Solarzellen, die das giftige Cadmiumtellurid enthalten, sollten nach Auffassung der Grünen auch künftig nicht unter das Giftstoffverbot der europäischen Union fallen. "Ein Verbot von Cadmiumtellurid-Zellen wäre sogar kontraproduktiv", erklärte Hans-Josef Fell, Sprecher für Energiepolitik der grünen Bundestagsfraktion, in einem Gastbeitrag für Tageszeitung "Die Welt" (Mittwochausgabe). Der Umweltausschuss des EU-Parlaments will bei seiner Sitzung am Mittwoch darüber entscheiden, ob die Elektroschrott-Richtlinie der Europäischen Union (Rohs-Richtlinie: Restrictions of the use of hazardous substances) auch auf Solarzellen ausgeweitet werden sollte. Der Gebrauch von Schwermetallen wie Blei, Quecksilber und Cadmium wäre dann bei der Solarzellen-Fertigung untersagt. Betroffen wäre davon der größte Solarzellen-Hersteller der Welt, die US-Firma First Solar, die bei der Produktion ihrer Dünnschichtzellen die Schwermetallverbindung Cadmiumtellurid verwendet. First Solar betreibt auch eine Fertigung in Deutschland, in Frankfurt an der Oder. Andere Solarkonzerne, die auf die Verwendung von giftigen Schwermetallen verzichten und statt dessen auf Silizium setzen, hatten Anfang Mai in Brüssel dafür plädiert, das Cadmium-Verbot auf ihre eigene Branche auszudehnen. Die Unternehmen befürchten nach eigenen Angaben, als Branche für eventuelle Umweltschäden des Cadmiums mithaften zu müssen. Zu den Unterzeichnern der Forderung eines Cadmium-Verbots gehörten unter anderem die Firmen Solarworld, Bosch, REC und Photovoltech. Weil in den Solarzellen Cadmium und Tellur eine metallurgisch sehr feste Verbindung eingingen, "geht von Cadmiumtellurid-Solarzellen im Normalfall keine Umweltgefährdung aus", schreibt hingegen der energiepolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Fell, in der "Welt". Allerdings sei es "unabdingbar, dass andere Solarunternehmen vergleichbare Recyclingkonzepte wie First Solar verfolgen und dass deren Einhaltung vom Staat streng kontrolliert wird." Solarzellen könnten dazu beitragen, die giftigen Schwermetallemissionen von Kohlekraftwerken in Zukunft zu vermeiden, schreibt Fell: "Mit einer Aufnahme von Cadmiumtellurid in die RoHs-Richtlinie würde dies deutlich länger dauern, da der Preissenker Nr. 1 der Photovoltaik verboten würde." Offenbar versuchten derzeit einige Hersteller von Solarsiliziumtechniken in Brüssel, "mit gezielter Lobbyarbeit ihre stärksten Konkurrenten in den eigenen Reihen loszuwerden", so Fell: "Sollte die Siliziumlobby Erfolg haben, wären die Hauptgewinner die Kohlekraftwerke."
© 2010 dts Nachrichtenagentur