
Im Kampf gegen die enorme Schuldenlast hat
der Stahlkonzern ThyssenKrupp
An der Börse löste die Aktienplatzierung einen Kursverfall aus.
ThyssenKrupp-Papiere verloren bis zum frühen Nachmittag gut 5,5
Prozent auf 32,815 Euro. Das war der größte Verlust seit Ende
Oktober 2009. Der deutsche Leitindex Dax
ZEITPUNKT GUT GEWÄHLT
Die knapp 50 Millionen Aktien wurden in einem beschleunigten
Bookbuilding-Verfahren platziert. Käufer waren nach Konzernangaben
vorwiegend deutsche und internationale institutionelle Investoren.
Verkauft wurden die Papiere zu einem Preis von 32,95 Euro das Stück.
ThyssenKrupp nutzte dabei auch die gute Entwicklung der eigenen
Aktien in den vergangenen Monaten aus. Das Papier hat sich seit
Anfang April um etwa 25 Prozent besser als Konkurrent ArcelorMittal
Analysten zeigten sich dennoch über den Umfang des Aktienverkaufs überrascht. Das sei eine "große Kröte", die den Markt wohl einige Tage beschäftigen dürfte, sagte einer. Analyst Kartik Swaminathan von Goldman Sachs kündigte an, sein Kursziel zu überarbeiten. Den Schuldenabbau wertete er in einem ersten Kommentar aber als positiv. ThyssenKrupps Bilanz werde dadurch robuster. Außerdem halte das Management damit Wort, den Schuldenberg weiter abbauen zu wollen.
ALTERNATIVE ZU VERKÄUFEN?
Für Cheuvreux-Analyst Alexander Haissl ist der Zeitpunkt der Transaktion überraschend, operativ sei der Stahlkonzern aber auf Kurs. Nach dem jüngsten Treffen mit dem ThyssenKrupp-Management sei er zudem überzeugt, dass die geplanten Beteiligungsverkäufe so früh wie möglich angekündigt werden. Cedar Barnes von Merrill Lynch stellte die Frage, ob die Platzierung als Alternative zum Verkauf von Randaktivitäten zu sehen sei. In der vergangenen Woche hatte ThyssenKrupp das Scheitern des schon sicher geglaubten Verkaufs der Hamburger Traditionswerft Blohm + Voss an Abu Dhabi Mar bekanntgegeben
Für den neuen Konzernchef Heinrich Hiesinger hat der Abbau der Schulden oberste Priorität. Dadurch will er Raum für neue Milliardeninvestitionen schaffen. Allein in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres 2010/2011 (30. September) war die Verschuldung vor allem wegen Anlaufverlusten bei Stahlwerksprojekten in Brasilien und den USA um rund 2,7 Milliarden Euro auf knapp 6,5 Milliarden angewachsen.
UMBAU STEHT BEVOR
Der frühere Siemens-Manager
Nach dem Ende der Wirtschaftskrise, die auch den Stahlbereich hart getroffen hatte, ging es bei ThyssenKrupp zuletzt wieder bergauf. Der Aktienkurs erholte sich von rund 12 Euro Ende 2008 auf inzwischen weit über 30 Euro. Nach der Ankündigung, die eigenen Aktien zu verkaufen, rutschte der Kurs am Donnerstag allerdings um mehr als 5 Prozent ab./wd/rum/enl/ck
ISIN DE0007500001 DE0007236101
AXC0183 2011-07-07/16:31