Die von der SPD aus Rücksicht auf Analphabeten in Deutschland gewünschte Bebilderung des Bundestagswahlzettels stößt auf Ablehnung bei der FDP und auf Skepsis beim Bundesverband Alphabetisierung. "Wir sollten mit unserem Wahlzettel nicht in die Bildersprache abgleiten, so als seien wir ein Staat aus der 4. Welt", sagte Brüderle der "Leipziger Volkszeitung" (Freitagausgabe).
Entscheidend sei, dass man als Staat "nicht resigniert vor der Bildungsaufgabe, wonach alle Bürger ein Recht darauf haben, lesen und schreiben zu können". Peter Hubertus, Gründungsmitglied und Geschäftsführer des Bundesverbandes Alphabetisierung und Grundbildung, sagte gegenüber der Zeitung, es sei zwar "nicht schädlich", wenn man auf Wahlzetteln auch mit bekannten Logos von Parteien zur besseren Wiedererkennung arbeite. Aber es stelle sich die Frage, "ob und für wie viele Menschen ein solcher Logo-Wahlzettel wirklich hilfreich wäre". Man könne relativ leicht Logos für SPD oder CDU unterscheiden, so wie dies bei Aldi, Lidl oder Coca Coca der Fall sei.
"Aber der entscheidende Punkt ist, wie will man eine begründete Wahlentscheidung treffen, wenn jemand nicht lesen und nicht schreiben kann?" Der Alphabetisierungsexperte verwies darauf, dass es rund 7,5 Millionen funktionale Analphabeten in Deutschland gebe. Aber lediglich 300.000 Menschen könnten allenfalls einzelne Buchstaben unterscheiden. Zwei Drittel davon seien Migranten ohne Wahlmöglichkeit in Deutschland. "Ich vermute, dass höchstens 100.000 Personen von der Idee der SPD grundsätzlich betroffen wären", sagte Peter Hubertus.