Altbundespräsident Richard von Weizsäcker hat die deutsche Politik vor einer Ausweitung der griechischen Schuldenkrise gewarnt und dazu aufgefordert, sich mit aller Kraft für eine Rettung Griechenlands einzusetzen. In einem Gastkommentar für die "Bild-Zeitung" (Donnerstagausgabe) schreibt Weizsäcker: "Jetzt wird unsere Stärke gebraucht. Es gibt nichts besseres, wofür wir sie einsetzen könnten, als Europa. An uns darf es nicht scheitern."
Die Wirtschafts- und Finanzkrise Griechenlands sei nicht auf das Land beschränkt, so Weizsäcker: "Deutschland und Europa können sich von Griechenland nicht trennen. Wenn der Verbund Schwäche zeigt, wird er von den Spekulanten auseinandergenommen. Zu viele Länder stehen wacklig da. Eine Krise verschärft die andere." Deutliche Kritik übt Weizsäcker am früheren Verhalten der Regierung in Athen. "In Griechenland hat man die harte Währung gern übernommen. Das Land kam endlich voran. Aber die Regierung hat es sich zu leicht gemacht. Sie hat verschwiegen, dass ein Teil des neuen Wohlstands nur geborgt war. Jetzt folgt das böse Erwachen. Für die Menschen ist das schmerzhaft." Die gerade im Amt bestätigte Führung unter Ministerpräsident Papandreou habe offenbar verstanden, dass die Probleme des Landes behoben werden müssen. Aber auch die Deutschen müssten erkennen, so Weizsäcker, dass ihr Wohlstand von Europa abhängt: "Hier verkaufen wir zwei Drittel unserer Exportwaren. Wer sich über die Griechen erhebt, der lacht auf eigene Gefahr." Weizsäcker: "Erfolg gibt es nur, wenn die Griechen tapfer ihren Kurs halten - und wir ihnen unerschütterlich helfen."