Köln/ Berlin (BoerseGo.de) - Läuft die Zeit der großen Firmenboliden allmählich ab? Ein erstaunliches Ergebnis liefert eine aktuelle Analyse zur Dienstwagen-Besteuerung. Laut dem Gutachten, das die Universität Köln im Auftrag des Bundesumweltministeriums erstellt hat und aus dem die Financial Times Deutschland am Dienstag zitiert, ist die praktizierte Besteuerung von Firmenwagen ökonomisch falsch, führe zu unnötigen Mindereinnahmen für den Staat und gebe obendrein Anreize zur Schädigung der Umwelt. Weiter heißt es, dass die Steuergerechtigkeit verletzt wird: Für Unternehmen sei es günstiger, einen Dienstwagen zu stellen, als das Gehalt eines Mitarbeiters zu erhöhen. "Besserverdiener nutzen Steuerprivilegien, die Normalverdienern sehr viel seltener zugänglich sind", so die Gutachter.
Nach dem geltenden Steuerrecht muss ein Arbeitnehmer, der seinen Firmenwagen privat nutzt, ein Prozent des Listenpreises des Autos pro Monat versteuern. "Diese Pauschale ist sehr grob und zudem sehr niedrig angesetzt", schreibt das Finanzwissenschaftliche Forschungsinstitut (FiFo) der Universität Köln in dem Gutachten. Für das Auto müssten keine Beiträge zur Sozialversicherung abgeführt werden. Zudem lohne es sich ausgerechnet teure Autos von der Steuer abzuschreiben, solche also, die viel Sprit benötigen.
Durch eine ökonomisch und ökologisch sinnvolle Reform könnten die Steuereinnahmen um 2,9 bis 4,6 Milliarden Euro im Jahr steigen, so das FiFo laut FTD. Die Sozialversicherungen würden 0,4 bis 0,9 Milliarden Euro mehr einnehmen. Bei der Nutzung könnte auch eine CO2-Komponente eingeführt werden. Dadurch würde auch die Anschaffung von Elektroautos attraktiver. Das FiFo schlägt vor, die Anschaffung und die Nutzung des Pkw aufzuteilen. Bei der Nutzung sollten alle Fahrten, die nicht zwischen Wohnung und Arbeitsort stattfinden, pauschal zu 75 Prozent steuerlich der Privatsphäre zugeordnet werden.
Laut FTD steigt durch das Gutachten zu der Dienstwagen-Subvention der Druck auf die Bundesregierung, den selbst erstellten Koalitionsvertrag zu erfüllen. Dort sei festgehalten, die Besteuerung der privaten Nutzung von Dienstwagen zu überprüfen. Automobilwerte geraten durch die angestoßene Diskussion am Dienstag in Mitleidenschaft. Volkswagen liegen am Vormittag mit 2,78 Prozent im Minus, BMW stehen 2,42 Prozent und Daimler-Titel 2,02 Prozent im Soll.