Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, hat die weitere Liberalisierung der Regeln für homosexuelle Pfarrer gegen die Kritik mehrerer Altbischöfe verteidigt. Homosexuelle Partnerschaften seien "nicht bibelwidrig" wie die Kritiker behaupteten, sagte Kock in einem Interview der "Frankfurter Rundschau" (Freitagausgabe). Homosexualität gehöre "zu den Ausprägungen menschlicher Geschlechtlichkeit".
Die Kirche müsse alles tun, dass sie lebbar sei - "und zwar nicht verschwiemelt und heimlich im Bahnhofsviertel, sondern offen und verantwortlich". In einem offenen Brief hatten sich acht frühere evangelische Bischöfe gegen den Beschluss der EKD-Synode gewandt, nach der homosexuelle Pfarrer mit ihren Lebensgefährten im Pfarrhaus wohnen dürfen. Die Altbischöfe argumentierten, Homosexualität sei "widernatürlich und schöpfungswidrig". Kock warf den Autoren im FR-Interview vor, sie erweckten den Eindruck, "Homosexuelle seien Menschen zweiter Klasse". Als Motiv vermutet er einen "alterskonservativen Rollback". Kock kritisierte auch den Umgang der katholischen Kirche mit Homosexuellen. Es sei "kein Geheimnis", dass es dort "eine Reihe homosexueller Priester gibt, selbst wenn manche Bischöfe sie am liebsten nicht im Amt hätten". "Homosexualität ist eine menschliche Realität - auch in der katholischen Kirche", fügte der frühere EKD-Ratsvorsitzende hinzu.