Die deutschen Schiffbauunternehmen und die Gewerkschaft IG Metall fordern Hilfe von der Politik. Der Schiffbau habe stärker als andere Branchen unter der Krise gelitten. "Um die Zukunftschancen des deutschen Schiffbausektors und tausende Arbeitsplätze in strukturschwachen Regionen zu erhalten, sind energische und schnell umsetzbare Schritte notwendig", heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Schreiben an den Maritimen Koordinator der Bundesregierung, Hans-Joachim Otto. Konkret gehe es um Verlängerung und Ausweitung des KfW-Sonderprogramms, mit dem für 90 Prozent der Schiffsfinanzierungen eine staatliche Bürgschaft übernommen wird, sowie Steuererleichterungen.
Der Auftragsbestand der deutschen Werften sei auf 101 Schiffe gesunken, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik (VSM), Werner Lundt, nach einem Treffen seines Verbandes am Dienstag in Hamburg. Zehn Ablieferungen stünden im ersten Quartal 2010 nur sechs neue Aufträge entgegen. Waren im Jahresdurchschnitt 2008 noch rund 23 600 Mitarbeiter auf den Werften beschäftigt, sank die Zahl bis Ende 2009 auf rund 20 000. "Jetzt halten wir das Niveau." Im vergangenen Jahr standen 20 Neuaufträgen im Wert von 500 Millionen Euro 31 Stornierungen im Wert von 1,4 Milliarden Euro gegenüber.
Der Ausblick ist nach Überzeugung des VSM-Vorsitzenden Werner Lüken (Lloyd Werft Bremerhaven) durchwachsen und von der Entwicklung der Finanzierungen abhängig. Wenn der Bankensektor nicht wieder in Ordnung komme, sehe es schlecht für die Branche aus. Es gebe weiterhin gewaltige Überkapazitäten, berichtete Bernard Meyer (Meyer Werft Papenburg). "Ich glaube, dass der Handelsschiffbau in Deutschland gut reagiert hat." Die Produktpalette habe sich in Richtung Spezialschiffbau verschoben. Meyer sieht sogar Anzeichen, dass der Containerschiffbau 2012 wieder anspringen werde. "Ich glaube, dass wir trotz der Probleme die Fähigkeit haben, zu überleben."
Friedrich Lürßen (Lürssen Werft Bremen) forderte von der Bundesregierung, Marineaufträge zu vergeben. "Wir brauchen Anschlussaufträge 2011, um unsere Kernkompetenzen zu erhalten. Es gibt wenig Projekte und viel Konkurrenz", sagte Lürßen.
Nach Einschätzung des VSM ist die Konkurrenz aus Asien und dort besonders aus Korea ein großes Problem für die deutschen Werften. Die koreanischen Werften seien nicht ausgelastet und versuchten ebenfalls in den Markt der Spezialschiffe vorzudringen. Zum Teil geschehe das mit Dumpingpreisen. "Wir befinden uns in einem ruinösen Preiskampf zu asiatischen aber auch zu europäischen Anbietern, bei dem die Konkurrenz aufgrund der dortigen Staatsinterventionen derzeit die Nase vorn hat", sagte Lüken./moe/DP/stw
AXC0141 2010-05-18/13:46