Die bundeseigene KfW-Bank plädiert angesichts niedriger Preise für Kohlendioxidzertifikate für eine erhebliche Kürzung der Zuteilung von Emissionsrechten für die im nächsten Jahr beginnende dritte Handelsperiode. "Nach heutigem Stand sind die vom Emissionshandel ausgehenden Vermeidungsanreize kurz- bis mittelfristig völlig unzureichend", sagte der Chefvolkswirt der stark in der Finanzierung erneuerbarer Energien investierten Bank, Norbert Irsch, der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Mittwochausgabe).
Daran würde die von der EU-Kommission vorgeschlagene Verschiebung geplanter Zertifikateversteigerungen nichts ändern. "Wichtig ist eine angemessene dauerhafte zusätzliche Reduzierung der zulässigen Emissionsobergrenze." Anderenfalls bestehe die Gefahr, dass der Emissionshandel in der EU auf absehbare Zeit weitgehend wirkungslos bleibe. Zudem plädierte er dafür, "weitere Bereiche einzubeziehen, etwa den Luftverkehr effektiv zu integrieren, auch wenn die EU sich hierbei starken Widerständen gegenüber sieht."
Grund für die Forderungen seien die schwachen Anreize, die von dem seit Monaten um sieben Euro pendelnden Zertifikatepreis für zusätzliche Investitionen in Energiesparen und den Klimaschutz ausgehen. In der Analyse sieht sich Irsch bestätigt durch die Ergebnisse einer zusammen mit dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Heidelberg vorgenommenen Expertenbefragung. Demnach gebe das Europäische Emissionshandelssystem nur sehr geringe Anreize zur Vermeidung von Kohlendioxid, die Kosten des Emissionshandels hätten bislang kaum Einfluss auf die Standortplanungen der Unternehmen.