
Die Börse im Gaga-Modus: Trotz Kaufhysterie bei Solarwerten wird LDK Solar nach der Bekanntgabe guter Zahlen abgestraft.
Anfang der Woche ging es an den Märkten drunter und drüber: Während fast alle Werte unter dem Eindruck der drohenden Atomkatastrophe in Japan gnadenlos abschmierten, konnte das Solaktive Zertifikat von der allgemeinen Panik profitieren. Als der erste Schock wich, setzte bei den Anlegern jedoch eine gewisse Ernüchterung ein. Das negative Sentiment bezüglich der Solarbranche dürfte sich auch weiterhin als hartnäckig erweisen. Sollte es in Fukushima jedoch in den nächsten Tagen wirklich zum Super-GAU kommen und der Großraum Tokio verstrahlt werden, wären im Solar-Sektor erneut abrupte Kursausschläge nach oben wahrscheinlich.
Dass Hanwha SolarOne und LDK Solar im Laufe der letzten Woche ihre Zahlen für das vierte Quartal 2010 präsentiert haben, ging wegen der allgemeinen Besorgnis über die Konsequenzen der Katastrophe fast unter. Bei Hanwha war das Ergebnis zwiespätig: Obwohl das Unternehmen im vierten Quartal die eigenen Prognosen nicht erfüllte, konnte der Jahresumsatz immerhin verdoppelt werden. LDK hingegen schrieb tiefschwarze Zahlen und wartete mit einer optimistischen Prognose auf. Die Anleger quittierten dies jedoch mit Verkäufen.
Hanwha SolarOne hat den Nettogewinn im vierten Quartal auf 370,8 Millionen Yuan (56,2 Millionen US-Dollar) gesteigert, wobei der Umsatz 69 Prozent auf 2,11 Milliarden Yuan zulegte. Der Jahresumsatz verdoppelte sich auf 7,52 Milliarden Yuan. Darüber hinaus wurde 2010 ein Gewinn von 757,4 Millionen Yuan verbucht, verglichen mit einem Verlust von 145,2 Millionen Yuan im Vorjahr. Die Werte für das vierte Quartal enttäuschten die Marktbeobachter. Erschwerend kommt hinzu, dass die Bruttomarge gegenüber dem Vorquartal um 2,4 Prozent auf aktuell 20,3 Prozent zurückgegangen ist. Als Grund wurde der zuletzt gestiegene Preis für den Rohstoff Polysilizium angeführt. Dass Hanwhas Produktion auf den Zukauf von Solarwafern und -zellen angewiesen ist, belastete die Marge noch zusätzlich.
Auch die kurzfristigen Perspektiven sind für Hanwha nicht gerade rosig: Das Unternehmen rechnet damit, dass die durchschnittlichen Verkaufspreise im ersten Quartal 2011 um etwa 5 Prozent gefallen sind. Darüber hinaus soll der Preis für Polysilizium voraussichtlich erst im zweiten Halbjahr wieder zurückgehen. Obwohl der Absatz in Deutschland wegen den Subventionskürzungen seit Jahresbeginn um 25 Prozent zurückgegangen ist, sollen im ersten Quartal Solarprodukte mit einer Leistung von 235 bis 245 Megawatt verkauft werden. Dieses Ergebnis würde immerhin bis zu 26,6 Megawatt über dem Absatz im vierten Quartal liegen.
LDK Solar hingegen übertraf die Erwartungen mit einem Quartalsgewinn von 145,2 Millionen US-Dollar. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres hatte das Unternehmen noch einem Verlust von 24,3 Millionen US-Dollar verkraften müssen. Der Umsatz konnte sich auf 920,9 Millionen US-Dollar mehr als verdreifachen. Eine weitere positive Überraschung war die Bruttomarge, die in den letzten 12 Monaten von mageren 9,9 Prozent auf derzeit 27,3 Prozent emporschoss.
LDK erwartet im ersten Quartal einen Umsatz zwischen 800 und 850 Millionen US-Dollar. Die Bruttomarge soll abermals steigen und bei etwa 28 Prozent liegen. Für 2011 wird ein Jahresumsatz zwischen 3,5 und 3,7 Milliarden US-Dollar erwartet. Die Jahres-Bruttomarge soll zwischen 24 und 29 Prozent liegen.
Jedoch zeigte sich am folgenden Tag, dass dieser ungezügelte Optimismus die Vorstellungskraft etlicher Marktteilnehmer anscheinend arg überstrapaziert hatte: Der Kurs von LDK brach um 7 Prozent ein. Skeptische Analysten verwiesen wieder einmal auf die nachlassende Nachfrage in Europa. Zudem argumentierten sie damit, dass die Katastrophe in Japan die Wirtschaft negativ beeinflussen dürfte, was sich wiederum auf die Absätze auswirken werde. Andere Analysten hielten den rapiden Abverkauf nach Bekanntgabe der Zahlen hingegen für ungerechtfertigt, zumal die Aktie von LDK verglichen mit anderen Solarwerten derzeit außerordentlich günstig sei.
Die im Solactive China Solar Index enthaltenen Einzelwerte sind:
Yingli Green Energy Holding
JA Solar Holdings
Canadian Solar
Trina Solar
Hanwha SolarOne
ReneSola
China Sunergy
Suntech Power Holdings
LDK Solar
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