Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sieht im Friedensnobelpreis für die EU einen "Ansporn", das geeinte Europa zu einer "wahren Europäischen Union" weiterzuentwickeln. 55 Jahre nach der Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft stünden die Völker Europas so gut da wie noch nie in ihrer oft blutigen Geschichte, schreibt Schäuble in einem Beitrag für das Nachrichtenmagazin "Focus".
"Aber das europäische Projekt ist noch lange nicht am Ziel. Die Globalisierung, die nachhaltige Sicherung des Wohlstands und der Schöpfung, die Verbreitung von Sicherheit und Demokratie auch über Europa hinaus bleiben beispielsweise große Herausforderungen, die wir nur in einem geeinten Europa werden bewältigen können. Ein Europa, welches noch enger zusammenrücken muss und wird." Der Friedensnobelpreis für die Europäische Union sollte es den Europäern ermöglichen, "dass wir unseren Kopf einmal über den Tellerrand von Programmen und Defiziten heben".
Dann sollte "uns bewusst werden, was wir schon alles erreicht haben, noch alles erreichen können und unverzagt erreichen werden", schreibt der Bundesfinanzminister. Der Preis sei Ansporn, "uns einmal für eine kurze - aber gerne auch längere - Zeit von den täglichen Debatten um Zinsen und Ratings, um Troikas und Spreads zu lösen und uns auf das zu konzentrieren, was wichtig ist: unser großes gemeinsames Projekt eines geeinten Europas, einer wahren Europäischen Union." Die Begründung "keine Kriege mehr in Europa" erscheine 67 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg zwar zu selbstverständlich als Argument. Doch diese lange Friedensphase habe das geeinte Europa erreicht.
"Wohlstand, Frieden und Freiheit sind Selbstverständlichkeiten geworden", so Schäuble. "Sie bleiben aber dennoch großartige und oft schmerzlich vermisste Errungenschaften, wie wir unschwer erkennen können, wenn wir um uns blicken."