Beflügelt von einem Milliardenauftrag für Airbus und einem Auslieferungsrekord fasst der Luftfahrtkonzern EADS wieder steigende Gewinne ins Auge. Zufriedenstellende Ergebnisse erwartet EADS-Chef Louis Gallois allerdings nicht vor dem Jahr 2012, wenn sich auslaufende Währungsgeschäfte, die Verbesserungen beim A380 und weiter wachsende Produktionszahlen positiv auf den Gewinn auswirken sollen. Zusätzliche Aufträge erhofft er sich vor allem aus den Vereinigten Staaten und den Schwellenländern. Auch die Rüstungssparte Cassidian soll dort wachsen, wie Gallois am Mittwoch beim Jahresausblick in Les Mureaux bei Paris sagte.
Die EADS-Aktie im Tagesverlauf einen Teil der frühen Kursgewinne ab. Am Nachmittag notierte sie in Paris mit 2,19 Prozent im Plus bei 20,51 Euro und entwickelte sich damit wie der freundliche Gesamtmarkt.
'DEAL DES JAHRES'
Wenige Stunden zuvor hatte die Konzerntochter Airbus eine Bestellung der indischen Fluggesellschaft IndiGo über 180 A320-Flugzeuge bekanntgegeben. "Es ist der Deal des Jahres, schöner kann man das Jahr gar nicht einleiten", sagte Gallois. Es handle sich um den größten Einzelauftrag für Passagierjets in der Geschichte der kommerziellen Luftfahrt. Der Auftragswert beläuft sich nach Listenpreis auf 15,6 Milliarden US-Dollar. Üblich sind bei Flugzeugbestellungen allerdings Rabatte in prozentual zweistelliger Höhe.
Die Krise im Flugzeugbau sei zwar noch nicht überwunden, sagte
Gallois. Doch sei das Geschäft mittlerweile wieder stärker
angelaufen als erwartet. Airbus habe 2010 mehr als 500 Flugzeuge
ausgeliefert und noch mehr Neubestellungen verbucht. Die größte
Konzerntochter, die rund 70 Prozent zum Umsatz beiträgt, hat 2010
damit mehr Flugzeuge ausgeliefert als ihr US-Rivale Boeing
SPARPROGRAMME GREIFEN
Laut Gallois steuert Airbus auf erheblich steigende Gewinne zu. Die Sparprogramme zeigten Wirkung, sagte der Manager. Dennoch müsste EADS im zweiten Jahrzehnt seines Bestehens weiter Kosten reduzieren und sich international besser aufstellen. Vor allem die Schwellenländer bildeten neben Europa und den USA einen neuen Schwerpunkt. EADS plane dort weiteres Wachstum. Das Geld dafür steht bereit: Laut Finanzchef Hans Peter Ring verfügt EADS über mehr als 10 Milliarden Euro Barmittel. Mehrere Zukäufe seien bereits in Arbeit.
Die Probleme beim Trent-900-Triebwerk von Rolls Royce hätten dem Mega-Airbus A380 nicht geschadet, sagte Gallois. "Wir sind nun aus dem Gröbsten raus", sagte er mit Blick auf die Produktionsprobleme der ersten Jahre. Allerdings zahlt EADS bei dem größten Passagierflieger der Welt noch immer drauf, frühestens 2014 werden schwarze Zahlen erwartet.
MEHR FLIEGER PRO JAHR
Im laufenden Jahr soll Airbus zwei A380-Maschinen pro Monat ausliefern, zusätzlich die zwei für die australische Fluglinie Qantas, die 2010 wegen der Triebwerksprobleme nicht mehr fertig wurden. Bei dem von zahlreichen Geburtswehen begleiteten Militärtransporter A400M gehe es gut voran, die Produktion habe begonnen, sagte Gallois. Der Hightech-Flieger A350 sei technologisch nach wie vor eine Herausforderung, seine Entwicklung schreite aber ebenfalls voran. Der Helikopter-Hersteller Eurocopter befinde sich noch in der Krise, vor allem im Segment der leichten und mittleren Hubschrauber.
Erheblichen Kostendruck spürt EADS im Raumfahrt- und Rüstungsgeschäft, wo drastische Kürzungen die Geschäftsperspektiven vor allem in Europa trübten. Sie sollen kompensiert werden durch Aufträge aus den Schwellenländern.
PLUS BEI ASTRIUM
Die Raumfahrtsparte Astrium steigerte ihren Umsatz 2010 vorläufigen Zahlen zufolge allerdings um vier Prozent auf fast 5 Milliarden Euro. Der Auftragseingang wuchs um 43 Prozent auf 6 Milliarden Euro. Probleme mit dem immer wieder verschobenen ersten Sojus-Start vom europäischen Raumfahrtbahnhof Kourou bereiteten zudem erhebliche Probleme beim Satellitentransport-Geschäft.
Zu seiner möglichen Nachfolge hielt sich Gallois bedeckt. Sein Vertrag ende wie vorgesehen im Juni 2012. Im gleichen Jahr stehe die Neubesetzung des Verwaltungsrats an. bis dahin würden sich die Anteilseigner Gedanken dazu machen. Zuvor hatte Medienmanager Arnaud Lagardere seinen Anspruch auf den Posten des Verwaltungsratschefs bekräftigt, den derzeit der Daimler-Manager Bodo Uebber innehat. Mit einem Franzosen an der Spitze des Verwaltungsrats würde die deutsch-französische Aufgabenteilung in der Führungsetage weitere Wechsel nach sich ziehen.
Einen neuen Kopf gibt es allerdings in der Führungeetage von Airbus: Der Daimler-Manager Günter Butschek wird zum 1. März neuer Produktionschef bei dem Flugzeugbauer. Er übernimmt die Aufgabe von Gerald Weber, der das Unternehmen verlässt./stw/rek/zb --- Von Steffen Weyer, dpa-AFX und Ralf E. Krüger, dpa ---
ISIN NL0000235190 US0970231058
AXC0174 2011-01-12/16:18