Ärzte und Tiermediziner werfen Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) vor, eine Seuche zu ignorieren, die vom Tier auf den Menschen springen kann. Der Neurologe Dirk Dressler von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) sagte dem Nachrichtenmagazin "Focus": "Wir haben Frau Aigner auf unsere Befunde zum chronischen Botulismus hingewiesen."
Das Ministerium habe jedoch Wissenschaftler mit einer Untersuchung beauftragt, "die sich schon jetzt auf ein negatives Ergebnis festgelegt haben", so Dressler. 2,2 Millionen Euro hat das Ministerium für eine entsprechende Untersuchung ausgegeben. Das Ministerium weist die Vorwürfe zurück. Die Vergabe des Forschungsauftrags sei "auf Grundlage vorab definierter Kriterien" erfolgt.
Der Veterinär Helge Böhnel schätzt, dass mehr als 3.000 deutsche Rinderbetriebe von der Krankheit betroffen seien. Unter dem Namen chronischer Botulismus diskutieren Forscher derzeit ein schleichendes Rindersterben, das vom selben Erreger verursacht wird, der auch für den akuten Botulismus verantwortlich ist. Dabei sterben Menschen und Tiere binnen kurzer Zeit an Muskellähmungen. Böhnel vermutet, dass die Krankheit über "dreckige Finger, die Atemluft oder Ausscheidungen der Tiere" auf den Menschen überspringe.