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In der Pannenserie des Boeing-Vorzeigeflugzeugs 787 Dreamliner gibt es einen neuen Dreh. Die beiden japanischen Fluggesellschaften All Nippon Airways und Japan Airlines hatten nach eigenen Angaben vor dem entscheidenden Zwischenfall eine Serie von Batterien ausgetauscht. Erst danach zwang eine überhitzte Batterie auf einem Flug von All Nippon Airways die 787 zur Notlandung. Anschließend ordneten die Behörden ein komplettes Flugverbot für das Flaggschiff vom Airbus-Rivalen Boeing an.
All Nippon Airways hat während des rund 14-monatigen kommerziellen Betriebs der Dreamliner zehn Mal die Lithium-Ionen-Batterien ausgetauscht, mit der die Triebwerke und Notstromaggregate gestartet werden. Die Japaner begründeten den Schritt mit unzureichender Stromversorgung der Batterien.
Die Airline ersetzt die Batterien ihrer 777-Maschinen ungefähr in der gleichen Regelmäßigkeit. Dieser Typ nutzt aber mit Nickel-Cadmium eine andere Technologie, wie eine Sprecher von All Nippon Airlines erläutert. Der Austausch finde sowohl aufgrund von Defekten als auch im Rahmen von Routinewartungen statt.
Der Sprecher konnte nicht sagen, ob Boeing der Batterietausch beim Dreamliner mitgeteilt wurde. Den japanischen Behörden sei es seinerzeit jedenfalls nicht mitgeteilt worden. Der Vorgang sei dafür nicht bedeutsam genug gewesen, als dass die Behörden darüber hätten informiert werden müssen.
Über den Austausch der Batterien hatte am Dienstag als erstes die New York Times berichtet.
Ein Sprecher von Japan Air Lines sagte, dass die Fluggesellschaft ebenfalls einige Batterien ausgetauscht hat. Zu Details wie Häufigkeit und Gründen waren keine Informationen zu bekommen.
Boeing wollte zu den neuen Informationen kein Statement abgeben. "Offiziell können wir das nicht kommentieren, da die (US-Verkehrsbehörde) NTSB dieses als Teil ihrer Untersuchung betrachtet", sagte ein Boeing-Sprecher.
Der wichtigste Grund für den Austausch der 787-Batterien kam einer informierten Person zufolge dadurch zustande, dass sie unsachgemäß abgeklemmt wurden. Dadurch hätten sie sich stark entladen. Ein anderer Grund sei, dass die vorgeschriebene Nutzungsfrist abgelaufen sei.
Die untersuchenden Behörden nähmen die Wartung der Dreamliner-Batterien ins Visier, wie mit den Vorgängen vertraute Personen sagen. So wollen sie Licht ins Dunkel bringen, warum die Batterien auf den beiden Maschinen von All Nippon Airways und Japan Airlines überhitzen und Feuer fangen konnten. Die Vorfälle hatten dafür gesorgt, dass alle Dreamliner weltweit am Boden bleiben müssen, bis ihre Sicherheit bestätigt ist.
Behörden aus den USA und Japan haben den Produktionsprozess des Batterieherstellers GS Yuasa Corp unter die Lupe genommen, und sich die Hersteller der Ladegeräte und Schaltungstechnik der Batterien in den USA und Japan genauer angesehen - bislang ohne Erfolg. Die Inspektion bei Yuasa habe keine neuen Hinweise erbracht, teilte ein Vertreter des japanischen Verkehrsministeriums mit.
Die Ermittler sammeln jetzt mit Hilfe von Boeing den informierten Personen zufolge Daten darüber, wie oft Fluggesellschaften weltweit verdächtige oder nicht richtig funktionierende Batterien am 787 Dreamliner vor dem Flugverbot ausgetauscht haben. Amerikanische Experten sammeln ebenfalls Informationen, ob es ungewöhnliche Vorfälle beim Laden oder Entladen gegeben hat.
Bei All Nippon wurden fünf 787-Batterien ausgetauscht, weil sie sich nicht mehr vollständig aufladen ließen, so der Unternehmenssprecher. Diese Batterien, die eine leistungsfähige aber entflammbare Lithium-Ionen-Technologie nutzen, kommen erst seit kurzem überhaupt in Zivilflugzeugen zur Anwendung. In drei anderen Fällen seien neue Batterien eingesetzt worden, weil sie den versorgten Bordsystemen nicht genügend Energie zur Verfügung stellen konnten. Bei den übrigen beiden Austauschmaßnahmen konnte der Sprecher den Grund nicht nennen. In neun von zehn Fällen waren die Batterien Teil des Systems, das beim Start der Dreamliner-Triebwerke zum Einsatz kommt.
Am meisten verwundert die Behörden, dass die bislang untersuchten Batterien keine offensichtlichen Anzeichen einer Beschädigung oder Fehlfunktion aufwiesen, wie die US-Industrie- und Regierungsexperten sagten.
Auch die Hauptbatterie im Dreamliner von All Nippon Airways habe normal funktioniert, bis im Cockpit eine Warnung über eine Fehlfunktion angezeigt wurde und die Piloten einen Brandgeruch wahrnahmen, berichten mit den US-Untersuchungen vertraute Personen.
--Jon Ostrower und Yoshio Takahashi haben zu diesem Bericht beigetragen.
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January 30, 2013 06:58 ET (11:58 GMT)
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