Die Leiterin der Stasi-Unterlagenbehörde, Marianne Birthler, hat in einer Bilanz nach 21 Jahren Sturm auf die DDR-Stasi-Zentrale und nach zwei Jahrzehnten Aktenaufarbeitung ein positives Fazit der Arbeit mit den Akten gezogen. In einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung" (Montag-Ausgabe) nannte Frau Birthler insbesondere drei entscheidende Plus-Punkte: "Die Opfer haben die Möglichkeit erhalten, ihr Leben zu rekonstruieren. Mit den Akten können Fragen von Schuld und Verantwortung beantwortet werden. Mit wissenschaftlicher Aufarbeitung und Öffentlichkeitsarbeit kann dem anhaltenden Trend zur Verharmlosung der DDR entgegengewirkt werden", so Frau Birthler, die im März nach zehnjähriger Arbeit an der Behördenspitze vom DDR-Oppositionellen Roland Jahn abgelöst werden soll.
"Wir legen aber auch Wert darauf zu zeigen, dass die Unterdrückung in der DDR mehr umfasste als nur die Stasi. Das ging viel weiter, beispielsweise mit der SED, der FDJ und der Pionierleitung", hob Birthler hervor. Als "zutiefst befremdlich" kritisierte Frau Birthler in diesem Zusammenhang die in der Linkspartei neu aufgeflammte Debatte über mögliche neue oder alte Wege zum Kommunismus. "Andererseits spricht Frau Lötzsch beim Thema Kommunismus aus, was in vielen Köpfen der Linkspartei-Mitglieder heimlich oder offen rumspukt. Insofern erleichtert das die politische Auseinandersetzung mit dieser Partei", sagte Marianne Birthler.