
Die Europäische Union schaltet sich ein, um die Probleme der europäischen Automobilindustrie in den Griff zu bekommen. Ende November werde man Konzerne, Gewerkschaften und Wirtschaftsminister an einen Tisch bringen, um Maßnahmen zu erarbeiten, gemeinsam mit der Krise fertig zu werden, erklärte Antonio Tajani, Vizepräsident der Europäischen Kommission und dort zuständig für die Industrie.
"Europa produziert die besten Autos der Welt. Die Kommission will, dass diese Führung beibehalten wird", sagte er. Deshalb werde man dringend notwendige Maßnahmen ergreifen, um die gegenwärtigen Schwierigkeiten zu lösen. Die europäische Autoindustrie habe das Zeug dazu und könne wettbewerbsfähig bleiben.
Richtig konkret wurde die Kommission mit Blick auf mögliche Maßnahmen nicht. Es sei eine "europäische Antwort" nötig, hieß es. Diese sollte sich auf das Problem der Überkapazitäten, soziale und technologische Investitionen sowie auf Staatshilfen und nachfrageseitige Maßnahmen konzentrieren.
Der alte Kontinent ist derzeit kein gutes Pflaster für die Automobilindustrie. Der europäische Markt, der sowieso als weitgehend gesättigt gilt, wird zusätzlich von der Schuldenkrise belastet. Vor allem im Süden des Kontinents machen Kunden einen großen Bogen um die Verkaufsläden. Hersteller, die vorrangig in Europa aktiv sind, schreiben angesichts der Überkapazitäten von geschätzt rund einem Fünftel seit Quartalen tiefrote Zahlen, weshalb die Angst vor Stellenstreichungen und Werksschließungen umgeht.
Eine Erholung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Nach einem Minus bei den Neuzulassungen in diesem Jahr von mindestens 8 Prozent erwartet die EU auch 2013 weitere Rückgänge. Der Markt würde dann auf dem Niveau von Anfang der 1990er Jahre liegen. Erst 2014 oder 2015 dürfte es nach Expertenmeinung wieder bergauf gehen, wobei manche Märkte wohl erst Ende des Jahrzehnts auf das Vorkrisenniveau zurückkehren werden.
Tajani hob die Bedeutung der Autobranche für die gesamte europäische Industrie hervor. Die Industrie gehört zu den größten Arbeitgebern in Europa: 2 Millionen Menschen arbeiten direkt für die Hersteller und Zulieferer, weitere 10 Millionen Stellen hängen indirekt an der Branche - zum Beispiel über Stahl-, Chemie- oder Textilunternehmen.
Laut dem europäischen Herstellerverband ACEA montieren Autobauer in Europa in rund 180 Werken auf dem Kontinent mehr als 17 Millionen Fahrzeuge. Das entspricht knapp einem Viertel der globalen Produktion. Nach Angaben der EU-Kommission steht die Automobilindustrie für 4 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung in Europa.
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November 08, 2012 06:13 ET (11:13 GMT)
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