
Der weltgrößte Stahlkonzern ArcelorMittal
Durch die Ausgabe der insgesamt bis zu 238 Millionen neuen Anteile könnte die Zahl der Aktien um bis 15 Prozent auf knapp 1,8 Milliarden steigen. Der Anteil der Familie um Unternehmenschef Lakshmi Mittal wird dabei auf jeden Fall sinken, auch wenn sie sich mit 600 Millionen Dollar an der Kapitalerhöhung beteiligt. Zuletzt waren etwas mehr als 40 Prozent des 1976 gegründeten Unternehmens noch in Familienbesitz.
DETAILS KAMEN GUT AN - AKTIE LEGT ZU
Die Kapitalerhöhung ist in zwei Tranchen aufgeteilt. Der erste Teil erfolgt durch die Ausgabe von 104 Millionen Aktien zu einem Preis von 16,75 Dollar das Stück. Damit fließen 1,75 Milliarden Dollar in die Kasse des Unternehmens. 2,25 Milliarden Dollar kommen aus einer Pflichtwandelanleihe, die spätestens in drei Jahren in ArcelorMittal-Aktien getauscht werden. Die Anleihe werde mit sechs Prozent verzinst.
Der Wandelpreis hängt von der Entwicklung der Aktie ab und liegt zwischen 16,75 und 20,94 Dollar. Sollte der Kurs am unteren Ende liegen, kommen noch mal zirka 134 Millionen Papiere des Unternehmens auf den Markt. Je höher der Wandelpreis liegt, desto weniger neue Aktien muss ArcelorMittal ausgeben. Sollte der höchste Wandelpreis erreicht werden, werden es 107 Millionen neue Aktien sein.
Am Aktienmarkt kamen die Details der Platzierung gut an. Das Papier legte am Vormittag knapp ein Prozent auf 13,21 Euro zu. Am Mittwoch war das Papier kurz nach der Ankündigung der Kapitalerhöhung um rund sechs Prozent bis auf 12,68 Euro gefallen. "Es ist ein guter Schritt", sagte ein Händler. Der Konzern zeige damit, dass er es mit dem Schuldenabbau ernst nimmt.
INTERESSE AN US-STAHLWERK VON THYSSENKRUPP
Die hohen Schulden sind ein großes Problem für ArcelorMittal und beunruhigen Investoren und Ratingagenturen schon länger. Im August hatte etwa Standard & Poor's die Kreditwürdigkeit auf Ramschniveau gesenkt. Mit dem Geld aus dem Verkauf der Aktien soll die Schuldenlast jetzt schnell auf 17 Milliarden Dollar gedrückt werden - das Mittelfristziel ist damit nicht mehr in weiter Ferne.
Finanzvorstand Aditya Mittal will dieses Ziel auch bei einem möglichen Kauf des US-Stahlwerks von ThyssenKrupp nicht aus dem Auge lassen. Die Offerte für das dortige Werk des deutschen Konzerns sei so konstruiert, dass sie nicht im Konflikt mit einer geringeren Verschuldung stehe. ThyssenKrupp will die beiden Pannen-Stahlwerke in Brasilien und USA so schnell wie möglich loswerden.
THYSSENKRUPP MUSS ABSTRICHE BEIM PREIS MACHEN
Der deutsche Traditionskonzern hat sich mit den beiden Werken komplett verhoben. Sie haben den Essenern wegen Pannen beim Bau, überhöhten Kosten und große Umweltprobleme bisher nur Ärger und Verluste in Milliardenhöhe eingebrockt. An den beiden Anlagen zeigten dem Vernehmen nach zuletzt viele Konzerne Interesse, wollen aber offenbar nicht das zahlen, was die Deutschen wollen.
ThyssenKrupp selbst sprach zuletzt von einer handvoll Interessenten und nennt offiziell kein Ziel für den Verkaufspreis. Vom einstigen Ziel, zumindest den Buchwert von rund sieben Milliarden Euro zu erlösen, dürfte Unternehmenschef Heinrich Hiesinger inzwischen jedoch abgerückt sein. In Finanzkreisen wurde zuletzt über einen Verkaufspreis von drei bis vier Milliarden Euro spekuliert./zb/mmb/stb
ISIN DE0007500001 LU0323134006
AXC0077 2013-01-10/10:33