Die Bundesregierung will die europäische Integration vorantreiben: Die Staats- und Regierungschefs sollen nach den Plänen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) noch in diesem Jahr einen Konvent beschließen, der ein neues rechtliches Fundament für die EU ausarbeitet. Das hat der europapolitische Berater Merkels, Nikolaus Meyer-Landrut, bei Gesprächen in Brüssel klar gemacht, wie das Nachrichten-Magazin "Der Spiegel" in seiner am Montag erscheinenden Ausgabe berichtet.
Ein konkreter Termin für den Auftakt des Konvents soll demnach bei einem geplanten Gipfeltreffen im Dezember festgelegt werden. Merkel drängt schon seit längerer Zeit darauf, den in der Euro-Gruppe beschlossenen Fiskalpakt um eine politische Union zu ergänzen. Dadurch könnte beispielsweise der Europäische Gerichtshof das Recht erhalten, die Haushalte der Mitgliedsländer zu überwachen und Defizitsünder zu bestrafen. In den meisten Mitgliedsstaaten stößt der deutsche Vorstoß indes auf wenig Gegenliebe: Bei einem Treffen der sogenannten Zukunftsgruppe, einem informellen Gesprächskreis von zehn EU-Außenministern, lehnte eine Mehrheit die Forderung von Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) nach einem Vertragskonvent ab.
Andere Länder wie Irland wollen nicht das Risiko einer Volksabstimmung eingehen, die bei einem neuen Vertrag nötig wäre. Auch enge Partner wie Polen sind gegen den deutschen Vorstoß, weil sie gegenwärtig wenig Chancen für einen Kompromiss unter den 27 EU-Mitgliedern sehen.