Von Claudia Nehrbaß
Die beschlossene Zypern-Rettung lastet auch an der Wall Street zu Wochenbeginn auf den Aktienkursen, wenn auch nicht so stark wie in Europa oder Asien. Erstmals seit Ausbruch der Krise in der Eurozone sollen nun auch Spareinlagen zur Bankenrettung in einem Krisenland herangezogen werden. "Damit ist ein Tabubruch vollzogen worden", heißt es von einem Analyst. Dies gehe weit über das hinaus, was erwartet worden war und könnte die Angst vor einem möglichen politischen Fehler verstärken. Die Bankkonten in Zypern sind über das Wochenende eingefroren worden. Das Parlament soll am Dienstagmorgen die entsprechenden Gesetze für den Schuldenschnitt auf den Weg bringen. Präsident Nikos Anastasiadis hat bereits davor gewarnt, dass andernfalls ein Zusammenbruch des Bankensektors drohe.
Es gibt schon erste Vorschläge für Anpassungen aus Nikosia. Diese gehen laut Analysten "in die richtige Richtung". Zypern hat vorgeschlagen, dass Sparguthaben bis 100.000 Euro nur mit 3 Prozent belastet werden sollen. Ursprünglich waren 6,75 Prozent geplant. Dafür sollen Guthaben über 100.000 Euro nun mit 10 Prozent anstelle der geplanten 9,9 Prozent herangezogen werden. Zudem soll bei Guthaben über 500.000 Euro sogar eine Abgabe von 15 Prozent fällig werden.
Auf längere Sicht, so warnen die Experten der Credit Suisse, drohe die Gefahr, dass Gelder aus dem Land abgezogen würden; und die Newedge-Ökonomen fürchten gar panikartige Reaktionen. Mit den angestrebten Abgaben auf Spareinlagen werde die Furcht geweckt, dass andere Länder ähnliche Schritte unternehmen könnten.
Für die US-Indizes geht es nach unten. Der Dow-Jones-Index verliert 0,3 Prozent und fällt wieder unter die Marke von 14.500 Punkten. Der S&P-500 sinkt um 0,6 Prozent und der technologielastige Nasdaq-Composite ebenfalls um 0,6 Prozent. Damit setzt sich nach den leichten Kursverlusten am Freitag im Anschluss an die zehntägige Gewinnstrecke des Dow-Jones-Index die Korrektur fort.
Dass die Verluste im Vergleich zu Europa und Asien recht gering sind, könnte auch an den ungebrochen optimistischen Analystenerwartungen liegen. Nach Goldman Sachs und der Deutschen Bank hat nun auch Morgan Stanley das Jahresziel für den S&P-500 und die Schätzungen für die Gewinne der im Index enthaltenen Unternehmen erhöht. Morgan Stanley sieht den Index zum Ende des Jahres bei 1.600 Punkten.
Bei den Einzelwerten stehen Bankenwerte unter Abgabedruck. Belastet von dem Schuldenschnitt in Zypern geht es hier unter anderem für die Aktien der Citigroup um 1,1 Prozent, für J.P.Morgan um 1,1 Prozent und für Goldman Sachs um 1,9 Prozent nach unten. ExxonMobil profitiert nicht davon, dass Statoil und der US-Konzern einen weiteren Gasfund vor der Küste Tansanias gemeldet haben. Die Aktie verliert 0,5 Prozent. Hewlett-Packard-Aktien stützen den Dow-Jones-Index mit einem Plus von 2,7 Prozent. Morgan Stanley hat die Titel auf "Overweight" von "Equalweight" hochgestuft.
Auch für den Euro ist das beschlossene "Zypern-Rettungspaket" ein Belastungsfaktor. Die Gemeinschaftswährung fiel in einer ersten Reaktion bis auf 1,2881 Dollar und damit den tiefsten Stand des Jahres. Die Beteiligung der Sparer am zyprischen Schuldenschnitt schürte die Furcht vor einer Kapitalflucht aus der Eurozone. Nachdem Zypern angekündigt hat, die Pläne zu überarbeiten, erholt sich der Euro auf 1,2955 Dollar.
Dass die Anleger gleichwohl verunsichert sind, lässt sich auch am Goldpreis und den US-Anleihen ablesen. Der Goldpreis steigt erstmals seit Ende Februar wieder über die Marke von 1.600 Dollar je Feinunze. Damit profitiert das Edelmetall von seinem Ruf als sichere Krisenwährung. Denn die Beteiligung der Sparer am Schuldenschnitt für die zyprischen Banken hat die Eurokrise schlagartig wieder in den Fokus gerückt. Derzeit notiert der Goldpreis bei 1.606 Dollar je Feinunze. Am Freitag zum Settlement wurden noch 1.592,60 Dollar bezahlt.
Auch die Notierungen am US-Anleihemarkt legen stark zu und beenden damit ihre jüngste Verluststrecke. Hier kommt es nach dem Beschluss über das Zypern-Rettungspaket ebenfalls zu verstärkten Umschichtungen in den "sicheren Hafen" der US-Anleihen. Für die Rendite zehnjähriger Papiere geht es um 4 Basispunkte auf 1,95 Prozent nach unten.
Auch der Ölpreis gibt deutlicher nach. Für ein Barrel der US-Sorte WTI werden aktuell 92,36 Dollar gezahlt, nach 93,45 Dollar am Freitag. Zur Begründung wird vor allem auf den erstarkten Dollar verwiesen, der Öl für Investoren aus anderen Währungsräumen unattraktiver macht.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 14.469,63 -0,31 -44,48 S&P-500 1.551,96 -0,56 -8,74 Nasdaq-Comp. 3.230,53 -0,57 -18,54 Nasdaq-100 2.786,59 -0,46 -12,82 DEVISEN zuletzt '+/- % Mo, 8.22 Uhr Fr, 17.41 Uhr EUR/USD 1,2955 0,40% 1,2903 1,3055 EUR/JPY 123,0614 0,86% 122,0149 124,4919 EUR/CHF 1,2241 0,44% 1,2187 1,2274 USD/JPY 94,9890 0,44% 94,5740 95,3600 GBP/USD 1,5124 0,11% 1,5108 1,5119 ===
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March 18, 2013 10:54 ET (14:54 GMT)
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