15. März 2011. Mit Abschlägen bis teilweise über 10 Prozent beschert das Unglück in Japan vielen Fonds nahezu ausnahmslos Verkäufe. Händler und institutionelle Anleger bezeichnen die Reaktion als übertrieben.
Die Einbrüche an den Aktienmärkten sorgen auch bei den aktiv verwalteten Fonds für breit gestreute Abgaben. "Es ist die Hölle los", erklären die Händler von der Baader Bank und ICF Kursmakler. Die dramatischen Entwicklungen in Japan hielten die Fonds-Anleger vielerorts in Atem. Auch die zusätzlich versprochenen Mittel von umgerechnet rund 130 Milliarden Euro vom japanischen Staat für den Wiederaufbau nach dem zerstörenden Erdbeben hätten den Sog nach unten auch für den DAX nicht aufhalten können. "Der unüberschaubare Unfall im japanischen Kernkraftwerk überschattet alle anderen Themen", beschreibt Ivo Orlemann. "Investoren verkaufen ihre Anteile fast blind", registriert der Spezialist von ICF Kursmakler, der die Reaktion der Anleger als deutlich überzogen bezeichnet. "Niemand weiß, wie schnell sich die Märkte wieder beruhigen werden."
Nachrichtenlage bestimmt die Richtung
Über die aktuelle Nachrichtenlage aus dem Krisengebiet hinaus zu schauen, falle vielen Anlegern derzeit offensichtlich schwer. "Nicht der Kopf, sondern der Bauch scheint die Richtung an den Märkten vorzugeben," beschreibt auch Thorsten Winkler die Aktivitäten der Marktteilnehmer im Fondshandel. Der Portfolio-Manager des ETF Dachfonds (WKN 556167) von Veritas Investment Trust rät dazu, einen kühlen Kopf zu bewahren. Die extremen Abschläge an den Aktienmärkten seien weder durch das Erdbeben in Japan noch durch die Ereignisse im Unglücksreaktor zu rechtfertigen. "Es gibt eigentlich keinen Grund, den DAX so zu verprügeln wie heute", urteilt Winkler.
Eine Korrektur der Märkte?
"Japan ist möglicherweise der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat", versucht Winkler eine zusätzliche Erklärung für die heftigen Ausschläge zu finden. Denn der Cocktail schwieriger Nachrichten aus den vergangenen Wochen habe die Märkte im Vorfeld des Erdbebens bereits im Griff gehabt. Komme dann so ein Schock wie in Japan dazu, könne es durchaus zu Übertreibungen kommen. "Vielleicht hatten Investoren generell das Gefühl, die Aktienmärkte seien angesichts der vielen ungelösten Probleme überbewertet", erklärt der Fondsmanager.
Passive Werkzeuge aktiv einsetzen
Für den ETF-Dachfonds nutze Winkler die passiven Werkzeuge, um sie aktiv zu steuern. ETFs seien für ihn ein geeignetes Mittel, um ganze Märkte effizient mit einem einzigen Wertpapier abzudecken. "Unsere Aufgabe ist, das richtige Timing für Ein- und Ausstieg in einen Markt zu bestimmen und die Allokation festzulegen", erklärt Winkler die Strategie des Fonds. "Ein- und Ausstiegssignaleauf, die wir reagieren, bekommen wir von unseren selbst entwickelten Analysetools." Auch bei der Einzelauswahl setzt der Manager auf eine rein regelbasierte Vorgehensweise, die an den Trends der globalen Finanzmärkte ausgerichtet sei. Die Aktien- und Rentenfondsquote könne dabei flexibel zwischen 0 und 100 Prozent betragen.
"Neben dem Momentum des Marktes und der Relativen Stärke des Trends kommen auch selektierte Regeln der technischen Analyse zum Einsatz", erklärt der Portfoliomanager. So soll der Fonds vor hohen Verlusten bewahrt werden. Aufgrund der Entwicklungen der vergangenen Wochen habe sich beispielsweise die Aktienquote des Fonds von rund 90 Prozent auf derzeit etwa 75 Prozent reduziert. Rund 40 Prozent vom Aktienanteil befindet sich in US-amerikanischen ETFs, etwa 10 Prozent in Schwellenländern und der Rest in europäischen Wertpapieren. Mit einem Anteil von 3,5 Prozent habe sich das Engagement in Japan bereits deutlich reduziert.
Weil Winkler zweigleisig fahre und auf kurzfristige Signale wie auch auf längere Trends setze, umgehe er die Probleme reiner Trendfolgemodelle, die aus seiner Sicht oftmals den Anschluss verlieren, wenn die Märkte orientierungslos pendeln. Jeden Tag bekomme der Fondsmanager Informationen über alle großen Märkte. "Auch die Aussichten für den S&P 500 beurteilen wir relativ gesehen fester als den deutschen Leitindex."
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© 15. März 2011/Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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