Wien (BoerseGo.de) - Der bekannte Investor und Rohstoffexperte Jim Rogers zeigte sich in einem Interview gegenüber der österreichischen Zeitung "Die Presse" zur weiteren Entwicklung der Weltwirtschaft grundsätzlich pessimistisch gestimmt. Er kauft daher derzeit keine Aktien.
Eine große Mitschuld an den negativen Perspektiven trage US-Notenbankchef Ben Bernanke. Dieser habe von Wirtschaft, Märkten und Währungen noch immer keine Ahnung. Seine einzige Fähigkeit bestehe in der verrückten Art, Geld zu drucken. Zum Argument von vielen Ökonomen, dass Bernanke mit seiner Geldflutung die Wirtschaft vor noch Schlimmerem bewahrt hat vertritt Rogers die Ansicht, dass es besser gewesen wäre Bankrotte zuzulassen. Auch die skandinavischen Länder hätten Anfang der 90er-Jahre im Rahmen von Krisen Pleiten hingenommen. Danach wären diese Länder zum Neuaufbau gezwungen gewesen. Am Beginn des Neuaufbaus hätten dort die Leute schreckliches erlitten, aber langfristig gesehen habe sich diese Strategie gelohnt. Den gegenteiligen Weg habe Japan eingeschlagen. Dort seien Probleme nicht gelöst, sondern über Gelddrucken überspielt worden. Die gleiche Strategie wähle derzeit die USA. Die USA könnten dadurch zwei oder drei verlorene Jahrzehnte erleiden. Das Land stehe heute bereits als größter Schuldner der Geschichte und Verursacher der nächsten Blase dar. Eine Blase gebe es vor allem bei amerikanischen Staatsanleihen. Bei einem entsprechenden Platzen bestehe das große Problem, mit Anleihen Geld zu verdienen. Anleihefondsmanager sollten sich daher bereits neue Jobs suchen.
Zu Griechenland wäre es besser wenn die Europäische Union das Land pleite gehen lässt. Ein Griechenland-Bankrott führe nicht zum Untergang des Euro, sondern zu dessen langfristigen Stärkung. Dies deshalb, da Investoren in diesem Fall erkennen, dass es Europa ernst mit strengeren Regeln meint. Griechenland werde voraussichtlich gerettet, was beim Euro vermutlich eine kurzfristige Rally nach sich zieht. Langfristig gebe es dadurch aber das Signal, dass Probleme der Währungsunion ungelöst bleiben. Er glaube daher nicht, dass es den Euro in 20 Jahren weiter gibt.
Er wisse zwar nicht, ob sich die Lage der Weltwirtschaft verbessert, eine Chance für profitable Investments gebe es aber noch bei Rohstoffen. Der Bullenmarkt bei Rohstoffen habe durch die Pleite von Lehman-Brothers und AIG nur eine Unterbrechung erhalten. Beide Konzerne seien große Akteure auf dem Rohstoffmarkt gewesen. Rohstoffe könnten in jedem Fall profitieren. Im Falle einer wirtschaftlichen Erholung durch eine höhere Nachfrage, ansonsten über das verrückte Gelddrucken durch Regierungen.
Rogers sieht weiters die Chance, dass China die USA als größte Wirtschaftsmacht bald ablöst. Der Hunger Chinas nach Rohstoffen bleibe bestehen. Es sei daher ratsam alles zu kaufen, was in China stark gefragt ist wie etwa Erdgas, Silber, Baumwolle. In China betreffe die Gefahr einer Immobilienblase die Städte. Diese Blase werde platzen. Dabei dürften viele Immobilienspekulanten pleite gehen. Chinas Wirtschaft verfüge jedoch über eine breite Aufstellung. Das Land investiert Milliarden in Umwelt, Wasser und Landwirtschaft. Vielen Chinesen gehe es daher zu gut, als das Immobilienspekulationen die Wirtschaft des Landes zur gefährden.