
Mit dem Unternehmen Centrotherm
Nun liegt der Ball beim Amtsgericht. Wenn es die Anträge nicht genehmigt, könnte das bedeuten, dass ein Insolvenzverwalter eingesetzt wird und die bisherige Firmenspitze an Einfluss verliert. Dann würde das Unternehmen möglicherweise abgewickelt. Centrotherm hat einen massiven Markteinbruch zu verkraften, laut Insidern brachen vor allem Aufträge aus Asien weg. Schon vor einem Monat war das Unternehmen in massive Finanzierungsprobleme geraten, weil Kreditversicherer Warenlieferungen an die Firma nicht mehr weiter versichern wollten. Zum Jahresauftakt war Centrotherm in die roten Zahlen gerutscht.
CENTROTHERM: 'WEITER HANDLUNGSFÄHIG'
Centrotherm hat den Rechts- und Fachanwalt für Insolvenzrecht, Tobias Hoefer, in den Vorstand berufen. Dieser soll bei der Rettung des Unternehmens helfen. Centrotherm betont zudem, im Tagesgeschäft weiter handlungsfähig zu sein. "Da wir weiterhin zahlungsfähig sind, können wir sowohl Kundenaufträge planmäßig abarbeiten, wie auch unsere Lieferanten bezahlen", wird Vorstandschef Robert M. Hartung in der Mitteilung des Unternehmens zitiert.
Verbindlichkeiten aus der Zeit vor dem Antrag würden während des Schutzschirmverfahrens aber nicht beglichen. Zur Höhe dieser Verbindlichkeiten und den konkreten Gläubigern wollte Centrotherm nichts sagen. Aus dem Bericht zum Ende März abgelaufenen ersten Quartal ist zu entnehmen, dass das Unternehmen zu diesem Zeitpunkt kurzfristige Schulden in Höhe von 271,3 Millionen Euro hatte. Dem standen frei verfügbare Zahlungsmittel in Höhe von knapp 90 Millionen Euro gegenüber. Das Unternehmen kündigte an, die Schulden im Rahmen des Sanierungskonzepts "bestmöglich" befriedigen zu wollen. Diese Konzept soll mit den Gläubigern abgestimmt werden.
BISHER KEINE AUSSAGEN ZUM MÖGLICHEN SANIERUNGSKONZEPT
Offen blieb, wie ein Sanierungskonzept und somit eine Lösung für die Gläubiger aussehen soll. Nach Ansicht von Insidern könnte etwa - wie schon in anderen Fällen in der Solarbranche - einer Umwandlung von Gläubigeransprüchen in Aktien eine Möglichkeit sein. Centrotherm wolle sich nicht an Spekulationen über mögliche Lösungen beteiligen. Möglicherweise könne es bei der für den 9. August geplanten Vorlage der Halbjahreszahlen mehr Informationen geben, sagte eine Sprecherin.
Centrotherm leidet wie andere unter dem hohen Preisdruck in der
Photovoltaikbranche. Viele Kunden können sich derzeit keine
Investitionen in neue Maschinen leisten, so dass die Krise auch die
Maschinenbauer in Mitleidenschaft zieht. In den vergangenen Monaten
mussten mehrere Solarhersteller hierzulande Insolvenz anmelden,
darunter der frühere Marktführer Q-Cells
'WEITERE KAPAZITÄTS- UND KOSTENSENKUNGEN'
Dies mache auch für Centrotherm weitere Kapazitäts- und Kostensenkungen nötig, teilte das Unternehmen mit. Inwieweit weitere Arbeitsplätze betroffen sind, konnte die Sprecherin am Mittwoch noch nicht sagen. Zur Jahresmitte ist die Zahl der Mitarbeiter bereits auf 1.400 zurückgegangen, Ende 2011 hatte Centrotherm noch 1.900 Beschäftigte.
Obwohl die Schieflage bei Centrotherm zum Teil schon im vergangenen Monat an die Öffentlichkeit gelangte, verloren die Aktien am Mittwoch zeitweise mehr als 75 Prozent und waren damit kaum noch 50 Cent wert. Vor einem Jahr hatten die Titel noch mehr als 26 Euro gekostet. Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) betonte indes, dass der Insolvenzantrag dem Unternehmen Zeit für eine Sanierung verschaffe. Die drohende Zahlungsunfähigkeit sei ein wichtiges Argument in möglichen Nachverhandlungen mit Kunden aus dem arabischen Raum. "Algerien und Katar haben mit diesem Schritt ein klares Zeichen bekommen, dass deren Prestigeprojekte scheitern könnten, wenn man keine Zugeständnisse macht", hieß es in einem Kommentar der LBBW./nmu/rum/zb
ISIN DE000A0JMMN2
AXC0136 2012-07-11/12:10