
DJ INTERVIEW/Bei SGL Carbon steigt die Zuversicht
Von Heide Oberhauser-Aslan DOW JONES NEWSWIRES
FRANKFURT (Dow Jones)- Beim Graphitspezialisten SGL Carbon steigt die Zuversicht für 2010. Mehr Optimismus verspürt das Unternehmen zwar nicht in seinem Kerngeschäft mit Graphitelektroden und Kathoden, vielmehr gründet die Hoffnung auf den beiden kleineren spätzyklischen Sparten Graphitspezialitäten (GMS) und im Carbonfaser-Geschäft (CFC). "Dort ist das Geschäft früher angesprungen als vom Unternehmen erwartet", sagte Finanzvorstand Jürgen Muth im Gespräch mit Dow Jones Newswires. "Bei GMS entwickelt sich unser Auftragseingang schon wieder in Richtung Vorkrisenniveau", sagte er.
"Das gibt uns den Optimismus, dass wir das Jahres-EBIT im Konzern aus 2009 von 110 Mio EUR in diesem Jahr doch noch übertreffen können", erklärte der Manager. Die am Mittwochmorgen für 2010 angehobene EBIT-Prognose werde auch zu einer leichten Verbesserung des Nettoergebnisses im Vergleich zum Krisenjahr 2009 führen, sagte er. 2009 war ein Jahresfehlbetrag von 60,4 Mio EUR eingefahren worden.
Schwieriger beurteilt Muth die Aussichten im zweiten Halbjahr 2010 im größten Geschäftsbereich Performance Products (PP), der Graphitlektroden für die Stahlindustrie und Kathoden für die Aluminiumindustrie fertigt. "Zwar ist die Nachfrage aus der Stahlindustrie nach Graphitelektroden mittlerweile wieder deutlich angestiegen, aber unsere Verkaufspreise für Graphitelektroden könnten, das zeigt unser Orderbuch, im zweiten Halbjahr leicht sinken", erläuterte Muth. Die Umsatzrendite werde daher im Gesamtjahr wohl bestenfalls das mittelfristige Mindestziel von 20% erreichen, sagte Muth. Im zweiten Halbjahr könne die Marge darunter liegen, meinte er. Im ersten Halbjahr 2010 betrug die Marge 20,6%.
Das Unternehmen habe zwar bereits eine Preiserhöhung angekündigt, diese greife aber erst für alle Neugeschäfte und werde sich daher im wesentlichen erst 2011 auswirken. "Die Preiserhöhung wird dann hoffentlich eine Verbesserung der Marge 2011 ermöglichen. Allerdings ist dies auch abhängig von unseren Rohstoffkosten", sagte er. Im kommenden Jahr rechnet Muth auch mit einer weiteren Nachfragesteigerung nach Graphitelktroden, getrieben von der wachsenden industriellen Nachfrage aus den BRIC-Staaten.
An größere Zukäufe denkt das Unternehmen derzeit nicht, kleinere Akquisitionen hält Muth aber für denkbar. "Sollten sich attraktive kleinere Gelegenheiten im Umsatzvolumen von einigen 10 Mio EUR bieten, würden wird das nicht ausschließen", sagte er. Konkret sei aber derzeit nichts geplant.
Finanziell sei das Unternehmen auch langfristig gut aufgestellt und plane auch keine Umschuldungsmaßnahmen. "Die haben wir nicht nötig, wir sind bis 2012/13 durchfinanziert", sagte Muth. Das Unternehmen verfüge über ungezogene Kreditlinien im Volumen von 200 Mio EUR, die 2012 zur Verlängerung anstünden.
Das Unternehmen verfüge zum 30 Juni 2010 mit 848,4 Mio EUR über eine solide Eigenkapitalausstattung, die Nettoverschuldung liege bei 422,6 Mio EUR. Den sich daraus ergebenden Verschuldungsgrad von 0,5 will das Unternehmen seinen Angaben zufolge beibehalten. "Wir wollen mit dieser Quote weiter fahren trotz unseres Investitionsprogramms, denn wir wollen nicht, dass der Einfluss der Banken bei uns wieder größer wird", sagte Muth.
Webseite: www.sglcarbon.de -Von Heide Oberhauser-Aslan, Dow Jones Newswires +49 (0)69 29725 113, heide.oberhauser@dowjones.com DJG/hoa/has
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August 04, 2010 08:05 ET (12:05 GMT)
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