Im Zuge der Vorwürfe, Privatpatienten würden bei der Vergabe von Spenderorganen bevorzugt, fordert Eugen Brysch von der Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung, die Vergabe künftig vom Staat regeln zu lassen. "Das Transplantationsgesetz muss dringend geändert werden: Der Staat muss die Regeln für die Verteilung der Organe festlegen und auch die Kontrolle übernehmen. Nur so können wir das Vertrauen der Bürger wieder herstellen", sagte der Patientenschützer der "Bild-Zeitung".
Es liege ein flächendeckendes Problem vor, das sowohl die Standard-Vergabe als auch das beschleunigte Verfahren betreffen würde. "Es müssen jetzt alle Fakten auf den Tisch. Minister Bahr darf nichts verschweigen", forderte Brysch.
"Deshalb brauchen wir eine Gesamtübersicht. So schaffen wir Vertrauen bei den Organspendern." Auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kritisiert Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) und fordert eine Neuordnung der Kontrollen. "Hier muss sofort die Notbremse gezogen werden. Es muss eine unabhängige Kommission einberufen werden mit Experten, die nicht an der Organvergabe beteiligt sind, die die Vergabepraxis überprüft und Vorschläge zur Beseitigung möglicher Probleme macht. Die Treffen von Minister Bahr mit den üblichen Verdächtigen, die sich selbst kontrollieren, hilft uns nicht aus der Klemme", so Lauterbach gegenüber der Zeitung.
Axel Rahmel, Chef der Vergabe-Institution Eurotransplant, sagte gegenüber der Zeitung: "Die Organvergabe erfolgt vor allem nach Dringlichkeit. Der Versichertenstatus spielt bei der Vergabe keine Rolle, er wird auf der Zuteilungsliste bei Eurotransplant auch gar nicht angezeigt. Zudem ergibt sich aus den Daten über die Sterblichkeitsrate von Patienten, dass entsprechend ihrem Anteil auf der Warteliste mehr privatversicherte Patienten als gesetzlich Versicherte in den letzten zehn Jahren während der Wartezeit verstorben sind." CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn greift seinerseits die Grünen an, die die Vorwürfe erhoben hatten. "Die Grünen spielen bewusst mit falschen Zahlen. Das gefährdet Menschenleben, denn es verunsichert die Bürger", warnte Spahn.