
Berlin (BoerseGo.de) - Eine aktuelle Studie zur Energiewende stellt der Bundesregierung ein vernichtendes Urteil aus. Die Ziele seien unrealistisch, an bewölkten und windarmen Tagen könne es kritisch werden, resümiert die Beratungsgesellschaft McKinsey in ihrem vierteljährlich erscheinenden "Energiewende-Index", aus dem die Tageszeitung "Die Welt" am Donnerstag zitiert. Die Experten kommen demnach zu dem Schluss, dass die Bundesregierung mit ihrer "Energiewende" im vergangenen Quartal kaum vorangekommen ist. Die Bundesregierung könne derzeit lediglich hoffen, vier von 15 selbst gesteckten Energiewende-Zielen zu erreichen, das Erreichen von drei weiteren Zielen der Energiewende müsse als "kritisch" angesehen werden, heißt es in dem Bericht. Bei acht Indikatoren bestehe aber starker Anpassungsbedarf, da eine Zielerreichung für 2020 sonst unrealistisch sei.
Insbesondere bei der Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit mit Strom in Deutschland mahnen die McKinsey-Experten dem Bericht zufolge dringend an, die deutliche Tendenz zur Verschlechterung aufzuhalten. Zu den erreichbaren Zielen zählt McKinsey den Erhalt von Arbeitsplätzen sowohl im Bereich erneuerbarer Energien als auch in der energieintensiven Industrie. Bei den Industriestrompreisen stellen sie ebenfalls eine Verbesserung festzustellen. Das Ziel, die Nutzung von Solarkraft in Deutschland zu steigern, wurde indes dramatisch übererfüllt: Durch den Rekordzubau von Solarmodulen mit 7,6 Gigawatt Leistung im vergangenen Jahr sei der im Erneuerbare-Energien-Gesetz festgeschriebene Ausbaukorridor um mehr als das Doppelte überschritten worden. Die Sicherheit der Stromversorgung soll durch die Energiewende nicht schlechter werden.
Doch damit sei es mit den guten Nachrichten auch schon vorbei, schreibt die Zeitung. Demnach steht insbesondere die Versorgungssicherheit auf dem Spiel: Das einschlägige Kriterium der "gesicherten Reservemarge" komme nicht ausreichend zum Tragen. Der Wert beschreibt, inwieweit die sicher verfügbare Kraftwerksleistung in Deutschland noch ausreichen würde, die Stromnachfrage zu jeder Zeit zu decken. Und hier sieht es laut den Experten nicht gut aus. Der Verband der europäischen Netzbetreiber (ENTSO-E) habe für Deutschland in diesem Winter eine Reservemarge von minus 0,6 Prozent festgestellt. Die Stromnachfrage könnte also höher sein, als die in Deutschland verfügbare Kraftwerksleistung. "Im Extremfall, beispielsweise an einem kalten, bewölkten, windarmen Wintertag, könnte es in Deutschland zu kritischen Situationen und damit Importbedarf kommen", warnt McKinsey laut der "Welt". "Gemessen am Ziel einer fünfprozentigen Reservemarge, wie vom Verband ENTSO-E veranschlagt, ist demnach ein klares Risiko für die Versorgungssicherheit zu konstatieren".