
Sind Chinas Solarkonzerne die großen Profiteure der deutschen Energiewende? Gewisse Zweifel sind durchaus angebracht...
Der schwarz-gelben Bundesregierung kann es beim beim Atomausstieg offenbar nicht schnell genug gehen: Gestern verständigten sich Kanzlerin Merkel und die Ministerpräsidenten darauf, dass Bundestag und Bundesrat bis Mitte Juni ein neues Gesetz für einen raschen Atomausstieg verabschieden sollen. Hinzu kommt ein Gesetzespaket zum Ausbau der alternativen Energien. Dummerweise ist bei den bisherigen Vorschlägen jedoch vor allem von Windparks, Gebäudesanierung und Erdgas die Rede und dafür herzlich wenig von Solarenergie...
Offenbar orientieren sich Umweltminister Röttgen und Wirtschaftsminister Brüderle bei ihrem Sechs-Punkte-Plan vor allem an den Empfehlungen des Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU), der die Rentabilität der Solarenergie schon lange anzweifelt und im Februar sogar noch auf eine Deckelung des Zubaus gedrängt hatte. Der SRU übersieht dabei jedoch völlig den derzeitigen Preisverfall bei Photovoltaikprodukten, der sich in diesem Jahr noch verschärfen dürfte. Also keine Chance für Solar? Nicht ganz, denn einige Analysten gehen immerhin davon aus, dass die Bundesregierung zumindest einen Teil der geplanten Fördermittelkürzungen für Solarenergie zurücknehmen wird. Wie der Ausbau der Öko-Alternativen schlussendlich aussehen wird, bleibt vorerst jedoch offen, zumal das Gezanke um die Finanzierbarkeit des Projekts gerade erst angefangen hat. Das Kasperle-Theater für Fortgeschrittene, das die Parteien dabei veranstalten, dürfte uns die nächsten Wochen noch weiter begleiten.
Dass die chinesischen Solarkonzerne ungeachtet dessen an der internationalen Konkurrenz vorbeiziehen, wurde in der letzten Woche durch frische Daten von IMS Research untermauert. 2010 hat Suntech Power mit einem Absatzplus von 130 Prozent gegenüber dem Vorjahr den US-Konzern First Solar von der Pole-Position als größter Lieferant von Solarmodulen verdrängt. Obwohl alle Unternehmen Zuwächse beim Absatz verbuchten, befanden sich unter den Anbietern, die ihr Ranking in der Top-10 verbessern konnten, ausschließlich chinesische Konzerne. Canadian Solar und Hanwha SolarOne konnten dabei sogar um jeweils zwei Plätze emporklettern. Im Bereich Solarzellen hieß der große Gewinner hingegen JA Solar. Das Unternehmen baute seine Fertigungskapazität um 180 Prozent aus und belegte damit Platz eins. 2009 hatte sich JA Solar noch mit dem fünften Platz begnügen müssen.
Das Fazit fällt dementsprechend nicht gerade überraschend aus: Die Unternehmen aus dem Reich der Mitte dominieren den Solarmarkt immer stärker. Außerdem kommen die geplanten Kapazitätserweiterungen für dieses Jahr zu einem strategisch wichtigen Zeitpunkt. Chinas Solarkonzerne könnten die aktuelle Schwäche der ausländischen Konkurrenz nutzen, um ihre Vormachtstellung langfristig zu festigen. Allerdings gehen die Experten von IMS Research davon aus, dass das Branchenwachstum spätestens im Jahr 2012 nachlassen wird, da in etlichen europäischen Märkten eine Reduktion der Einspeisetarife ansteht. Die entscheidende Frage ist nun, ob die chinesischen Solarfirmen den langen Atem haben, um diese Flaute zu überstehen, bis die neuen Wachstumsmärkte USA und China diesen Rückgang kompensieren. Doch angesichts der gewaltigen Summen, die Peking zuletzt in die heimische Solarbranche investiert hat, stehen die Chancen gut...
Ein weiterer Grund für Optimismus ist die Tatsache, dass auch in China nach der Katastrophe in Fukushima ein wichtiger Umdenk-Prozess stattfindet: Ursprünglich hatte Peking geplant, die installierte Solar-Kapazität bis 2015 allmählich auf 5 Gigawatt zu steigern und dann in den folgenden fünf Jahren auf 20 Gigawatt zu erhöhen. In den letzten Wochen kursierte schließlich das Gerücht, dass das Installationsziel für 2015 auf 10 Gigawatt verdoppelt werden könnte, um im Gegenzug dafür den Ausbau der Atomkraft zu verlangsamen.
Doch mittlerweile verdichten sich die Anzeichen, dass die chinesische Regierung bei der Solarenergie möglicherweise sogar noch stärker auf die Tube drücken könnte: Letzten Medienberichten zufolge will die China Solar Energy Association dem chinesischen Staatsrat offenbar vorschlagen, das bisherige Solar-Installationsziel für 2015 gleich auf 15 Gigawatt zu verdreifachen. Bis 2020 soll die installierte Leistung nach Vorstellung der Experten sogar auf 50 Gigawatt zulegen. Regierungsinsider schätzen die Erfolgsaussichten dieses Vorschlag als recht hoch ein. Doch ein wenig werden sich die Solar-Bullen noch gedulden müssen: Es wird damit gerechnet, dass Peking die endgültigen Solar-Installationsziele erst gegen Jahresende vorstellen wird.
Die im Solactive China Solar Index enthaltenen Einzelwerte sind:
Yingli Green Energy Holding
JA Solar Holdings
Canadian Solar
Trina Solar
Hanwha SolarOne
ReneSola
China Sunergy
Suntech Power Holdings
LDK Solar
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