DJ RWE sucht Investoren für Höchstspannungsnetz-Einstieg
BERLIN (Dow Jones)--Der Energiekonzern RWE will den Ausbau seines deutschen Höchstspannungsnetzes Amprion über den Einstieg von Finanzinvestoren bewältigen. "Strategisch sehen wird das Netz weiter als wichtiges Asset an und wollen daher in der Führungsrolle bleiben. Die bevorstehenden Finanzierungslasten müssen wir künftig aber auf breiteren Schultern verteilen", sagte RWE-Vorstand Rolf Martin Schmitz vor Industrievertretern in Berlin.
Ohne erweiterte Eigenkapitalbasis sei der für die Versorgungssicherheit wichtige Bau neuer Stromtrassen nicht mehr zu schultern, sagte Schmitz unter Verweis auf wachsende Schuldenberge bei zahlreichen europäischen Netzbetreibern in Folge bereits hoher Investitionstätigkeit im Netzausbau. Auch die Umstellung der Netze auf dezentrale Erzeugung vor allem aus der Photovoltaik, auf intelligentes Lastmanagement und auf flexible Spitzenlastregelbarkeit könne nur durch Investoren finanziert werden.
"Eine große Investorenbereitschaft sehen wir bisher allerdings noch nicht", fügte Schmitz unter Verweis auf nachbesserungswürdige Anreizmechanismen für Investitionen in deutsche Stromnetze hinzu.
Die Gesellschaft Amprion mit Sitz in Dortmund wurde vor gut einem Jahr aus dem RWE-Konzern ausgegliedert, befindet sich jedoch weiterhin im Besitz des Essener DAX-Konzerns. In den vergangenen Jahren hatte die RWE AG Absichten zum Verkauf seines Höchstspannungsnetzes stets dementiert. Amprion beschäftigt derzeit rund 850 Mitarbeiter und betreibt ein Netz von einer Länge von 11.000 Kilometern.
Aufgrund des zuletzt dramatisch gewachsenen Angebotes an Strom aus dezentraler Photovoltaik-Produktion forderte der RWE-Vorstand die Bundesregierung und die Bundesnetzagentur auf, den zuletzt ungebremst und weitgehend unkoordinierten Zubau Erneuerbarer einzubremsen, bis von Netzseite die entsprechenden Voraussetzungen für die Aufnahme der grünen Energie geschaffen seien. Im besonders vom Solarzubau betroffenen Bundesland Bayern seien Verteilnetze bereits heute oft nicht mehr in der Lage, die dezentral erzeugten Energiemengen noch voll aufzunehmen oder über entsprechende Rückflüsse an höhere Spannungsebenen weiterzugeben.
Wachendes Interesse an regulierter deutscher Netzinfrastruktur machte Hilko Schomerus von Macquarie Capital bei langfristig interessierten Investoren aus. Vor allem Kapital aus Pensionsfonds habe das regulierte Asset-Geschäft als sichere und langfristige Anlage entdeckt. Tendenziell gingen die Bemühungen von Politik und Bundesnetzagentur hinsichtlich der viel zitierten Investorenforderung nach attraktiven Renditen in die richtige Richtung, sagte Schomerus. "Aus unserer Sicht muss hinsichtlich Investitionsanreizen aber noch mehr kommen", fügte er hinzu.
Der Verkauf der deutschen Netze von E.ON und Vattenfall an ausländische Netzbetreiber und Finanzinvestoren habe gezeigt, dass der Markt bereits in der Lage sei, Anbieter und Nachfrager im Markt zusammenzubringen. Risikoprämien für Unsicherheiten über Rahmenbedingungen und langfristige Renditen seien von den Käufern entsprechend eingepreist worden, schätzt Schomerus.
Macquarie ist in der deutschen Energiewirtschaft unter anderem als Eigentümer des hessischen Energiedienstleisters Techem aktiv. Das regulierte Netzgeschäft in Deutschland stelle eine interessante Zukunftsoption für das Macquarie-Geschäft dar, sagte Schomerus. Das derzeit verfügbare Angebot an deutschen Netz-Assets habe Macquarie fest im Blick.
Webseite: www.rwe.com - Von Michael Lechner, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 29725 103, unternehmen.de@dowjones.com DJG/mil/brb
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October 20, 2010 12:08 ET (16:08 GMT)
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