Irlands Finanzminister vermutet hinter den jüngsten starken Renditeanstiegen für Staatsanleihen seines Landes und anderer EU-Staaten einen "konzertierten Angriff" auf die Länder der Euro-Zone. Der Angriff der Märkte gelte gezielt schwächeren Nationen, sagte Finanzminister Brian Lenihan am Freitag in Dublin nach Angaben der "Irish Times". Die Rendite irischer Zehn-Jahres- Anleihen hatte am Freitag mit 6,55 Prozent ein neues Allzeithoch erreicht. Der Risikoaufschlag lag damit bei mehr als vier Prozentpunkten gemessen an den deutschen Referenzpapieren.
Hohe Renditen gelten als Zeichen des Misstrauens von Investoren. Irlands Haushaltslage wird derzeit vor allem von den Nachwirkungen der Finanzkrise belastet, insbesondere der anhaltenden Finanznot der Großbank Anglo Irish. Auch in Portugal waren die Risikoaufschläge für Staatsanleihen zuletzt gestiegen.
Die irische Regierung werde "alles Notwendige tun, um die Gemeinschaftswährung zu schützen", sagte Lenihan. Er versprach auch, das "eigene Haus" in Ordnung zu bringen. Irland hat sich verpflichtet sein Haushaltsdefizit von mehr als 14 Prozent im vergangenen Jahr bis spätestens 2014 auf die in der Euro-Zone erlaubten drei Prozent zu drücken. Eine Verlängerung werde es nicht geben. "Weder die Märkte noch unsere Partner in der EU würden ein Abgleiten von unseren Zielen verzeihen", betonte er.
Wirtschaftsexperten hatten zuletzt gefordert, Irland müsse mehr als die geplanten drei Milliarden Euro im Haushalt einsparen. Lenihan sagte, für solche Maßnahmen sei es zu früh. Erst müsse die weitere wirtschaftliche Entwicklung abgewartet werden. Diese hatte am Donnerstag enttäuscht. Für das zweite Quartal hatten die Statistiker einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes in Höhe von 1,2 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal und um 1,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum errechnet./dm/DP/stw
AXC0189 2010-09-24/19:22