "Während der Markt noch auf die Erholung wartet, können wir den Blick schon wieder nach vorn richten", sagte Rühl. Die Akquisitionsstrategie hat KlöCo bereits wieder aufgenommen. In diesem Jahr übernahmen die Duisburger bereits den kleinen Schweizer Stahlhändler Bläsi und den westfälischen Stahldienstleisters Becker mit einem Jahresumsatz von rund 600 Millionen Euro. Mit der Becker-Übernahme baut KlöCo sein Geschäft mit der Autoindustrie aus und reduziert gleichzeitig seine Abhängigkeit vom Bau.
MITTELFRISTIG WEITERE KAPITALERHÖHUNG MÖGLICH
Weitere Ziele würden in Nordamerika und Europa geprüft. Dafür stehen laut Rühl noch mehr als 300 Millionen Euro zur Verfügung. Die derzeit finanziell angespannte Lage vieler Konkurrenten sieht Rühl dabei als Chance. Entscheidend für ein Kaufinteresse sei, dass eine Übernahme Synergien ermögliche, erklärte der KlöCo-Chef. Im Mittelpunkt stehen dabei Unternehmen mit einem Umsatz vom mehreren 100 Millionen Euro. Seit dem Börsengang 2006 treibt KlöCo die Konsolidierung im fragmentierten Stahlhandel aggressiv voran. 20 Übernahmen hat das Unternehmen vollzogen. Für weitere Zukäufe würden alle Finanzierungsmöglichkeiten geprüft, dazu könne auch eine erneute Kapitalerhöhung zählen, sagte Rühl./nl/sk
--- von Erik Nebel, dpa-AFX ---
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AXC0126 2010-03-09/13:13