Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hat den Chef der Glaubenskongregation des Vatikans, Gerhard Ludwig Müller, scharf angegriffen. "Vergleiche mit dem Holocaust sind geschmacklos, wenn es um unterschiedliche Auffassungen in unserer Gesellschaft zu aktuellen Fragen wie auch der Rolle der Ehe, Familie und eingetragenen Lebenspartnerschaften geht", sagte Leutheusser-Schnarrenberger der "Welt am Sonntag".
"Die Katholische Kirche muss sich drängenden Problemen stellen und kann sich nicht durch Verweis auf vermeintliche Sonderstellung ihrer Verantwortung entziehen." Erzbischof Müller hatte eine aufkommende "Pogromstimmung" gegen die katholische Kirche beklagt. Der Erzbischof verwies in einem Interview mit der "Welt" auf "gezielte Diskreditierungskampagnen gegen die katholische Kirche in Nordamerika und auch bei uns in Europa". Diese hätten erreicht, "dass Geistliche in manchen Bereichen schon jetzt ganz öffentlich angepöbelt werden", sagte Müller.
Nach Müllers Ansicht wächst so eine künstlich erzeugte Wut, "die gelegentlich schon heute an eine Pogromstimmung erinnert." Im Internet und auch im Fernsehen würden Attacken gegen die katholische Kirche geritten, deren Rüstzeug zurückgehe auf den Kampf der totalitären Ideologien gegen das Christentum. Müller war vor seiner Ernennung zum Präfekten der Glaubenskongregation durch Papst Benedikt XVI. im vergangenen Jahr Bischof von Regensburg.