
Von Alexandra Edinger und Eyk Henning DOW JONES NEWSWIRES
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Frankfurter Commerzbank sucht weiter nach Wegen, ihre Kapitaldecke zu stärken, ohne dabei Staatshilfen in Anspruch zu nehmen. Laut Informationen aus Finanzkreisen prüft das Frankfurter Institut aktuell unter anderem die Möglichkeit, Teile ihrer Immobilien- und Staatsfinanzierunstochter Eurohypo an den wiederbelebten Sonderfinanzierungsfonds Soffin abzugeben, ohne dabei offiziell Staatshilfen zu beanspruchen. Vielleicht ist die finale Lösung daher schlicht und einfach eine Frage der Definition.
"Die Transaktion müsste so strukturiert werden, dass sie nicht als Staatshilfe wahrgenommen wird", sagte eine mit den Plänen vertraute Person zu Dow Jones Newswires. Die Eurohypo an den Staat abzugeben, sei eine Möglichkeit, die aktuell diskutiert werde, ergänzte eine andere Person.
Insgesamt müsse bei der potenziellen Transaktion jedoch sichergestellt werden, dass es sich dabei nicht um ein Geschenk für die Aktionäre handele, sagte eine mit der Sache vertraute Person. Denkbar wäre zum Beispiel, dass die Commerzbank für mögliche Verluste aus der Abwicklung der Eurohypo garantieren müsste. Dann würde die Commerzbank zwar Teile oder die ganze Eurohypo an den Staat gegen einen bestimmten Betrag verkaufen, müsste im Gegenzug jedoch Verlustgarantien in die eigene Bilanz einstellen. "Am Ende muss man das Gesamtkonstrukt anschauen, um zu beurteilen, ob es sich um Staatshilfen handelt", sagte die Person. Letztendlich müsse die Europäische Kommission entscheiden, ob bei der Transaktionen staatliche Beihilfen geflossen seien oder nicht.
Für Analysten ist klar, dass die Eurohypo bei der Lösung der Kapitalprobleme der Commerzbank eine entscheidende Rolle spielen wird. Die Auslagerung von Teilen beziehungsweise der gesamten Eurohypo in eine Bad Bank hält Michael Rohr, Analyst bei Silvia Quandt Research, dabei für die "schnellste und effektivste Lösung der Kapitalprobleme der Commerzbank".
Zumindest einen ersten Erfolg kann die Bank am Mittwoch vermelden: Der Rückkauf eigener Anleihen wurde erfolgreich abgeschlossen und das harte Kernkapital um mehr als 700 Mio EUR gestärkt. Jetzt bleibt noch eine Kapitallücke von 4,6 Mrd EUR zu stopfen. Bis zum 30. Juni 2012 hat die Commerzbank dafür noch Zeit. Bis zu diesem Stichtag muss sie die Anforderungen der Europäischen Bankenaufsicht EBA nach einer harten Kernkapitalquote von 9% erfüllt haben. Bei der Vorstellung der finalen Zahlen hatte die EBA kürzlich den Kapitalbedarf der Commerzbank auf 5,3 Mrd EUR taxiert.
Das Frankfurter Bankhaus hat bereits weitere Maßnahmen zur Verbesserung der harten Kernkapitalquote angekündigt. Zu den beschlossenen Maßnahmen gehört eine Einschränkung der Neukreditvergabe außerhalb Deutschlands und Polens, der Verzicht auf Neugeschäft bei der Eurohypo. Gewinnthesaurierung, Verkauf nichtstrategischer Assets und verschärfter Sparmaßnahmen sollen 2 Mrd EUR in die Kasse spülen. Zudem soll die Reduktion der risikogewichteten Anlagen (RWA) um 30 Mrd EUR die Lücke um weitere 2,7 Mrd EUR verkleinern.
Wenn es Commerzbank-Chef Martin Blessing gelingt, alle Schritte wie geplant umzusetzen, dann wäre die Kapitallücke geschlossen. Und Staatshilfen will er ja nicht noch mal annehmen.
-Von Alexandra Edinger und Eyk Henning, Dow Jones Newswires, +49 69 29 725 112, alexandra.edinger@dowjones.com DJG/aed/eyh/kgb/nas
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December 14, 2011 12:02 ET (17:02 GMT)
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