Bundeskanzlerin Angela Merkel ist nach Informationen des "Spiegels" zu der Überzeugung gelangt, dass Griechenland im Herbst auf keinen Fall den Euro-Raum verlassen darf. "Wir müssen eine Lösung finden", sagte Merkel laut "Spiegel" vergangene Woche im kleinen Kreis.
Die Kanzlerin und ihre Berater befürchten, ein Ausscheiden Athens könnte einen ähnlichen Domino-Effekt auslösen wie die Lehman-Pleite 2008. Allein Deutschland müsste rund 62 Milliarden Euro abschreiben. Auch die politischen Kosten eines griechischen Euro-Austritts schätzt Merkel als zu hoch ein: Die Bundesregierung müsste womöglich Problemländer wie Italien und Spanien durch eine gemeinsame Schuldenunion stabilisieren, befürchten Merkels Berater. Die Grundsatzentscheidung zugunsten Griechenlands fiel im Kanzleramt, noch bevor die Troika aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds vergangene Woche zu ihrer neuen Erkundungsmission nach Athen aufbrach. Deren Bericht wird sich nach Angaben von Diplomaten in Brüssel weiter verzögern.
Mit einer Entscheidung über Griechenlands Zukunft rechnet man in Brüssel erst für Anfang November. Ein drittes Hilfsprogramm für das angeschlagene Mittelmeerland will Merkel auf jeden Fall verhindern, weil sie im Bundestag dafür keine Mehrheit bekäme. Stattdessen soll das bisherige Hilfsprogramm umgeschichtet werden. So könnten die nächsten Kredittranchen bei Bedarf größer ausfallen als geplant, dafür würden spätere Tranchen entsprechend gekürzt.