
(Neu: Interview-Aussagen des Vorstandschefs, aktualisierter Aktienkurs)
WIESBADEN (dpa-AFX) - Die Schwäche im aufstrebenden Geschäft mit
Carbonfasern und Verbundwerkstoffen hat den Kohlenstoffspezialisten
SGL Group
Trotz der anhaltenden Verluste in der Sparte glaubt Vorstandschef Robert Koehler weiterhin an ein profitables Wachstum der Carbonfasern und Verbundwerkstoffe. "Es gibt kaum einen Autobauer, ein Industrie- oder Maschinenbauunternehmen, das sich nicht mit dem Thema Leichtbau für bewegliche Teile oder Maschinen beschäftigt, um Energie zu sparen", sagte der Manager der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. "Bis sich ein solcher Megatrend durchsetzt, dauert das aber seine Zeit. Schauen Sie sich nur die Verzögerungen beim Flugzeug Dreamliner 787 an. Das ist typisch bei solchen Entwicklungen."
Diese Verzögerungen bei Luftfahrtprojekten, aber auch die anhaltende Flaute in der Windindustrie und eine maue Nachfrage aus der Industrie drückten die Hoffnungssparte tief in die roten Zahlen. Der Umsatz legte zwar noch zu, dahinter steckt aber vor allem der im April mehrheitlich übernommene portugiesische Acrylfaserhersteller Fisipe.
Im Hauptgeschäft mit Graphitelektroden für die Stahlindustrie und Kathoden für die Aluminiumschmelzen lief es deutlich besser. Der Umsatz stieg zwischen April und Juni, niedrigere Stückzahlen bei den Elektroden konnte SGL durch höhere Preise kompensieren. Die Nachfrage aus der Aluminiumindustrie setzte ihre moderate Erholung fort, allerdings sind hier die Preise aus Sicht von SGL weiterhin zu niedrig. Das Ergebnis der Sparte insgesamt legte aber dennoch kräftig zu. "Was sich jetzt abzeichnet ist, dass viele Hochöfen zu Gunsten der Elektrostahlproduktion zurück oder runtergefahren werden. Das liegt daran, dass der Elektrostahl der flexiblere und günstigere Herstellungsprozess ist und Schrott momentan günstig ist", gibt sich Koehler auch für das zweite Halbjahr zuversichtlich. Im Gesamtjahr rechnet er weiterhin mit höheren Umsätzen, erwartet aber lediglich eine Marge auf Vorjahresniveau.
Das besonders margenstarke Geschäft mit den Graphitspezialitäten (GMS) erwies sich einmal mehr als Ertragsperle. Die Gewinnentwicklung blieb allerdings hinter dem Umsatz zurück. Während die Erlöse zulegten, schrumpfte der operative Gewinn von 20,6 auf 18,4 Millionen Euro. Nach dem Boom im vergangenen Jahr haben die Mitarbeiter der Sparte dank weiterhin ordentlich gefüllter Auftragsbücher zwar anhaltend gut zu tun. Die Auslastung reicht aber nicht mehr an die Hochzeiten heran, was auf den Margen lastet. Die Rendite soll dennoch weiter deutlich über dem Mittelfristziel von zehn Prozent liegen. Im vergangenen Quartal erreichte sie 14,9 Prozent vom Umsatz. Die weitere Entwicklung ist aber stark von den Aussichten der Halbleiter- und Leuchtdioden-Hersteller abhängig.
Wegen der Probleme im Carbonfasergeschäft hatte der Vorstand bereits im Juli den Ausblick für den operativen Gewinn im Konzern gesenkt. Demnach rechnet das Unternehmen wegen der enttäuschenden Entwicklung mit einer Stagnation des EBIT in etwa auf Vorjahreshöhe (160 Mio Euro). Beim Umsatz blieb das Unternehmen bei seiner wenig konkreten Prognose eines Wachstums im Vergleich zum Vorjahr (1,54 Mrd Euro). Dabei betonten die Wiesbadener erneut, dass dies vor allem von einer verbesserten Weltkonjunktur im zweiten Halbjahr abhängig sei. "Wenn es nicht zu einem GAU-Szenario kommt, bin ich da recht zuversichtlich", sagte Koehler.
Der Konzernumsatz stieg im vergangenen Quartal um 18,5 Prozent auf 428,2 Millionen Euro und damit kräftiger als gedacht. Anteil am deutlichen Zuwachs hatte aber auch eine Übernahme. Vor Zinsen und Steuern verdienten die Wiesbadener 36,8 Millionen Euro und damit 16,4 Prozent weniger als vor einem Jahr./stb/jha/kja
ISIN DE0007235301
AXC0209 2012-08-09/14:53